Löhner sauer: Radfahren auf dem Gehweg verboten - niemand hält sich dran

Löhne. "Die Bahnhofsstraße in Löhne gleicht einer Rennstrecke", sagt ein Löhner. Er ist mit dem Fahrrad unterwegs - auf dem Gehweg. So gut wie kein Auto halte sich an die vorgeschriebene Fahrbegrenzung von 50 Kilometer pro Stunde. "Wieso also sollten wir Radfahrer uns an die Regeln halten?" Gesetzlich ist es dem Löhner nicht erlaubt, auf dem Gehweg Fahrrad zu fahren. Das weiß er auch, sagt er. Aber auf der Bahnhofstraße zu fahren, sei ihm schlicht zu gefährlich: "Da werde ich von den Autos platt gemacht." Mit dieser Einstellung sollte sich der Fahrradfahrer nicht von der Polizei erwischen lassen, denn laut Bußgeldkatalog kann er dann schnell einmal bis zu 55 Euro los werden, mit Unfallfolge sogar 100 Euro. Und dass es auch gefährlich für Fahrradfahrer werden kann, die auf dem Gehweg fahren, hat ein Unfall gezeigt, der sich erst vor Kurzem an der Bahnhofstraße ereignet hatte: Dort schrieb die Polizei, dass ein Radfahrer entgegen der Fahrtrichtung auf dem Radweg in Richtung Lübbecker Straße unterwegs gewesen sei. Als er auf die Straße wechseln wollte kollidierte er frontal mit einem Pkw und wurde schwer verletzt. Nur handelt es sich hierbei um keinen Radweg, sagt eine Anwohnerin, die sich auf die Polizeimeldung hin in der Redaktion meldete. Es müsse deutlicher hervorgehoben werden, dass die Bahnhofstraße keinen Radweg mehr hat, beschwert sie sich. Sie selbst sei als Fußgängerin bereits mehrfach von rücksichtslosen Radfahrern beinahe umgefahren worden. Und wenn sie mit ihrem Auto aus ihrer Grundstücksausfahrt fahre, habe sie das gleiche Problem. Rote Markierung ist nicht gleich ein Fahrradstreifen In Löhne gilt seit 2015, dass die Radfahrer auf der Straße fahren müssen, sagt Olaf Bokämper, stellvertretender Leiter beim Amt für Straßenbau und Verkehr auf Anfrage der Neuen Westfälischen. "Denn der Grundsatz lautet: Ein Fahrrad ist ein Fahrzeug und Fahrzeuge dürfen nicht auf Gehwege." Es gibt Ausnahmen: Ein Radfahrer darf auf dem Gehweg fahren, wenn es ausgeschildert ist. In Löhne gilt diese Regel zum Beispiel an der viel befahrenen Lübbecker Straße. "Doch die Lübbecker Straße ist nicht mit der Bahnhofsstraße zu vergleichen", sagt Bokämper. "Auf der einen fahren 20.000 Autos pro Tag und auf der anderen 5.000." Kinder bis zum achten Lebensjahr sind von der Regel ausgeschlossen. Sie müssen auf dem Bürgersteig fahren. Kinder zwischen acht und zehn Jahren dürfen ebenfalls den Gehweg nutzen. Eine ausdrückliche Beschilderung, dass hier nicht mit dem Fahrrad gefahren werden dürfe, brauche ein Gehweg also nicht, so Bokämper. Auch wenn die rote Markierung, die vor 2015 als Fahrradstreifen diente, noch auf dem Gehweg erkennbar ist, dürfe darauf nicht gefahren werden. Bei den Planungen 2015 habe man kurzzeitig bedacht, die rote Pflasterung zu entfernen, den Gedanken dann aber wieder umgeworfen, weil es zu teuer und zu aufwendig geworden wäre, sagt er. Bokämper sieht keine schnelle Lösung, die Radfahrer darauf aufmerksam zu machen, dass sie nicht mehr auf dem Gehweg fahren sollen. "Wahrscheinlich hilft nur eine verstärkte Polizeikontrolle", sagt er. Auch die weitere Möglichkeit, die Straße in eine Tempo-30-Zone zu verwandeln, sei bedacht worden, aber nicht zulässig. Eine Hauptstraße könne laut Straßenverkehrsordnung keine Tempo-30-Zone werden, außer auf einem gewissen Abschnitt in der Nähe einer Schule oder eines Altenheims. "Radfahrer müssen zwischen Pest und Cholera wählen" Doch eine Sache hat die Stadt an dem Straßenabschnitt bereits vorgenommen: Weil der Kreisverkehr Bahnhofstraße/Schützenstraße/In der Masch laut Polizei ein Unfallschwerpunkt sei, wurde vor etwa drei Monaten auf dem Gehweg der Bahnhofstraße Richtung Kreisverkher ein Piktogramm betstehend aus einer Mutter und einem Kind auf den Weg gemalt. Spätestens dort sollten die Radfahrer sehen, dass sie auf die Straße müssen, sagt Bokämper. Das Problem um die "kritische Bahnhofstraße" sei bekannt, sagt Georg Hofemann vom ADFC auf Anfrage. "Die Radfahrer müssen hier zwischen Pest und Cholera wählen." Ein guter Bekannter zum Beispiel befahre oft mit seiner Enkelin die Bahnhofsstraße. Die beiden würden dann auf dem Gehweg fahren, was bei Kindern ja erlaubt sei. Doch aufgrund der vielen Hofeinfahrten sei es für beide sehr gefährlich. "Jederzeit könnte ein Auto herausfahren." Aber auf der Fahrbahn sei es für das Kind auch zu gefährlich mit den rasenden Autos. Um aus dem Gehweg einen Radweg/Gehweg machen zu können müsste der Bürgersteig auf eine Breit von 2,5 Metern vergrößert werden, sagt Hofemann. Dabei müsste von jedem Anwohner ein Stück vom Grundstück eingezogen werden - und bis das erfragt und genehmigt werde, würden Jahrzehnte vergehen.

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