So viel kostet die Stadt Löhne ein Kita-Platz

Löhne. Die Nachfrage nach Betreuungs- und Kita-Plätzen steigt und steigt, die Aufgaben und Herausforderungen mehren sich - entsprechend erhöht sich auch der Betrag immer mehr, den die Stadt Löhne in den Bereich der Kinder- und Jugendhilfe investieren muss. Ein großer Teil der insgesamt knapp 30 Stellen, die die Stadt schaffen will, ist hier angesiedelt. 13,7 zusätzliche Stellen hat Kämmerin Andrea Linnemann im Haushalt für 2023 eingeplant. Hinzu kommen andere Entwicklungen. Unterm Strich muss die Stadt rund 16,1 Millionen Euro zuschießen - 14,82 Prozent mehr als noch 2022 benötigt wurde. Die Gründe für diesen Anstieg sind komplex, wie ein Blick in die Zahlen verrät. Kitas, Jugendamt, Ganztagsbetreuung & Co. sind für Kommunen seit jeher mit Investitionen verbunden. Förderungen und Zuschüsse durch das Land decken oft nur einen Teil davon ab. Ein Beispiel dafür ist die Tagespflege, in der sich der Bedarf stetig erhöht. Auch die Stadt rechnet hier mit einer weiter steigenden Nachfrage und hatte darum für das Kindergartenjahr 2022/23 schon 20 Plätze mehr kalkuliert. In Zukunft sollen noch mehr Menschen in der Tagespflege ausgebildet werden und so noch weitere Plätze geschaffen werden. Das alles ist natürlich auch mit Kosten verbunden. Kosten, die nicht gänzlich über Zuschüsse vom Land refinanziert werden können. So schreibt die Verwaltung in ihrer Vorlage für den heutigen Jugendhilfeausschuss: "Die pauschale Förderung des Landes NRW für die Kindertagespflege (derzeit 1.129,61 Euro pro Kind pro Jahr) deckt dabei nur einen kleinen Teil des tatsächlichen Aufwands." Deutlich mehr Betreuungsplätze benötigt Auch bei den Kitas braucht es mehr Plätze. Obwohl hier schon in den vergangenen Jahren ausgebaut worden sei, reiche das nicht um den Bedarf zu decken. 543 Neuanmeldungen für das nächste Kita-Jahr kommen in Löhne auf aktuell 358 freie Plätze. Vor allem bei der Betreuung für Kinder unter drei Jahre (U3) ist die Nachfrage sehr hoch. Hier gibt es 100 Plätze zu wenig, bei den Kindern über drei Jahre (Ü3) fehlen 85 Plätze. Darum habe die Stadt bereits Gespräche mit den Trägern der Löhner Kitas aufgenommen. Es sollen weitere Plätze in provisorischen Gruppen geschaffen werden. Für das Kindergartenjahr 2023/24 plant die Kämmerin mit Ausgaben von mehr als 15 Millionen Euro. Etwa die Hälfte davon wird über Zuschüsse vom Land oder Ausgleichszahlungen finanziert. 5,3 Prozent (in der Summe 800.000 Euro) machen die Elternbeiträge aus. Den Rest muss die Stadt selbst übernehmen. Bei 1.355 angebotenen Plätzen kostet die Stadt Löhne ein Kita-Platz im nächsten Kitajahr also rund 4.600 Euro. Die noch geplanten provisorischen Gruppen sind in dieser Rechnung nicht enthalten. Der erhöhte Bedarf in Sachen Betreuung ist ein Faktor, warum die Stadt selbst in diesem Jahr mehr Stellen einplanen muss. Die Stadt ist Träger der Offenen Ganztagsschule (OGS). Vor allem dort und bei der Randstundenbetreuung kommen auf Löhne in nächster Zeit Herausforderungen zu. Denn in diesem Bereich wurde auf Bundesebene ein Rechtsanspruch beschlossen, der ab 2026/27 gelten soll und die Kommunen unter Zugzwang setzt. Die Stadt Löhne habe hier schon mit ersten Schritten reagiert: In der OGS werden 4,5 mehr Gruppen an den Löhner Grundschulen geschaffen, um der Nachfrage gerecht zu werden. Das erhöht den Zuschussbedarf für die OGS um 12,77 Prozent. Immer mehr Familien brauchen Hilfe bei der Erziehung Mehr Stellen braucht es außerdem im Jugendamt, beim Allgemeinen Sozialen Dienst. Das ist laut Verwaltung eine Folge neuer Aufgaben durch das Landeskinderschutzgesetz NRW. Aber auch sonst gibt es hier laut Kämmerin Andrea Linnemann einige Entwicklungen, die zu Mehraufwendungen führen. Entwicklungen, die sie zum Teil als "besorgniserregend" einstuft. "Die Fallzahlen im Bereich der Inobhutnahmen steigen ebenso wie die Hilfen zur Erziehung und die Meldungen zu Kindeswohlgefährdungen", berichtete sie kürzlich schon in der Ratssitzung, als sie den Haushalt vorstellte. Insgesamt sei hier eine fast 20-prozentige Steigerung allein in den vergangenen zwei Jahren zu verzeichnen, heißt es jetzt in der Vorlage für den Jugendhilfeausschuss. Oben drauf komme dann auch noch ein Defizit bei der Unterbringung: Immer häufiger müssen Kinder und Jugendliche wegen der steigenden Anzahl an Inobhutnahmen kurz- oder langfristig anderweitig unterkommen, dafür fehlen aber vor allem in der näheren Umgebung die Plätze. "Mehrtägige intensive Akquise, um überhaupt einen Unterbringungsplatz zu finden, ist keine Seltenheit mehr; die Frage nach dem geeignetsten Platz rückt dabei zum Teil immer weiter in den Hintergrund", heißt es in der Vorlage. Über den Teilhaushalt für die Kinder- und Jugendhilfe wird heute im Jugendhilfeausschuss diskutiert. Auch die fehlenden Kita-Plätze stehen auf dem Programm. Beginn ist um 18.30 Uhr im Großen Sitzungssaal im Rathaus.

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