Ähnlicher Fall wie im Frühjahr: Löhnerin überweist viel Geld an ihr vermeintliches Kind

Löhne. "Ich habe immer gedacht: Auf so etwas falle ich niemals rein", sagt Regine S., die ihren echten Namen in der Zeitung nicht preisgeben möchte. Zu ärgerlich und auch peinlich ist das. Sie ist Betrügern auf den Leim gegangen, die sich bei dem Direktnachrichten-Dienst WhatsApp als ihre Tochter ausgegeben haben. UPDATE: Das war im Frühjahr. Nun ist erneut eine 61-jährige Löhnerin über den Messenger-Dienst betrogen worden. Sie hat am zweiten Septemberwochenende eine Nachricht von jemandem bekommen, der sich als ihr Sohn ausgegeben hat. Eine vierstellige Summe hat sie überwiesen. Grund genug für die Polizei Herford, noch einmal vor der häufiger werdenden Betrugsmasche zu warnen. Wie die Polizei mitteilt, hat in dem aktuellen Fall die 61-Jährige eine Nachricht von einer unbekannten Sohn bekommen. Dort ihr ihr angeblicher Sohn mit, dass er sein Handy verloren habe und sie von einer neuen Nummer kontaktiere. Im gleichen Zuge bat die Person darum, dass die Löhnerin eine vierstellige Summe Bargeld überweist. Die Frau tat dies und ließ das Geld auf das ihr mitgeteilte Konto überweisen. Einige Stunden später wurde sie erneut um Geld gebeten. In der Zwischenzeit hatte sie jedoch Kontakt mit ihrem Sohn und der Betrug fiel auf. Betroffene Löhnerin will andere warnen Glück im Unglück hatte damals auch Regine S., bei der der Betrug auffallen konnte, bevor die Schadenssumme so hoch war. Sie hatte damals 400 Euro überwiesen - die Täter hatten jedoch noch viel mehr gefordert. "Trotzdem: Das war meine eiserne Reserve." Angefangen hatte alles am Dienstag vor Ostern. "Mama, ich habe mein Handy verloren. Das ist meine neue Nummer. Die alte kannst du löschen", schrieb ihr scheinbar die eigene Tochter über WhatsApp. Ein wenig gewundert habe sie sich da schon, sagt die 63-Jährige im Nachhinein. "Da hätten eigentlich schon die ersten Alarmglocken schrillen müssen." Die jungen Leute passten schließlich auf ihr Smartphone gut auf. Aber dennoch hat sie noch keinen wirklichen Verdacht, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Ein wenig später erhält Regine S. die nächste Nachricht: "Kannst du mir helfen?" Natürlich habe sie da nachgefragt, was denn los sei. "Wenn das eigene Kind um Hilfe bittet, möchte man ja auch helfen", sagt sie. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Sie müsse eine Rechnung bezahlen, habe aber nicht genug Geld. "Als sie dann eine Summe zwischen 2.000 und 3.000 Euro nannte, habe ich gleich geantwortet, dass ich so viel nicht habe." Regine S. versuchte zwischenzeitlich, die neue Nummer anzurufen, aber da ging niemand dran. "Ich habe gedacht, sie kann vielleicht bei der Arbeit nicht ans Handy gehen." "Ich ärgere mich so über mich selbst" Dennoch habe sie dann angeboten, 400 Euro dazuzugeben. Die vermeintliche Tochter habe ihr dann Kontodaten zugeschickt und sie habe überwiesen. Den Beleg habe sie ausgedruckt, abfotografiert und über WhatsApp geschickt. "Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keinen Verdacht geschöpft." Aber dann kam etwas zurück, wodurch der 63-Jährigen endlich klar wurde, dass sie es mit Betrügern zu tun hatte. "Da stand: 'Bist eine gute Mutter, aber das ist zu wenig.' Da wusste ich, dass das nicht meine Tochter ist. Diesen Satz 'Bist eine gute Mutter', das würde meine Tochter so nie sagen." Endlich habe sie dann ihre Tochter über die Nummer auf der Arbeit angerufen. Diese hatte natürlich ihr Handy nicht verloren und auch keine neue Nummer. Auch um Hilfe beim Begleichen einer Rechnung hatte sie entsprechend nie gebeten. "Sie hat dann auch gefragt: Mama, wann habe ich dich denn mal um Geld gebeten?" Ihre Tochter, Mitte 20, stehe auf eigenen Beinen und sei immer sehr unabhängig gewesen, berichtet Regine S. der Neuen Westfälischen. Sie habe dann sofort Anzeige erstattet. Aussichten, das Geld wiederzubekommen, gebe es jedoch nicht. Sie sei zwar froh, nicht noch mehr überwiesen zu haben, aber: "400 Euro sind auch nicht wenig Geld." "Ich ärgere mich so über mich selbst, dass ich nicht bemerkt habe, dass da was nicht stimmt. Aber wenn es um die Kinder geht, dann macht man sich natürlich Sorgen und denkt nicht so viel darüber nach", erklärt sie. Sie wisse, dass sie hätte an so vielen Stellen stutzig werden müssen, und sie habe auch schon mehrfach über ähnliche Fälle in der Zeitung gelesen. Vielleicht könne ihr Fall nun noch einmal dafür sensibilisieren, dass jeder darauf reinfallen könne - auch wenn man eigentlich denkt, dass könne einem nie passieren. Sie rät: "Wer so eine Nachricht bekommt, dass der Sohn oder die Tochter eine neue Nummer hat, sollte wirklich immer noch einmal auf der alten Nummer anrufen." Immer das gleiche Schema Das rät auch Simone Lah-Schnier von der Polizei Herford. "Es ist schon so, dass diese Masche vermehrt vorkommt", berichtet die Sprecherin. Der sogenannte "Mama-Trick" auf WhatsApp laufe meist nach dem gleichen Schema ab. "Erst kommt eine Nachricht mit dem Inhalt: 'Hallo, ich habe eine neue Nummer.' Dann wird zum Beispiel gesagt, dass über das alte Handy Online-Banking gemacht wurde und man darauf nicht mehr zugreifen kann." Die Betrüger würden dann die Mutter oder andere betroffene Verwandte darum bitten, eine Rechnung zu begleichen. "Wir können auch nicht sagen, dass davon durchweg ältere Menschen betroffen sind. Unter den Empfängern dieser Nachrichten sind viele verschiedene Altersgruppen." In den meisten Fällen würden die Täter die Nummern ziemlich wahllos anschreiben, bis sie damit schließlich Erfolg haben. Menschen, die eine solche Nachricht bekommen, rät die Polizeisprecherin folgendes: Nicht zurückschreiben. Stattdessen sollten Betroffene erst einmal die alte Nummer des vermeintlichen Schreibers anrufen. Immer erst das persönliche Gespräch suchen. Wenn um Bankdaten oder Geld gebeten werde, sollte in jedem Fall vorher mit der Person direkt gesprochen werden. Überhaupt sollten Bankdaten oder andere persönliche Informationen niemals über WhatsApp oder andere Messenger verschickt werden. Die Nachrichten nicht löschen, die über die Nummer gekommen sind und mit Screenshots davon bei der Polizei Anzeige erstatten. Je schneller Anzeige erstattet wird, umso besser. "Wir können über die Nummer vielleicht noch Rückschlüsse auf die Täter ziehen", sagt Lah-Schnier.

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