Immer wieder neue Corona-Regeln: "Gilt das jetzt auch wirklich?"

Löhne. Gleich zwei Coronaschutzverordnungen hat das Land innerhalb einer Woche erlassen. Nach nur wenigen Tagen wurden die 2G-Plus-Regeln gelockert. Einfacher nachzuvollziehen waren sie dadurch jedoch nicht. Wer nun mit und wer ohne Test unter anderem ins Restaurant gehen darf, ist noch einmal komplexer geworden. Aber nicht nur für den Bürger, auch für die, die es umsetzen müssen, ist die Situation eine Herausforderung. Etwa in den Sportvereinen, wo sich vor allem Ehrenamtliche um diese Aufgaben kümmern, oder in Fitnessstudios, die ihren Betrieb aufrechterhalten wollen. Denn auch für den Sport in Innenräumen gilt die Regel. "Für den Vorstand ist es viel Arbeit", berichtet auch Jennifer Heimsath, zweite Vorsitzende des TV Obernbeck. Sie hat für die Webseite zur 2G-Plus-Regel extra einen Wegweiser angelegt, um die Bedingungen verständlich zu gestalten - noch basierend auf der alten Coronaschutzverordnung. Der müsste nun eigentlich schon wieder angepasst werden. "Unsere Übungsleiter wissen aber auch Bescheid und achten darauf, dass alles eingehalten wird", sagt sie.Besonders viele Rückfragen hätte sie persönlich noch nicht mitbekommen. "Bei uns sind überwiegend Kinder und Senioren. Die Älteren sind größtenteils geboostert und für Kinder gibt es ja eine Ausnahme." Dennoch: Das Hin und Her zehre an den Nerven. Ein Buchungssystem musste eingeführt werden, den Mitgliedern alles erklärt werden. "Und wir müssen auch immer wieder gucken, was gerade gilt." "Es kommt jeden Tag was Neues" Ähnliches berichtet auch Edwin Scheer vom VfL Mennighüffen. "Es kommt jeden Tag was Neues vom Handballverband." Immer wieder müssten die Handballer prüfen, ob ein Spiel überhaupt stattfinden kann, welche Regeln für Zuschauer gelten und wie viele überhaupt zuschauen dürfen. Auch der VfL Mennighüffen arbeite mit Schaubildern, um die komplexen Regeln für alle herunterzubrechen. "Wir halten uns an die Gegebenheiten und die sind jeden Tag anders", sagt Scheer. Immer wieder gucken - das hat sich auch Silke Peukert vom Löhner Fitnessstudio Aerofit zur Gewohnheit gemacht. "Wir sind ja als Unternehmen in der Holschuld. Darum muss ich immer wieder schauen: Gilt das jetzt auch wirklich?" Darum schaue sie jeden Tag auf die Seite des Landes NRW nach neuen Änderungen. Manchmal seien aber dann doch die Kunden schneller. "Als die neue Verordnung gerade galt, stand hier ein Kunde vor mir, der mir einen Zeitungsbericht auf seinem Smartphone gezeigt hat, nach dem auch frisch Geimpfte nun ohne Test reindürfen. Das hatte ich da noch gar nicht mitbekommen." Was jetzt gilt Und das gilt nach der aktuellen Coronaschutzverordnung (Stand: 20. Januar) bei 2G-Plus: Neben einer vollständigen Immunisierung durch zwei Impfungen muss von allen Personen ab 16 Jahren zusätzlich ein aktueller negativer Test nachgewiesen werden. Schülerinnen und Schüler gelten als getestet. Ausgenommen sind weiterhin Menschen, die bereits eine Boosterimpfung haben. Wer den Johnson&Johnson-Impfstoff und eine weitere Impfung erhalten hat, gilt jedoch nicht mehr als geboostert. Dazu kommen nun allerdings weitere Ausnahmen von der Testpflicht: Wer nachweislich mit Corona infiziert war und danach oder davor mindestens eine Impfung erhalten hat. Geimpfte, deren zweite Impfung mehr als 14 und weniger als 90 Tage zurückliegt. Genesene, deren Infektion nachweislich mehr als 27 Tage und weniger als 90 Tage zurückliegt. "Die Ehrenamtlichen müssen sich so nebenbei immer neu informieren" All diese Ausnahmen machen die Regelungen nicht verständlicher - das schlägt auch beim Bürgertelefon des Kreises auf. Anfragen im Zusammenhang zu den 2G-Plus-Regeln gehören da nach Auskunft von Sprecher Patrick Albrecht zumindest zu den nachgefragtesten Themen. Insgesamt nehmen dort aber schon seit einigen Wochen die Anrufe zu. Seit dem 5. Januar seien insgesamt 4.235 Anrufe eingegangen. "In der letzten Zeit ist sehr viel passiert und das betrifft ein sehr breites Themenfeld." Auch zu den aktuellen Quarantäneregeln, Impfungen und Tests gebe es viele Nachfragen. Für die Ehrenamtlichen im Sportbereich sei das Ganze eine Zumutung, findet Ulf Dreier, Vorsitzender des Kreissportbunds (KSB). "Die müssen sich so nebenbei immer neu informieren. Und dann hat man sich gerade umgestellt, schon gilt wieder was Anderes." Der KSB versuche darum immer schnellstmöglich die aktuellen Informationen aufzuarbeiten und rauszugeben. "Aber das muss auch immer erst bearbeitet werden." Am Ende seien es aber die ehrenamtlichen Vereinsmitglieder, die vor Ort alles kontrollieren müssen, die dann auch mit der Unzufriedenheit einiger umgehen müssen, die nicht verstehen, warum sie gestern noch durften, aber heute nicht mehr. "Wir sind dann immer die Doofen, die das eins zu eins am besten gestern umgesetzt haben müssen."

Meistgelesen