Straßensanierungen in Löhne: Nach diesen Kriterien geht die Stadt vor

Löhne. Auf rund 300 Kilometer schlängeln sich die Straßen durch das Löhner Stadtgebiet. Mal mehr, mal weniger stark befahren. In Mitleidenschaft aber werden sie früher oder später alle gezogen, Reparaturen sind irgendwann unausweichlich. Welches Schlagloch jedoch zuerst gefüllt oder welche Straße als nächstes umfassend saniert wird - darüber gibt es nicht selten unterschiedliche Auffassungen. In ihrem Straßen- und Wegekonzept versucht die Stadt Löhne daher, anhand festgelegter Kriterien eine Prioritätenliste zu führen. Und das auf Jahre im Voraus. Jetzt aber stellt sich heraus: Ganz so plausibel sind die Voraussetzungen für die erstellte Rangfolge offenbar doch nicht. Vier Jahre sind vergangen, seit die Stadt erstmals sämtliche Straßen und Wirtschaftswege durch eine externe Firma erfassen und bewerten ließ. Zuvor hatten die damals zuständigen Wirtschaftsbetriebe Löhne ihre Bau- und Ausbesserungsmaßnahmen im Straßennetz noch anhand der "objektiven Einschätzung und langjährigen Erfahrung der Kollegen“ ausgerichtet. Weil das aber nicht mehr als zeitgemäß angesehen wurde, sollte nun ein umfassender Überblick über Zustand und Qualität jeder einzelnen Straße gewonnen werden. Das Konzept stößt an seine Grenzen Allein auf dieser Basis aber wollte man noch kein Sanierungs-Ranking erstellen. Schließlich spielen für derlei Baumaßnahmen auch andere Aspekte eine Rolle: Verkehrsbedeutung, Unfallschwerpunkte, Belastung durch Schwerverkehr. Auch geplante Kanalbauten durch Fremdfirmen könnten für eine langfristige Planung ausschlaggebend sein. All diese Attribute wurden daraufhin - begleitet durch einen Arbeitskreis - ermittelt, zusammengefasst und gewichtet. Am Ende stand ein Straßen- und Wegekonzept, das aber nicht nur der Verwaltung eine gewisse Planungssicherheit bot. Auch die Löhner Bürger haben seither die Möglichkeit, sich frühzeitig über alles zu informieren, was im Straßenbau geplant ist. Nur wenige Jahre später nun stößt das erarbeitete Konzept jedoch an seine Grenzen. Zwar sind die Verantwortlichen im Rathaus noch immer zufrieden mit den Kriterien, die für einen etwaigen Straßenendausbau angelegt werden. Optimierungsbedarf aber sehen sie durchaus bei der Rangfolge in Sachen Deckensanierungen. In der Realität nämlich zeige sich, so argumentiert die Verwaltung, dass die zugrunde gelegten Kriterien für ein gewisses Ungleichgewicht sorgen. So könnten etwa bereits sanierte Straßen auf Grund der dichten Bebauung innerhalb eines relativ kurzen Zeitraumes wieder zur Sanierung anstehen, bevor andere Straßen mit größeren Schäden überhaupt angegangen worden sind. Zudem spielt auch der Radverkehr im bisherigen Kriterienkatalog keine Rolle, was in Zeiten der Verkehrswende einigen Beobachtern sauer aufstößt. Fokus hin zum Fahrrad und weg vom ÖPNV Für die Verwaltung Grund genug, die Wertungskriterien künftig neu aufzustellen. Einen ersten Entwurf hat sie dem zuständigen Bauausschuss bereits vorgelegt. Darin wird deutlich, dass zwar auch künftig die technischen Aspekte im Vordergrund stehen sollen. Die Gewichtung aber ist durchaus neu justiert worden. Einige Aspekte sollen zudem ganz wegfallen. Dazu zählt unter anderem die Verkehrsbedeutung einer Straße, die nach Meinung der Stadt bei der Rangfolge keine Rolle mehr spielen soll. "Wir haben festgestellt, dass dadurch viele Straßen im Außenbereich hinten rüber fallen und vernachlässigt werden", begründet das Tiefbauamt den Verzicht. Auch mögliche Kanalbaumaßnahmen und andere Vorhaben von externer Seite sollen künftig keinen Vorrang mehr genießen: "Wenn es um unsere Straßen geht sollten wir auch den Weg vorgeben. Die Ver- und Entsorger haben sich nach uns zu richten - und nicht umgekehrt." Die Verkehrsbelastung einer Straße hingegen sei im Detail nur schwer nachzuhalten und soll daher erst im Nachgang Berücksichtigung finden, nicht aber bei der Erstellung einer Prioritätenliste. "Zudem wollen wir künftig nicht mehr darauf achten, ob eine Straße auch vom ÖPNV genutzt wird", heißt es vom Tiefbauamt. "Einem Bus ist es schließlich egal, ob er über eine marode oder eine sanierte Straße fährt." Neu in den Fokus rückt derweil das Radwegenetz. Weil dieses überwiegend auf den auch für den Kfz-Verkehr zugelassenen Straßen geführt wird, soll dieser Aspekt nun im Sinne der Radfahrsicherheit mitberücksichtigt werden. Passend dazu soll auch der Zustand der Nebenanlagen, also etwa Fuß- und Radwege, höher gewichtet werden als bislang. Die Politik ist noch skeptisch Bei der Politik stoßen die Pläne allerdings noch auf Skepsis. Oliver Kleimeier von der SPD etwa erschließt sich der neue Kriterienkatalog nach eigenen Worten noch nicht. "Das reduziert sich auf eine rein bauliche Betrachtungsweise, ohne dass zum Beispiel wirtschaftliche Aspekte eine Rolle spielen", sagt er. Auch sein Parteifreund Günter Willig, der im Vorfeld vergeblich eine stärkere Berücksichtigung sozialer Einrichtungen gefordert hatte, sieht "noch Beratungsbedarf". Dieter Kloss von den Grünen hingegen findet die Nichtberücksichtigung des ÖPNV befremdlich. Wenn Busse über kaputte Straßen fahren müssten, leide automatisch die Attraktivität. "Das entspricht nicht dem Klimaschutzgedanken der Stadt Löhne", so Kloss. Beschlossen wurde der neue Katalog im jüngsten Bauausschuss daher auch noch nicht. "Da haben wir auch noch keine Eile", sagte Eberhard Lindemann vom Amt für Straßenbau und Verkehr. In der nächsten Sitzung solle noch einmal diskutiert werden.

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