IHK Umfrage im Kreis Herford: Eins der Ergebnisse so schlecht wie seit 20 Jahren nicht

Kreis Herford. Die Stimmung passt zum Wetter. Dunkle Wolken, Regen, es donnert. Die Ergebnisse der Herbstkonjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) sorgen nicht für den Silberstreif am Horizont. Die Umfrage wird bei der Firma Agoform in Löhne vorgestellt. IHK-Vizepräsidentin Alexandra Altmann bringt die Ergebnisse auf den Punkt. "Wir befinden uns in einer schwierigen konjunkturellen Lage und müssen aufpassen, dass den Unternehmen in dieser Phase nicht komplett die Luft zum Atmen genommen wird." Zweimal im Jahr befragt die IHK Unternehmen zu ihrer wirtschaftlichen Situation. 239 Unternehmen mit rund 14.200 Beschäftigten aus den Bereichen Industrie, Handel und Dienstleistung haben sich beteiligt. Ein paar Zahlen zeigen, wie stark sich die Lage für viele Firmen verändert hat. Schlechtestes Ergebnis seit 20 Jahren Die Zahl der Industriebetriebe, die ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht bewerten, liegt bei 44 Prozent. In der Frühjahrsumfrage hatten nur 10 Prozent der befragten Unternehmen ihre Lage schlecht eingeschätzt. Nur drei Prozent gehen von einer besseren Lage aus, 31 Prozent von einer schlechteren. "Das ist seit 20 Jahren das schlechteste Ergebnis bei der erwarteten Entwicklung", sagt Altmann. Entsprechend zurückhaltend sind die Investitionsplanungen bei den Unternehmen. Die Aussichten für den Handel sind ebenfalls nicht rosig. "Der Blick auf die kommenden zwölf Monate ist im Handel von viel Pessimismus geprägt", sagt Tanja Maaß, stellvertretende Vorsitzende des IHK-Dienstleistungsausschusses. Durch die hohe Inflation, die allgemeine Kaufzurückhaltung und die gestiegenen Energiepreise werde der Geschäftsverlauf gedämpft. Auch die Dienstleister blicken verhalten in die Zukunft. "Allerdings ist Entwicklung dort vielschichtiger und nicht ganz so pessimistisch", sagt Maaß. Schlechtes Zeugnis für die Politik Ein schlechtes Zeugnis stellen die Unternehmen der Politik aus. Die große Mehrheit der Firmen beklagt die mangelnde Unterstützung durch die aktuelle Wirtschaftspolitik. Ein Beispiel dafür ist die Diskussion um den Industriestrompreis. "Wir verbrauchen im Jahr knapp sechs Millionen kWh Strom. Damit kann man etwa 1.000 Haushalte versorgen", sagt Agoform-Geschäftsführer Jan Ottensmeyer. Falls es zu einem reduzierten Preis für die Industrie kommen sollte, würde Agoform davon wahrscheinlich nicht profitieren. "Dafür sind wir viel zu klein", sagt Ottensmeyer. In dessen Unternehmen, das seit 95 Jahren besteht, werden Besteckeinsätze und Rutschmatten aus Kunststoff hergestellt. Der Industriestrom ist umstritten, weil davon wahrscheinlich nur die Unternehmen profitieren würden, die einen extrem hohen Stromverbrauch haben. "Man sollte sich nicht die Frage stellen, durch welche Fördermaßnahmen man Wettbewerbsverzerrungen ausgleicht. Ein Pflaster auf die Wunde zu kleben beseitigt nicht das Grundproblem", sagt er. Unter guter Politik verstehe er, wenn diese Notmaßnahmen nicht erforderlich seien, weil die Politik vorausschauend gehandelt habe. Erstickende Bürokratie Großes Thema für die Wirtschaft ist auch die sich immer weiter ausbreitende Bürokratie. "In den letzten zehn Jahren hat sie massiv zugenommen und nimmt uns die Zeit für unsere eigentliche Arbeit", sagt Guido Möhlmann, Mitglied der IHK-Vollversammlung. Oder sie behindert, dass gute Ideen umgesetzt werden. Ottensmeyer hat das erlebt. "Wir hätten gerne auf den Dachflächen einer Halle, die einem unserer Nachbarn gehört, eine Photovoltaikanlage gebaut. Den Strom, der durch sie erzeugt wird, hätten wir bei uns ins Netz eingespeist. Das ist aber nicht erlaubt, weil sich die Halle nicht auf unserem Grundstück befindet", sagt Ottensmeyer. Der Strom hätt nur ins allgemeine Netz eingespeist werden dürfen. "Das ist natürlich völlig uninteressant." IHK-Geschäftsführer Götz Dörmann ist trotz der trüben Aussichten optimistisch, dass die Wirtschaft im Kreis Herford auch diese Krise überstehen wird. Neben Gütersloh sei der Kreis Herford der mit Abstand bedeutendste Industriestandort in OWL. "Gerade in der aktuell unsicheren und krisengeschüttelten Zeit ist unerlässlich, diese Kraft zu sichern."

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