Weil er Mobbing kritisiert hat: Realschüler in Löhne krankenhausreif geprügelt

Löhne. An der Goethe-Realschule hat es am vergangenen Mittwoch eine Schlägerei mit schlimmen Folgen gegeben. Ein 18-jähriger Schüler wurde so schwer am Auge verletzt, dass er zweimal operiert werden musste. Hauptverdächtiger für die Tat ist ein 16 Jahre alter Mitschüler. Er und andere wurden von der Schule suspendiert. Den Fall schildert die Schulleitung in einem Elternbrief. Der Vorfall wird von der Polizei bestätigt. Schulleiter Torge Sprado und Konrektor Andreas Schleef sind entsetzt. "Wir haben uns nach reiflicher Überlegung entschlossen, die Öffentlichkeit zu informieren. Wir wollen als Schule zeigen, dass wir ein solches Verhalten nicht tolerieren", sagt Sprado. Konrektor Andreas Schleef hat in einem Elternbrief die Vorfälle geschildert, den er am gestrigen Montag verfasst hat. Er liegt der NW vor. Erschreckendes Ausmaß Zu der Gewalttat ist es am Mittwoch während der Mittagspause an der Schule gekommen. "Weil sehr viele Schülerinnen und Schüler Zeugen dieser Tat waren, haben wir als Schulleitung und Kollegium das Bedürfnis, vor allem Sie als Eltern und Erziehungsberechtigte über das Ausmaß dieser Tat in Kenntnis zu setzen, auch um weiterer Verunsicherungen entgegenzutreten", schreibt Schleef. Entzündet hatte sich der Streit nach Angaben von Schleef durch Mobbing. Das Opfer sei interviewt worden und wurde dabei gefilmt. "Dieses Video ist peinlich für den Jungen. Es wurde trotzdem auf der Internet-Plattform Tik-Tok hochgeladen", sagt Schleef im Gespräch mit der NW. Eine Schülergruppe der Klasse zehn habe die Mitschüler aus den Klassen 8 und 9 darauf angesprochen. "Sie haben gesagt, dass ein solches Verhalten menschlich nicht zu akzeptieren sei", so Schleef. Brutal getreten Die Schüler, die an der Erstellung des Mobbing-Videos beteiligt waren, hätten daraufhin einen Zehntklässler angegriffen. "Sie brachten den Jungen zu Boden und schlugen und traten auf brutalste Weise auf diesen ein", sagt Schleef. Auch als er bereits am Boden lag, sei ihm weiter zugesetzt worden. "Erst das beherzte Einschreiten weiterer Schülerinnen und Schüler sowie der aufsichtführenden Lehrkraft verhinderten noch Schlimmeres." Aufgrund der offensichtlich schweren Verletzung wurde ein Notarzt alarmiert. Der verletzte Schüler wurde in eine Spezialklinik gebracht und zweimal am Auge operiert. Schleef lobt das Verhalten der Schülerinnen und Schüler, die eingegriffen haben. "Sie zeigten Zivilcourage. Ein solches Verhalten kann man heutzutage gar nicht hoch genug bewerten. Das versuchen wir, unseren Schülern Tag für Tag nahezubringen und das nicht nur, weil an unserer Eingangstür das Gütesiegel "Schule ohne Rassismus" hängt", sagt Schleef. Video von der Prügelei Eine Schülerin filmte die Prügelei. Screenshots, die der NW vorliegen, zeigen, wie brutal gekämpft wurde. "Durch die Screenshots lässt sich auch zuordnen, wer an der Tat beteiligt war. Das ist für die strafrechtlichen Folgen wichtig", sagt Schulleiter Torge Sprado. Von den vier Personen, die mutmaßlich an der Tat beteiligt waren, sind drei Geschwister. Der Hauptverdächtige, eines der Geschwister, ist 16 Jahre alt. "Der Anführer ist leider schon seit Jahren auffällig", sagt Schleef. Immer wieder gebe es Probleme mit ihm. Er habe regelmäßig den Unterricht gestört, Mitschüler und Lehrer beleidigt. Zweimal habe er eine Klasse wiederholt. "Vor zwei Jahren mussten wir ihm die Entlassung androhen. Nach der achten Klasse wird er die Schule ohne Abschluss verlassen", sagt Schleef. Sehr problematisch sei die Reaktion der Eltern. "Das problematische Verhalten wird durch ihr Agieren noch bestärkt", so Schleef. Fehler würden ausschließlich die anderen machen. Hohes Gewaltpotenzial Das bestätigt auch Schulleiter Sprado. "Wir erleben einen zunehmenden Werteverfall und leider auch immer wieder Eltern, die völlig beratungsresistent sind", sagt er. Das gelte nur für eine kleine Minderheit, die könne aber großen Schaden anrichten. "Bei einigen Schülern stellen wir ein hohes Aggressions- und Gewaltpotenzial fest. Man muss da leider von Verrohung sprechen", sagt Sprado. Umso wichtiger sei, null Toleranz gegenüber gewalttätigen Schülern zu zeigen. "Bei körperlicher Gewalt streben wir eine Entlassung der Schüler an", sagt Sprado. Zurzeit sind die Schüler suspendiert. Falls die Bezirksregierung als verantwortliche Behörde die Haltung der Schulleitung unterstützt, ist die Schullaufbahn an der Goethe-Realschule für drei der vier der mutmaßlich an der Tat beteiligten jungen Menschen beendet. Polizeisprecherin Simone Lah-Schnier bestätigt, dass es zu dem gewalttätigen Vorfall an der Schule ist. "Es laufen mehrere Ermittlungsverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung." Der mutmaßliche Haupttäter ist bei der Polizei kein Unbekannter. "Gegen ihn wurde zweimal wegen Körperverletzung ermittelt", sagt Lah-Schnier.

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