Geburt im Geburtshaus in Löhne: "Bei uns gibt es keinerlei Zeitdruck"

Löhne. Dana und Jonathan Suliks sind von der familiären Atmosphäre im Geburtshaus begeistert. Vor geraumer Zeit kam dort ihre Tochter Dahlia zur Welt. Gemeinsam schlenderten sie am Samstag nun bei strahlenden Sonnenschein während des Tages des Offenen Tür noch einmal über das Gelände des Geburtshauses "Wunderwerk". "Durch die ganze Einrichtung und Atmosphäre hier fühlte man sich richtig zuhause", sagt Jonathan Suliks rückblickend. Seine Frau fügt hinzu: "Das Hebammenteam ist hier einfach sehr einfühlsam und auch professionell." Obwohl das erste Kind im Krankenhaus zur Welt gekommen sei, und die beiden auch dort keine schlechten Erfahrungen gemacht hätten, seien sie sich einig, dass sie für eine weitere Geburt immer das Geburtshaus vorziehen würden. An diesem Tag der Offenen Tür wollen die Hebammen und Gründerinnen Maren Scarabis, Sabrina Fransen, Kira Kehlbeck und Tanja Möller nicht nur Interessierte über ihr Herzensprojekt informieren, sondern sich auch bei ihren Familien und Freunden bedanken. "24 Stunden Bereitschaftsdienst - das muss die ganze Familie mittragen", bringt es Tanja Möller auf den Punkt. Sie selbst wohnt mit ihrer Familie in der Wohnung über dem Geburtshaus und hat nach einigen Jahren Erfahrung im Klinikum Minden und darauf folgende Selbstständigkeit ihren Mut zusammen genommen und gemeinsam mit ihren drei Kolleginnen im Januar 2022 das "Wunderwerk" gegründet. In behaglich eingerichteten Räumen bieten die vier engagierten jungen Frauen Geburtsvorbereitungskurse, Rückbildungsgymnastik und natürlich auch betreute Geburten an. Nehmen keine Risikoschwangerschaften an Im Gegensatz zum Krankenhaus garantieren sie dabei eine 1:1 Betreuung, während des Geburtsvorganges sogar eine 2:1 Betreuung. "Auch im Krankenhaus werden Gebärende gut betreut", stellt Scarabis auf Nachfrage klar. "Allerdings gibt es bei uns keinerlei Zeitdruck und die Frauen werden von einer Hebamme begleitet, die sie während mehrerer Monate schon gut kennengelernt hat." Im Klinikalltag dagegen müssten eben oft mehrere Frauen gleichzeitig betreut werden, und im Normalfall sähen sich Frauen und Geburtshelfer dann während der Geburt zum ersten Mal. Durch die kontinuierliche Betreuung über alle Höhen und Tiefen einer Schwangerschaft hinweg entstehe laut Scarabis auch eine ganz besondere Bindung zwischen Eltern und Hebamme. Trotz aller Wohlfühlatmosphäre darf natürlich auch der Sicherheitsaspekt nicht zu kurz kommen. Ängste vor Notfällen ohne anwesenden Arzt konnte Hebamme Maren Scarabis bei Interessentinnen jedoch ausräumen. "Wir nehmen grundsätzlich keine Risikoschwangerschaften an", betont sie. Außerdem würden durch die enge Betreuung schon sehr früh festgestellt, ob ein Krankenhausaufenthalt nötig werde. Einige Frauen mussten daher schon währen der Geburt in eine Klinik gebracht werden. Allerdings, so Maren Scarabis, nicht als Notfall, sondern eher als geplante Verlegung. Diese Mischung aus Geborgenheit und Sicherheit kommt gut bei werdenden Eltern an. 41 Kinder sind seit der Eröffnung des Geburtshauses schon in dem weißen Häuschen zur Welt gekommen - das letzte sogar erst wenige Stunde vor Beginn der Feierlichkeit. Bis Juni 2023 liegen schon Anfragen zu betreuten Geburten vor. Babymassage und Hypnobirthing Und schon längst findet man im Geburtshaus noch weitere vielfältige Angebote von externen Kooperationspartnern. Da gibt es Kochkurse für Beikost, Fitness und Yoga für werdende Mütter und frisch gebackene Mamas, Stillkurse und Babyschwimmen. Ein Familien- und Hypnosetherapeut bietet "Hypnobirthing" an. Dabei soll durch die Kraft der Gedanken die Geburtserfahrung positiv erlebt und bestehende Ängste genommen werden. Alle Kurse sind gut besucht. Nur Dozentin Heike Voss hat einen Ladenhüter im Programm. Während ihre Kurse zur Babymassage und die "Erste Hilfe am Kind", sofort ausgebucht seien, träfe ihr Angebot "Männerabend - Infotreff für junge Väter" bis jetzt nicht auf Gegenliebe. "Bisher konnte der Kurs aus Mangel an Teilnehmern noch nicht einmal statt finden", sagt sie und zuckt bedauernd mit den Schultern. Sie hofft allerdings, dass die Männer sich mit der Zeit doch noch aus ihrem Schneckenhäuschen trauen: "Im Wunderwerk hat man eben Geduld und gibt nicht so schell auf."

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