Neue Energiezentrale versorgt das Löhner Klärwerk mit Strom

Löhne. Wir schreiben das Jahr 2023, ganz Deutschland diskutiert über energetische Versogungssicherheit. Beim Löhner Klärwerk aber, das neben dem Abwasser der Werrestadt auch das der Nachbargemeinde Kirchlengern reinigt, ist man jetzt schon einen Schritt weiter. Mit der jetzt fertig gestellten Energiezentrale erzeugt die Anlage ab sofort ihren eigenen Strom – und wird dadurch immer unabhängiger von Stromkrisen oder möglichen Blackkouts. Matthias Kreft schaut zufrieden auf das neue Gebäude gegenüber der Kläranlage. Knapp eineinhalb Jahre, so sagt der Betriebsleiter der Löhner Stadtwerke, habe man an der Energiezentrale gebaut. &bdquo;In Anbetracht der Weltlage ist das schon erstaunlich“, resümiert er mit Blick auf Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg. Während viele Projekte nämlich in Folge dieser Krisen mit Verzögerungen, Preissteigerungen oder Materialknappheit zu kämpfen hatten, habe es bei der Energiezentrale kaum Lieferschwierigkeiten gegeben. &bdquo;Lediglich die Lieferung des Notstromaggregats hat sich ein bisschen verschoben“, ergänzt Klärwerk-Leiter Hans Kleine. Blockheizkraftwerke und Notstromaggregat als Sicherheit Mittlerweile aber ist auch das in den Neubau an der Straße &bdquo;Am Klärwerk“ eingezogen. Ausgestattet mit einem normalen Dieselmotor ist es im Zweifel in der Lage, die komplette Kläranlage 72 Stunden lang mit Energie zu versorgen. Das soll allerdings nur dann der Fall sein, wenn die Stromversorgung – aus welchen Gründen auch immer – einmal nicht gewährleistet ist. Im Normalfall nämlich versorgt sich das Werk über die Energiezentrale nun selbst mit dem benötigten Strom. Gleich drei neue Blockheizkraftwerke sind zu diesem Zweck in dem Gebäude installiert worden. Diese wandeln die im Klärprozess entstehenden Faulgase in Strom um, der dann direkt durch die Kläranlage genutzt werden kann. Bislang, so sagt Matthias Kreft, konnten die alten Blockheizkraftwerke zwar die Wärmeversorgung des Klärwerks decken, aber nur rund 76 Prozent des Energiebedarfs. &bdquo;Das liegt unter anderem daran, dass das gesamte Abwasser aus Löhne und Kirchlengern in die Kläranlage gepumpt werden muss. Dafür muss viel Energie aufgewendet werden“, ergänzt Stadtwerke-Sprecherin Sarah Schröder. Zudem stammten die alten Blockheizkraftwerke aus den Jahren 2005 und 2011 und hatten ihren Zenit langsam aber sicher erreicht. Gegen Überschwemmungen gewappnet Dass sie nicht innerhalb des Klärwerks erneuert, sondern in einer neuen Energiezentrale integriert wurden, hat derweil seine Gründe. Zum einen, so erklärt Hans Kleine, hätten sonst beide gleichzeitig abgeschaltet werden müssen. &bdquo;Dann wären wir mindestens ein halbes Jahr außer Betrieb gewesen.“ In der neuen Anlage hingegen habe man mehr Flexibilität: Zwei Blockheizkraftwerke könnten gewartet werden, während das Dritte weiter aktiv sei. Zum anderen aber sei man mit dem Neubau auch gegen weitere Auswirkungen des Klimawandels gewappnet. &bdquo;Die Energiezentrale liegt auf einem etwas höheren Niveau als die Umgebung“, sagt Matthias Kreft mit Blick auf das künstlich angelegte Plateau, auf dem der Bau entstanden ist. &bdquo;Damit ist es vor Überschwemmungen geschützt.“ Zusätzlich umgibt das Klärwerk ein Deich als Hochwasserschutz. &bdquo;Unter Wasser stehen dürften wir hier also hoffentlich nicht.“ 4,1 Millionen Euro für die Zukunft Auch deshalb ist Elisabeth Orlovius von der Planungsgemeinschaft PFI, die die Bauarbeiten abgewickelt hat, mit dem Ergebnis zufrieden. &bdquo;Hier ist eine sehr moderne Anlage entstanden“, bilanziert sie. &bdquo;Und das auch noch ohne größere Verzögerungen.“ Am Ende sei die Kläranlage damit aber noch nicht angekommen: Auf dem Gelände der Energiezentrale kann in Zukunft ein neuer Faulturm entstehen. Und neben der bereits installierten Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Neubaus soll auf dem Klärwerksgelände eine weitere errichtet werden – alles mit dem Ziel, autarker zu werden. &bdquo;Gerade unter Betrachtung des derzeitigen Weltgeschehens ist dies wichtiger denn je“, sagt Matthias Kreft. &bdquo;Hätten wir nicht investiert wäre das ein fataler Fehler gewesen.“ Insgesamt sind rund 4,1 Millionen Euro in den Bau der Energiezentrale geflossen. &bdquo;Die Entsorgung des Abwassers in Löhne und Kirchlengern ist damit abgesichert“, sagt Kreft. In Anbetracht von rund 88.000 Menschen im Einzugsgebiet sicherlich eine gute Nachricht.

Meistgelesen