Viele Löhner Schüler wechseln nach Kirchlengern: Wie neue Buslinie das ändern soll

Löhne/Kirchlengern. Als der Schulausschuss in der vergangenen Woche die Anmeldezahlen für die weiterführenden Schulen zur Kenntnis nahm, glich die Situation einem Déjà-vu. Wieder einmal haben sich mehr als 50 Löhner Grundschüler für eine weitere Schullaufbahn außerhalb der Werrestadt entschieden, alleine 18 von ihnen pendeln künftig nach Kirchlengern. Kein gutes Omen für den Schulstandort Löhne im Allgemeinen und die hiesige Gesamtschule im Speziellen. Letztere aber versucht nun, das Blatt zu wenden: In einem Antrag an die Stadtverwaltung fordert die Schulkonferenz der Bertolt-Brecht-Gesamtschule die Einrichtung einer neuen Buslinie - und erhofft sich dadurch einen Gewinn für die ganze Stadt. Konkret richtet sich der Blick aller Beteiligten in den Ortsteil Obernbeck. Dort nämlich leben fast schon traditionell die meisten Kinder, die sich nach der vierten Klasse gegen die Bertolt-Brecht-Gesamtschule und stattdessen für das Pendant in Kirchlengern entscheiden. 14 sind es im kommenden Schuljahr, zuletzt wechselten sogar 22 Obernbecker zur Erich-Kästner-Gesamtschule in der Nachbargemeinde. Ob das an der Qualität der beiden betroffenen Schulen liegt, daran scheiden sich seit Jahren die Geister. Dass aber die Pendlerzahlen insbesondere in Obernbeck Jahr für Jahr derart hoch liegen, lässt für viele Beobachter in Politik und Verwaltung einen anderen Schluss zu: Der Weg zur Bertolt-Brecht-Gesamtschule ist aus dem Löhner Nordwesten einfach zu unattraktiv. "Kompliziert, zeitraubend und unattraktiv" Tatsächlich scheint die Busverbindung dabei eine tragende Rolle zu spielen. Während es nämlich zwischen Obernbeck und der Erich-Kästner-Gesamtschule eine Direktverbindung gibt, fehlt eine solche ausgerechnet zur Bertolt-Brecht-Geamtschule in Mennighüffen. Um diese zu erreichen, müssen die betroffenen Schüler aktuell zunächst mit der Linie 462 in entgegen gesetzte Richtung ins Zentrum fahren, um dann am Erich-Maria-Remarque-Platz in die Linien 432 oder 438 umzusteigen, ehe sie am Ziel sind. Daniela Gehring kennt diese Bus-Problematik schon seit Langem. "Der Status Quo ist für Obernbecker Kinder kompliziert, zeitraubend und unattraktiv", sagt die Leiterin der Bertolt-Brecht-Gesamtschule. Zudem seien die Busse vom Zentrum zur Schule schon jetzt stark frequentiert, was gerade auf Fünftklässler oft abschreckend wirke. "Je jünger man ist, desto weniger Interesse hat man an einer Busfahrt zwischen groß gewachsenen Jugendlichen", sagt Gehring. Und ist mit dieser Meinung offenbar nicht alleine. Ähnliche Kritik sei ihr auch aus vielen Gesprächen mit interessierten Eltern gespiegelt worden, die sich letztlich dann doch für Kirchlengern entschieden. Auswirkungen auf die Nachbargemeinde Für Gehring ist daher offensichtlich, dass eine Direktverbindung von Obernbeck zur Bertolt-Brecht-Gesamtschule deutlich attraktiver wäre. "Davon würden am Ende alle profitieren: Die Schüler, unsere Schule und damit auch der Schulstandort Löhne", ist sie überzeugt. Lediglich die Kollegen in Kirchlengern hätten dann das Nachsehen. Die aber profitierten zuletzt auch deutlich von der bisherigen Regelung, was im Löhner Rathaus durchaus Missfallen hervorrief. Erst im Januar dieses Jahres etwa hatte Schulamtsleiter Matthias Döding öffentlich festgestellt, dass die festgeschriebene Dreizügigkeit der Erich-Kästner-Gesamtschule &bdquo;in hohem Maße vom Einpendeln Löhner Schülerinnen und Schülern abhängig“ sei. Und das, so Döding weiter, beeinträchtige durchaus auch &bdquo;die Entwicklung der Schülerzahlen und Schülerzusammensetzung der Löhner Bertolt-Brecht-Gesamtschule.“ Mit anderen Worten: Die Kinder, die an der Löhner Gesamtschule fehlen, sichern den Fortbestand der Gesamtschule Kirchlengern. "Dabei sollte der Schulstandort eigentlich aus dem eigenen Schülerpotential heraus erhalten werden", so Döding. Löhne selbst habe schließlich auch den Anspruch, die eigenen Schüler vor Ort zu behalten. Rückendeckung aus der Politik Daniela Gehring sieht das ähnlich. Allerdings, so ihre Kritik, müssten dann auch die passenden Rahmenbedingungen geschaffen werden. "Das Motto ,Kurze Beine, kurze Wege' sollte eben auch für Fünftklässler gelten", sagt sie. "Und wenn man über eine freie Schulwahl spricht, dann müssen die Kinder und Eltern auch die Chance haben, sich frei zu entscheiden." Die derzeitigen Busverbindungen würden das jedoch nicht hergeben. Ob sich die aber tatsächlich ändern werden, steht derzeit noch in den Sternen. Zwar bekräftigten in der vergangenen Woche nahezu alle politischen Parteien ihre Unterstützung für das Anliegen. Schuldezernentin Beatrix Becker bremste allerdings zu vorschnelle Erwartungen. "Das gibt es hochkomplexe Zusammenhänge", erklärte sie dem Schulausschuss und verwies unter anderem auf bestehende Verträge und Linienbündel, die erst in den Jahren 2026 oder 2027 neu ausgeschrieben würden. So müsse etwa berücksichtigt werden, dass eine zusätzliche Linie auch Auswirkungen auf die Fahrgastzahlen der bestehenden Linie 462 habe. Auch die Bezirksregierung habe ein Wörtchen mitzureden. "Und man muss auch damit rechnen, dass das ein kostspieliges Unterfangen wird." Ein Argument, das zumindest Daniela Gehring so nicht stehen lassen möchte. "Wenn man die Attraktivität des Schulstandorts Löhne wirklich steigern möchte, dann ist es zu wenig, das nur an den Kosten fest zu machen", sagt sie. "Die Frage ist: Wie viel ist es uns wert, unseren Schülern ein attraktives Angebot zu unterbreiten." Neuer Versuch zu neuen Konditionen Ganz neu ist die Idee einer Buslinie zwischen Obernbeck und der Bertolt-Brecht-Gesamtschule nicht: Schon im Jahr 2018 hatte der Planungs- und Umweltausschuss die Stadtverwaltung beauftragt, die Einrichtung einer solchen Linie zu prüfen. Damals riet die Verwaltung mit verweis auf die Schwächung anderer Buslinien sowie auf geschätzte Kosten von rund 40.000 Euro von einer direkten Anbindung ab. Allerdings waren die Rahmenbedingungen 2018 auch noch andere: Seinerzeit hatte die Gemeinde Kirchlengern allen einpendelnden Löhner Schülern ein Gratis-Busticket zur Verfügung gestellt, die Stadt Löhne hatte darauf verzichtet. Mit der Einführung des Schülertickets im Jahr 2021 haben sich diese Voraussetzungen geändert.

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