Gerichtsprozess: Löhner Ladendieb wird geschnappt und pinkelt dann in den Marktkauf

Löhne. Nach zwei, drei Halbliter-Dosen Bier ist das Maß voll. Dann drückt die Blase, der Mensch muss früher oder später Wasser lassen. Die Gesetze der Physik gelten auch für einen 44-jährigen Ladendieb aus Löhne. Nach eigener Darstellung hatte er bereits ausgiebig getankt, bevor er zum Einkaufen in den Löhner Marktkauf ging. An der Kasse wollte er nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft Bielefeld aber gar nicht bezahlen. Zwei Marktkauf-Mitarbeiter begleiteten ihn ins Hinterzimmer und riefen die Polizei. Der ertappte Dieb folgte nur unwillig und kaum waren die drei in einem Raum, öffnete der Mann seine Hose. Das Amtsgericht Bad Oeynhausen hat den 44-jährigen Mann deshalb wegen tätlicher Beleidigung und Ladendiebstahls zu sieben Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt. Auch der zweite Marktkauf-Mitarbeiter, der als Zeuge beim ersten Prozesstermin verhindert war, schilderte dem Gericht die gleiche, abstruse Situation. Demnach pinktelte der Angeklagte gezielt in Richtung der beiden Marktkauf-Mitarbeiter, die sich gerade noch hinter die Tür retten konnten. Der Mann verteilte seinen Urin über Büromöbel, Telefon und Computer. Der Schaden wird mit rund 500 Euro angegeben. In dem Prozess hat der Angeklagte dagegen erklärt, dass er immer wieder darum gebeten habe, auf Toilette gehen zu können und eigentlich bloß Kartoffeln und Zwiebeln habe einkaufen wollen, dann jedoch in ein Hinterzimmer geführt worden sei und die Tür verschlossen wurde. "Ich musste in einen Mülleimer pinkeln", übersetzte der Somali-Dolmetscher die Darstellung des Angeklagten. Beim ersten Termin hatte er noch beteuert: "Ich würde so etwas niemals machen." Gutschein vom Sozialamt nur für Lebensmittel Für seinen Einkauf hatte der Angeklagte einen Gutschein des Sozialamts dabei. Doch dieser Gutschein war offenbar für einen anderen Lebensmittel-Supermarkt ausgestellt - und galt auch nicht für Alkohol. In seinem Einkaufswagen sahen die Marktkauf-Mitarbeiter aber mehrere Bierflaschen. Die Aufmerksamkeit des Ladendetektivs aber galt einer neuen Winterjacke, die der Angeklagte angezogen hatte und von der er das Etikett abgerissen hatte. Auf der Nase trug er zudem eine Sonnenbrille, die ebenfalls aus dem Sortiment des Marktes stammte. Der Staatsanwalt bezeichnete die Darstellung des Angeklagten als "Schutzbehauptung", die durch die Zeugenaussagen klar widerlegt worden sei. "Beide Zeugen waren überrascht, dass Sie das Glied aus der Hose holten", sagt der Staatsanwalt. Einziges Ziel der Aktion sei gewesen, die Zeugen in ihrer Ehre zu kränken. Der Angeklagte sei nicht geständig, habe zwei Vorstrafen wegen Körperverletzung und sei zudem "völlig uneinsichtig". Er beantrage sieben Monate Haft, sehe aber keine Möglichkeit für Aussetzung der Strafe zur Bewährung. "Ich bereue den Alkohol" Der Angeklagte antwortete kleinlaut: "Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe." Er habe jedoch Frau und sieben Kinder und seine Frau müsse demnächst ins Krankenhaus, weshalb er als alleinerziehender Vater auf die Kinder aufpassen müsse. "Ich bereue den Alkohol und werde das nie wieder machen." Der Richter folgte dem Antrag des Staatsanwalts. Der Angeklagte lebe seit Jahren getrennt von seiner Frau. Die letzte Verurteilung sei zudem wegen Gewalt zum Nachteil seiner Ehefrau erfolgt. Der Angeklagte habe keine Arbeit und keine Sprachkenntnisse. "Sie wollten die Supermarkt-Mitarbeiter mit Urin bespritzen", so der Richter: "Das ist ziemlich ekelhaft." Er gab dem Löhner noch einen Rat mit auf den Weg: "Wenn Sie keinen Alkohol vertragen, dürfen sie keinen Alkohol trinken." Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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