In Porta auf Polizisten zugerast: 21-jähriger Löhner bekommt Führerschein wieder

Porta Westfalica-Barkhausen/Löhne.Der Sprung an den Fahrbahnrand rettet dem Polizisten womöglich das Leben. Mit rund 70 km/h braust ein Auto vor zwei Jahren an ihm und seinem Kollegen vorbei, obwohl sie die Bundesstraße 61 im Bereich Barkhausen gerade für die Bergung von zwei Unfallfahrzeugen gesperrt haben. Die Polizisten nehmen die Verfolgung auf und stellen den damals 19-Jährigen wenig später an einer Baustellenampel. Den Führerschein stellen die Beamten nach dem Vorfall sicher. Nun hat der junge Mann seine Fahrerlaubnis in dieser Woche wiederbekommen. Das zuständige Amtsgericht Herford, vor dem das Verfahren gegen den Mann aus Löhne lief, sieht zwei Jahre nach dem Vorfall keinen Anhaltspunkt mehr dafür, dass der Verurteilte immer noch ungeeignet wäre, ein Auto zu fahren. Auf Nachfrage erklärt die stellvertretende Amtsgerichtsleiterin Dr. Tanja Schwöppe-Funk, dass der Führerschein zunächst an Ort und Stelle vorläufig eingezogen wurde. Damals sei davon auszugehen gewesen, dass das Gericht in einem möglichen Urteil die Fahrerlaubnis aufgrund der Schwere der Tat ohnehin entziehen würde. In einem ersten Urteil wurde der Schein dann auch für ein Jahr entzogen. Doch der Richterspruch wurde nicht rechtskräftig. Nach der Anfechtung musste das Gericht nun erneut darüber entscheiden, ob der Auszubildende fahrtauglich ist oder nicht. Gericht hebt Führerscheinsperre auf Mit dem Ergebnis, dass er seinen Führerschein wiederbekommen und das Gericht den vorläufigen Entzug aufgehoben hat, wie die Richterin erläutert. Außerdem sei dem Verurteilten durch den Entzug der Fahrerlaubnis der Weg zur Arbeitsstelle erschwert worden. Konkret hieß es in der Verhandlung, dass er weite Wegstrecken mit dem Auto zurücklegen müsse, um an seine Einsatzstellen zu gelangen. Dr. Tanja Schwöppe-Funk betont in diesem Zusammenhang, dass der heute 21-Jährige seit Sicherstellung des Führerscheins bis jetzt zur Aushändigung ohnehin rund zwei Jahre kein Auto im öffentlichen Straßenverkehr fahren durfte. Hätte das Gericht die erste Entscheidung mit der Sperre für ein Jahr bestätigt, "hätte der Angeklagte seinen Führerschein im Übrigen ebenso lange entbehrt", sagt die Richterin. Teil des Urteils war übrigens auch ein zweiwöchiger Dauerarrest sowie eine psychologische Nachschulung. "Da das Urteil erst jetzt umfassend rechtskräftig werden kann - noch läuft eine Rechtsmittelfrist für die Staatsanwaltschaft -, wird die weitere Vollstreckung auch erst jetzt eingeleitet", erklärt Schwöppe-Funk. Februar 2022: Straßenarbeiter angefahren Der Mann gab damals bei seiner Vernehmung an, dass ihn die Sonne an der Stelle derart stark geblendet habe, dass er die Polizisten erst viel zu spät gesehen habe. Zeugen, die hinter dem Mann in der Kolonne fuhren, widersprachen dieser Darstellung aber und betonten, dass die Sonne mitnichten geblendet habe. Unklar blieb zudem, warum der Mann dann nicht wenigstens direkt nach dem Vorfall anhielt, um sich nach dem zur Seite gesprungenen Polizisten erkundigte und sich erst von der Streife einige Kilometer weiter anhalten ließ. Das Gericht bewertete bei seiner Urteilsfindung das Verhalten des Mannes so gravierend, dass er das Fahrzeug "als Waffe" genutzt habe und dabei zumindest schwere Verletzungen der Polizisten, die mitten auf der Straße standen, billigend in Kauf genommen habe. Es ist nicht der einzige kuriose Vorfall auf dieser Strecke, bei dem Autofahrer andere Personen gefährdeten. Im Februar 2022 sind Straßenarbeiter damit beschäftigt, die B61 im Bereich Barkhausen nach einem Sturm von Bäumen und Ästen zu befreien. Ein Autofahrer will aber nicht anhalten, umfährt mehrere Autos im Slalom und fährt schließlich an der Straßensperrung vorbei. Dabei touchiert er den Arm eines Arbeiters und fährt einfach weiter. Pech für ihn: Zeugen merken sich Auto und Kennzeichen. Die Polizei kann den Mann stellen und erstattet eine Strafanzeige. April 2022: Frau rast auf Polizisten zu Nur zwei Monate später kommt es für Polizisten wieder zu einer brenzligen Situation. Nach einem schweren Verkehrsunfall ist die B61 in Barkhausen im Bereich von Gut Wedigenstein voll gesperrt. Eine Autofahrerin ist offenbar nicht einverstanden mit der Sperrung und fährt mit höherem Tempo auf Polizisten zu, die den Unfall absichern. Erst kurz vor den Beamten bremst sie ihr Auto und kommt knapp vor ihnen zum Stehen. Doch anstatt nachzugeben, gibt die Autofahrerin immer wieder stoßweise Gas, sodass ein Polizist immer wieder zurückweichen muss, um nicht angefahren zu werden. Als ein weiterer Polizist die gefährliche Szene beenden will und schließlich die Tür aufreißt, um den Autoschlüssel zu ziehen, gibt die Frau erneut Gas und fährt auf einen Beamten zu. Dieser kann sich, ähnlich wie im aktuell vor dem Amtsgericht Herford verhandelten Fall, nur durch einen Sprung zur Seite retten. Auch sie verliert noch vor Ort ihren Führerschein und kassiert gleich mehrere Strafanzeigen. Warum ausgerechnet immer wieder die Bundesstraße 61 in Barkhausen Ort für solche Szenen ist, bleibt aber rätselhaft.

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