Hier könnten in Löhne neue Fahrradstraßen entstehen

Löhne. Lange wurde gekämpft, debattiert und gerungen. Jetzt aber stehen die Chancen gut, dass in Löhne schon bald die ersten Fahrradstraßen eingerichtet werden. Nachdem ein angestrebtes Modellprojekt in Mennighüffen zuletzt noch am Votum der Politik gescheitert war, machte der Radverkehrsbeirat am Donnerstagabend den Weg für ein umfassendes Fahrradstraßenkonzept frei. Auf gleich mehreren Straßenzügen im gesamten Stadtgebiet könnten demnach Radfahrern mehr Rechte eingeräumt werden. Bis das allerdings realisiert ist, dürfte noch einige Zeit vergehen. Die Ausgangslage Bislang ist es lediglich ein Entwurf. Das jedenfalls betonte Löhnes Mobilitätsmanager Matts Ottemeier im Sitzungssaal, als er die Grundzüge des angestrebten Fahrradstraßenkonzepts vorstellte. Ein solches hatten die politischen Gremien bereits vor Monaten beschlossen, um in Löhne überhaupt Fahrradstraßen ausweisen zu können. Auf diesen dürften bei entsprechender Beschilderung zwar auch Autos fahren. Fahrradfahrer aber genießen dort Vorrang, wie Ottemeier erläuterte: "Es darf keine Behinderung oder Gefährdung des Radverkehrs entstehen. Und auch das nebeneinanderfahren von Zweirädern ist ausdrücklich erlaubt." Fahrbahnverengungen könnten zudem den Verkehr derart beruhigen, dass die entsprechenden Straßen für Radfahrer deutlich attraktiver ausfallen, als für Pkw. So viel zur Theorie. In der Praxis aber eignen sich längst nicht alle Strecken in Löhne für ein Fahrradstraße. Im Gesamtkonzept sollten daher verschiedene Abschnitte auf ihre Tauglichkeit geprüft werden. "Noch befinden wir uns im Erstellungsprozess", erklärte Ottemeier. In einem ersten Schritt seien dabei 15 Straßen und Wege unter die Lupe genommen worden, die von der Verwaltung oder heimischen Radfahrexperten für geeignet gehalten wurden. "Die haben wir dann anhand verschiedener Kriterien beurteilt." So sollten künftige Fahrradstraßen möglichst an bereits vorhandene Radwegenetze geknüpft werden. Auch die Frage, ob der Radverkehr an Ort und Stelle tatsächlich attraktiver würde, stand dabei im Raum. "Und nicht zuletzt haben wir auch geschaut, mit welchem Aufwand zu rechnen wäre", so Ottemeier. Auf dieser Grundlage seien die Straßen schließlich priorisiert worden. Priorität 1 Obernfeld In Löhne-Ort stellt die Straße eine wichtige Nord-Süd-Verbindung dar, an der sowohl die Grundschule als auch der Sportverein TuRa Löhne liegen. Schon darin liegt aus Sicht der Verwaltung ein Vorteil, da Schüler und Vereinsmitglieder von einer Fahrradstraße profitieren würden. Zudem ist die Streckenführung schon jetzt Teil des Radwegenetzes und darüber hinaus in einem guten Zustand. Der Bauaufwand hält sich daher in Grenzen. Ein weiterer Pluspunkt: Die Straße verläuft zum Teil unter Einbahnstraßenregelung. Goethestraße In Gohfeld werden gleich mehrere Schulen und Kitas über die Goethestraße verbunden. Folgerichtig ist die vorgesehene Streckenführung zwischen Hoch- und Koblenzer Straße durch den Schülerverkehr geprägt. Für diesen, so die Verwaltung, wäre eine Fahrradstraße daher ein Gewinn. Auch, weil sich zu Stoßzeiten auch Busse und Pkw in diesem Abschnitt bewegen. Weil die Fahrbahn dennoch in einem guten Zustand ist, hielte sich auch der bauliche Aufwand in Grenzen. Hochstraße Als Fahrradstraße würde die Hochstraße unmittelbar an die Goethestraße anknüpfen - ein Pluspunkt in den Augen Ottemeiers. Darüber hinaus sei die Fahrbahn schon jetzt breit genug und in einem guten Zustand. Für Schüler könne hier mit geringem Aufwand ein attraktives Angebot entstehen. Werrestraße-Rathausstraße Es ist nur ein kurzer Abschnitt zwischen der Tennishalle Im Dall und der Einfahrt zum Rathausgebäude. Dafür aber würde eine Fahrradstraße unmittelbar an den Werreradweg anknüpfen. Auch das Gymnasium könnte über die Fahrradstraße erreicht werden. Die Fahrbahndecke der Werrestraße ist zwar deutlich angegriffener, als auf der Rathausstraße, dafür aber ein wenig kürzer. Priorität 2 In dieser Kategorie sind gleich sechs Straßen gelandet. Insbesondere deshalb, weil auf diesen Strecken umfangreicher gebaut werden müsste, um die Anforderungen an eine Fahrradstraße zu erfüllen. Das wäre etwa bei der Route Sonnebrink - Brockäckerweg in Mennighüffen, wo der Asphalt zum Teil erheblich beschädigt ist. Gleiches gilt für den Abschnitt Schierholzstraße - Am Mühlenbach. Die Wegführung Ulenburg - Mennighüffen müsste hingegen aufgrund der Länge gründlich überholt werden. Diese drei Strecken eint jedoch, dass sie allesamt bereits ans Radwegenetz angebunden sind und eine Fahrradstraße hier aus Sicht der Verwaltung einen Zugewinn für Radfahrer bedeuten würde. Letzteres gilt auch für die von CDU, Grünen und Linker anvisierte Strecke Am Kreuzkamp - Postweg - Niederweg - Glockenbrink. Allerdings fehlt hier weitgehend eine Anbindung ans Radwegenetz. Zudem ist die Fahrbahn an manchen Stellen zu gering. Ähnlich bewertet wird auch die Route Wittekindstraße - In der Heide. Den schlechtesten Zustand weist in dieser Stufe die Strecke Poststraße - Am Pastorenholz - Friesenstraße - Jahnstraße auf. Trotz guter Anbindung und einem deutlichen Zugewinn für Radfahrer und Schüler des August-Griese-Berufskollegs erhält dieser Abschnitt daher nur eine untergeordnetere Priorität. Priorität 3 Ein zu hoher baulicher Aufwand, ein geringer Zugewinn für den Radverkehr oder eine fehlende Anbindung ans Radwegenetz lassen vier anvisierte Straßenabschnitte in die unterste Kategorie fallen. Der Badeweg in Mennighüffen ist hier ebenso vertreten, wie die Straße Auf dem Keile. Beim Oberen Hellweg kommen sogar mehrere Faktoren zusammen. All diese Straßen stehen ganz unten auf der Liste. Niedriger eingestuft wurde lediglich die Straße In der Masch in Obernbeck, die aus Sicht der Verwaltung schon jetzt eine hohe Sicherheit für Radler bietet und daher gar keine Priorisierung erhält. Das weitere Prozedere Bevor diese Straßen und Streckenabschnitte nun zu einer Fahrradstraße werden können, sind noch weitere Untersuchungen nötig. Für ein rechtssicheres Konzept sind nach Angaben von Matts Ottemeier etwa noch entsprechende Verkehrszählungen durchzuführen. Auch müsste eine Kostenberechnung aufgestellt werden, die dann ins Konzept einfließe. Voraussetzung sei allerdings ein Beschluss durch den Planungs- und Umweltausschuss. Eine Empfehlung dafür gab der Radverkehrsbeirat schließlich einstimmig ab. Demnach sollen zunächst die Strecken aus der Priorisierungsstufe 1 untersucht werden. "Damit wir endlich mal voran kommen und überhaupt anfangen", wie Kurt Begemann vom Förderverein Radverkehr sagte. Laut Ottemeier könnten die ersten Verkehrszählungen für das kommende Frühjahr angepeilt werden. "Das heißt nicht, dass die weiteren Stufen außen vor bleiben", so Ottemeier. "Die kommen dann nur später dran."

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