Löhner Schüler wechseln immer häufiger auf die Gesamtschule Kirchlengern - warum das zum Problem wird

Löhne/Kirchlengern. Da mussten die Ratsherren und -frauen der Nachbargemeinde Kirchlengern wohl kurz schlucken: Eigentlich sollte es in ihrer letzten Sitzung des Jahres 2022 um die eigene Schulentwicklungsplanung gehen. Die einzige Kritik am vorgelegten Entwurf kam dann aber von der Löhner Stadtverwaltung. Konkret ging es dabei um die Gesamtschulen der beiden Kommunen und insbesondere um die Zahl der sie besuchenden Schüler. Das nordrhein-westfälische Schulgesetz machte es möglich, dass sich die Werrestadt überhaupt zu Schulplanungen Kirchlengerns äußern durfte. Benachbarte Kommunen nämlich müssen grundsätzlich an einer solchen Aufstellung beteiligt werden. Zumal aus Löhne regelmäßig auch einige Grundschüler zur Erich-Kästner-Gesamtschule wechseln. Dreizügigkeit hängt von Löhner Schülern ab Genau die waren dann auch der Anlass dafür, dass der Schulentwicklungsplan nicht wie üblich einfach durchgewunken wurde. Zwar betonte auch das Löhner Schulamt in seiner Stellungnahme, dass es "keine Einwände" gegen den Entwurf erhebe. Dennoch sorgte die Menge an Löhner Kindern, die Jahr für Jahr in die Nachbargemeinde pendelt, für Verstimmung. Und so stellte man in der Stellungnahme unmissverständlich fest, dass die festgeschriebene Dreizügigkeit der Erich-Kästner-Gesamtschule "in hohem Maße vom Einpendeln Löhner Schülerinnen und Schülern abhängig" sei. Und das, so heißt es in der Stellungnahme weiter, beeinträchtige durchaus auch "die Entwicklung der Schülerzahlen und Schülerzusammensetzung der Löhner Bertolt-Brecht-Gesamtschule." Ein Blick in die nackten Zahlen gibt dem Löhner Schulamt dabei zunächst einmal Recht. Allein für das aktuelle Schuljahr 2022/2023 entschieden sich immerhin 26 Löhner Grundschulabgänger nicht für eine weiterführende Schule in der Werrestadt, sondern für die Gesamtschule in Kirchlengern. Für Schulplaner bedeutet das rein theoretisch eine gesamte Schulklasse, die damit in Löhne fehlt. In Kirchlengern hingegen würde gerade eine solche Klasse den Fortbestand der Dreizügigkeit sichern. Die eigenen Schüler hier behalten In Löhne ist man jedoch der Meinung, dass der "Schulstandort aus dem eigenen Schülerpotential heraus erhalten" werden sollte. Schulamtsleiter Mathias Döding betont auf Nachfrage der NW, dass das natürlich auch für die Bertolt-Brecht-Gesamtschule gelte. "Wir wollen da ein gutes und gemischtes Angebot haben", sagt er. "Da müssen wir natürlich schauen, dass wir unsere eigenen Schüler auch hier behalten." Für das Löhner Schulamt sei das auch der Anspruch. "Von daher wollten wir der Gemeinde nur einen kleinen Hinweis geben, dass auch sie ihre eigenen Schüler zu halten versuchen sollte." Die nämlich würden offensichtlich zu einem Großteil - der Schulentwicklungsplan der Gemeinde spricht von 60,5 Prozent - zu den Realschulen, Gymnasien und Gesamtschulen in Bünde und vereinzelt auch Löhne wechseln, statt in Kirchlengern zu bleiben. "Dennoch gilt selbstverständlich, dass am Ende Schüler und Eltern die Wahl haben", betont Döding. Großer Umweg für Obernbecker Die entscheiden sich derweil vor allem in Obernbeck auffallend häufig für die Gesamtschule Kirchlengern. In der Vergangenheit wurde dafür oft eine günstigere Busverbindung in die Nachbargemeinde verantwortlich gemacht. Auch im Rathaus weiß man, dass Obernbecker auf dem Weg zur Bertolt-Brecht-Gesamtschule einen Umweg über den Remarque-Platz in Kauf nehmen müssten. Eine alternative Direktverbindung dürfte aber wirtschaftlich nur schwer darstellbar sein. Wirkliche Sorgen um die Bertolt-Brecht-Gesamtschule macht sich das Löhner Schulamt gleichwohl nicht. "In der Regel schaffen wir es ja, eine Fünfzügigkeit zu erreichen", sagt Döding. Trotz vieler Auspendler in die Nachbargemeinde.

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