Ellerbuscher Straße: Neuer Streit um Sicherheit

Löhne. So richtig gefruchtet hat die Maßnahme noch nicht. Einen guten Monat nachdem an der Ellerbuscher Straße Tempo-50-Schilder aufgestellt wurden, sind auf Höhe der Ulenburger Allee noch immer einige Raser unterwegs. Schon längst hätten weitere Systeme daher für zusätzliche Sicherheit sorgen sollen. Doch daraus wird vorerst nichts. Die Landesbehörde Straßen NRW hat ihr Veto eingelegt. Während sich Beobachter, Experten und Politiker verstimmt zeigen verweist die Behörde auf rechtliche Fragen - und lässt gleichzeitig einen Hoffnungsschimmer zu. Silke Glander-Wehmeier glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. Gerade hatte Bürgermeister Bernd Poggemöller am Rande der jüngsten Ratssitzung verkündet, dass der Antrag der Stadt auf zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen an der Ellerbuscher Straße abgelehnt wurde. "Dabei hatten wir uns doch einstimmig dafür ausgesprochen", sagt die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen kopfschüttelnd. Sie war es auch, die den Stein einst ins Rollen gebracht hatte. Nachdem im September vergangenen Jahres ein 14-jähriges Mädchen beim Überqueren der Hauptstraße von einem Auto erfasst und schwer verletzt worden war, hatte Glander-Wehmeier einen mehrere Seiten langen Antrag verfasst und darin eine intensive Debatte sowie eine Reihe von Maßnahmen für eine höhere Verkehrssicherheit für Radfahrer rund um die Unfallstelle gefordert. Schon beim Tempolimit gab es Gegenwehr Nach anfänglichem Zögern hatte die Stadtverwaltung das Thema schließlich aufgegriffen. Auch Interessenverbände wie der Förderverein Radverkehr oder der ADFC hatten sich in die Diskussion eingeschaltet, ebenso wie zahlreiche Beobachter und Eltern, deren Kinder die Straße täglich auf dem Weg zur Schule überqueren müssen. Selbst die Kreispolizeibehörde hatte sich - trotz offiziell nicht vorhandenem Unfallschwerpunkt - für weiterführende Maßnahmen ausgesprochen. In einem ersten Schritt war das Buschwerk im Kreuzungsbereich gestutzt worden, um eine bessere Einsicht für Auto- und Radfahrer zu gewährleisten. Zudem wurden neue Schilder aufgestellt, die auf die Gefahr und auf die Straßenverkehrsordnung hinweisen sollten. Neben einem Tempolimit von 50 km/h machten zudem Ideen wie eine Bedarfsampel für Radfahrer oder auch eine Abtrennung zwischen Radweg und Fahrbahn der Ellerbuscher Straße die Runde - und wurden schließlich im November vom Rat der Stadt Löhne ohne Gegenstimme beschlossen. Offenbar aber haben die Kommunalpolitiker die Rechnung ohne den Landesbetrieb gemacht. Als für die Straße zuständige Behörde hatte Straßen NRW bereits das Tempolimit mit Verweis auf einen "zu großen Eingriff in den Straßenverkehr" rigoros abgelehnt, musste die Anordnung durch die Stadt Löhne aber schließlich wohl oder übel umsetzen. Anders sieht das bei den übrigen Maßnahmen aus. Wie Stadt-Pressesprecherin Ursula Nolting auf NW-Nachfrage bestätigt hat Straßen NRW - mit Ausnahme des bereits umgesetzten Tempo-Limits - sämtliche Maßnahmen abgelehnt. "Obwohl sich Rat und Stadt dafür ausgesprochen haben", wie Nolting betont. Radfahrexperten werben für Ideen Auch von Seiten des ADFC war zuletzt für derlei Maßnahmen geworben worden. Ein Absperrung entlang des Radwegs, so argumentierte etwa Tourenleiter Ulrich Flachmann, würde verhindern, dass Radfahrer "auf kürzestem Wege diagonal über die Straße" fahren und sie stattdessen zur Nutzung der bereits vorhandene Querungshilfe animieren. Sprecher Georg Hofemann hatte sich zudem für eine Bedarfsampel stark gemacht: "Sie würde die Querung sicherer machen und vor allem sowohl Rad- als auch Autofahrer berücksichtigen." Zumindest letzteres sieht Straßen NRW anders. "Wenn es schon eine Querungshilfe gibt, dann ist eine Bedarfsampel unnötig", erklärt Sprecher Sven Johanning auf NW-Nachfrage die Argumentation der Behörde. Dem ADFC gibt er derweil insofern Recht, als dass er ebenfalls für eine bessere Annahme der Querungshilfe wirbt. "In dem Punkt sind wir uns mit der Stadt auch einig." Ein Hoffnungsschimmer bleibt Uneinigkeit herrscht hingegen bei der Frage, wie dieses Ziel erreicht werden soll. Laut Ratsbeschluss möchte die Stadt Löhne die Abtrennung von Radweg und Fahrbahn durch Leitplanken erreichen. "Für die Aufstellung ist Straßen NRW zuständig", hatte Bernd Poggemöller dazu in der Ratssitzung im November erklärt. Aus Sicht des Landesbetriebs aber würde das eine Zweckentfremdung bedeuten, da Leitplanken per Definition ausschließlich als Schutzmaßnahme dienen, um Autos am Abkommen von der Fahrbahn zu hindern. "Deswegen würden wir als Absperrmaßnahme lieber Pfosten mit dazwischen gehängten Ketten installieren", sagt Sven Johanning. Diese aber seien rechtlich gesehen wie ein Verkehrszeichen zu betrachten und müssten von der Straßenverkehrsbehörde angeordnet werden - in diesem Fall von der Stadt Löhne. "Noch liegt uns dazu nichts vor", so Johanning. "Aber was nicht ist, kann ja noch werden." Absperrketten hatte die Stadt ursprünglich aus ihren Überlegungen ausgeklammert - aus Sicherheitsgründen, wie es seinerzeit hieß. Im Ratsbeschluss vom November war dann aber dennoch ausdrücklich nicht von Leitplanken, sondern von "Absperrmöglichkeiten" die Rede. Dass es doch noch zu einer solchen Maßnahme kommt erscheint vor diesem Hintergrund weiterhin möglich.

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