Löhner Gastronomen zwischen Fachkräfte-Mangel und Lebensmittelpreisen

Löhne. Lockdown und 2G - inzwischen scheint es, als sei das lange her. Für die Gastronomie, auch in Löhne, war die Corona-Pandemie keine einfache Zeit, auch dort, wo die Kunden treu geblieben sind und sich fleißig Gerichte zum Mitnehmen bestellt haben. Jetzt gibt es für die Gastronomen weitere Herausforderungen: Das Personal, das aufgrund der Schließungen in andere Branchen abgewandert ist, fehlt weiterhin. Hohe Lebensmittelkosten treffen auf Verbraucher, die wegen der wirtschaftlichen Lage selbst mehr auf ihr Geld achten. Trotz alledem gibt es auch in der Werrestadt noch zahlreiche Gastronomiebetriebe, in denen Gerichte aus vielen Küchen der Welt angeboten werden. In den kommenden Monaten werden wir sie in einer neuen Serie vorstellen. Der Fachkräftemangel beschäftigt auch den Löhner Gastronomen Marco Lignante, der das Restaurant Lignantes an der Bahnhofstraße betreibt. Ihm macht unter anderem Sorgen, dass immer weniger junge Leute die Ausbildung zur Köchin oder zum Koch machen wollen. In der Küche könnten sich die Betriebe eben nicht so einfach mit Aushilfen oder ungelerntem Personal über Wasser halten. "In der Küche muss man wissen, was man tut", sagt er. Arbeiten, wenn andere frei haben Lignante ist im Prüfungsausschuss für die Kochausbildung und bildet selber aus - oder will es zumindest. Für dieses Jahr habe er noch keinen passenden Azubi gefunden. "Wir suchen immer", betont er und beklagt: "Die Qualität der Bewerber ist auch schlechter geworden." Der Job in der Küche sei für viele nicht mehr attraktiv, der Grund liegt für Lignante auf der Hand: "Wir arbeiten, wenn andere frei haben." Die Arbeitszeiten an Wochenenden und Abenden seien abschreckend für viele Schulabgänger, die sich dann doch lieber für einen anderen Beruf entschieden. Die Berufsschulklassen werden entsprechend immer kleiner, berichtet Lignante. Das bestätigt auch Henrik Krömker vom Herforder Kreisvorstand der Dehoga. "Die Ausbildung ist nicht populär." Hinzu komme, dass viele Fachkräfte in der Corona-Pandemie abgewandert sind und nicht in den alten Beruf zurückkehren. "Das ist ein branchenweites Problem." Zahlen der Bundesagentur für Arbeit zufolge haben mehr als 200.000 Beschäftigte in der Gastronomie während der Pandemie ihren Job verloren. Viele von ihnen haben in anderen Branchen einen neuen Job gefunden, die meisten mit rund 35.000 im Einzelhandel, und sie sind dort geblieben. Um für die Mitarbeiter attraktiver zu wirken, verkürzten nicht wenige Restaurants inzwischen ihre Öffnungszeiten. So auch Lignantes - hier gibt es schon längere Zeit eine Vier-Tage-Woche. "Wir haben montags, dienstags und mittwochs Ruhetage", sagt der Löhner Gastronom. Andere schließen sonntags ihre Türen, berichtet Krömker. Ein weiterer Punkt für die Attraktivität seien die Löhne. Hier habe sich jedoch einiges getan. "Der Tarifvertrag ist erst im vergangenen Jahr deutlich angepasst worden", sagt er. Höhere Löhne und mehr Wertschätzung Diesen Abschluss sieht auch die zuständige Gewerkschaft NGG als wichtigen Erfolg, auch wenn es nicht geschafft worden sei, die Allgemeinverbindlichkeit wieder einzuführen, bedauert Alexandru Zidaru von der NGG in OWL. Dennoch sei der neue Tarifvertrag ein "Meilenstein" für die Branche. Ende 2020 habe der Lohnmedian in Kreis Herford bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten bei 1.884 Euro brutto gelegen. "Seit Mai 2022 steigen die tariflichen Monatsbruttoverdienste im Einstiegslohn bei Vollzeit in mehreren Schritten auf 2.113 Euro und dann ab Mai diesen Jahres auf 2.187 Euro", erklärt der Gewerkschaftssekretär. Aber Löhne seien nicht alles, betont Zidaru: "Im alten Tarifvertrag war es deutlich schwerer aufzusteigen, im neuen Tarifabschluss haben wir die Lohngruppen komplett neu verhandelt", berichtet er. Nun sei es deutlich einfacher, nach einer gewissen Zeit im Beruf in die nächste Lohngruppe aufzusteigen. Das sei ebenfalls wichtig, damit die Berufe in der Gastronomie attraktiv bleiben. "Die Aufstiegschancen in anderen Branchen sind ungleich höher." Ein wichtiger Faktor sei neben den Arbeitsbedingungen und -zeiten auch die Qualität der Ausbildung. "Da gibt es viele Probleme", sagt der Gewerkschaftssekretär. "Nicht wenige brechen die Ausbildung ab und orientieren sich um." Die Belastung im Job sei sehr hoch, das spürten oft auch schon die Azubis. Insgesamt sei es wichtig, dass die Gastronomen ihre Beschäftigten wertschätzen und "nicht nur als Kostenfaktor sondern auch als Menschen wahrnehmen", betont Zidaru. Höhere Kosten, höhere Preise Die höheren Löhne sieht auch Dehoga-Kreisvorsitzender Krömker als wichtigen Schritt für die Attraktivität der Gastro-Berufe. Dazu kommen aber außerdem in anderen Bereichen steigende Kosten. "Die Energiekosten und die Lebensmittelpreise sind enorm gestiegen", sagt er. Darum seien die Restaurants gezwungen, die Preise zu erhöhen. Und gleichzeitig gehen die Gäste weniger essen, weil auch sie weniger Geld zur Verfügung haben. All diese Probleme gingen nicht spurlos an der Branche vorbei, nicht wenige schließen. Einige, weil es nicht mehr wirtschaftlich ist, andere, weil sie keinen Nachfolger finden. Bei Lignantes jedenfalls läuft das Geschäft noch ganz gut - vor allem am Wochenende, berichtet Marco Lignante. Auch wenn die Werrestadt keine Gastro-Meile habe wie größere Städte, in der Konkurrenz das Geschäft belebt, meint er: "Löhne ist eigentlich ein guter Standort." Die Gäste kämen sehr gezielt und seien treu. In der nächsten Folge geht es weiter mit dem ersten Gastronomiebetrieb im Porträt.

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