Betrunkene greift zwei Polizisten und ihren Partner mit Schere an

Löhne. Wenn Polizisten wegen häuslicher Gewalt gerufen werden, geht die Gewalt fast immer von Männern aus. In diesem Fall aus Löhne ist allerdings eine Frau die Aggressorin. Eine 54-jährige Facharbeiterin hat sich offenbar so heftig mit ihrem Lebensgefährten gestritten, dass der die Polizei rief. Als die Beamten in der Nacht zu Samstag, 24. April 2021, an dem Zwei-Familien-Haus eintrafen, wurden sie von der schimpfenden Frau im Vorgarten empfangen. Nach Darstellung der herbeigerufenen Polizisten war die Löhnerin kaum zu beruhigen, trat und schlug wenig später nach den Beamten und griff sogar zu einer Bastelschere, als die Beamten sie aufforderten, die Wohnung zu verlassen. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat die 54-jährige Löhnerin wegen tätlichen Angriffs auf Polizeibeamte, Widerstands, Beleidigung und versuchter Körperverletzung angeklagt. Der Sachbearbeiter der Strafverfolgungsbehörde hat in der Anklageschrift vermerkt, dass die Tat auch als besonders schwerer Fall anzusehen sei. Der Frau droht mindestens eine Haftstrafe. Die Angeklagte hat keine Vorstrafen und ist geständig, kann sich aber nicht mehr an den Abend erinnern. "Mir tut das auch leid", sagt sie zum Richter und: "Mein Tag war ohnehin schlecht." Sie nehme ständig Schmerzmittel und habe an diesem Abend auch Alkohol getrunken, vier bis fünf Bier und eine Flasche Likör. Im Polizeigewahrsam stellte ein Arzt später einen Blutalkoholwert von 1,61 Promille fest. Medikamente und Alkohol habe sie nicht vertragen. Schere zwischen Sofakissen versteckt Warum sie trotz Medikamenten Alkohol getrunken habe, will die Staatsanwältin wissen, doch die Angeklagte zuckt nur mit den Schultern. Sie hat darauf keine erhellende Antwort, sagt dann aber noch: "Ich habe mir Hilfe gesucht." Bei den Anonymen Alkoholikern habe sie eine Online-Therapie gemacht, ein halbes Jahr. Dabei habe sie nur an diesem Abend zur Flasche gegriffen. Das Gericht muss klären: War die Frau an diesem Abend so betrunken, dass sie nicht mehr orientiert und damit womöglich nur vermindert schuldfähig war? Ihren Lebensgefährten hat die Frau im Streit offenbar mit einem Holzscheit angegriffen. Den herbeigerufenen Beamten gelang es, die Frau vorübergehend zu beruhigen. Eine 23-jährige Polizeibeamtin schildert das dem Gericht sehr plastisch. Doch als die Polizisten erkannten, dass die häusliche Gewalt von der Frau ausging, versuchten sie der Beschuldigten klar zu machen, dass sie jetzt ihre Sachen packen müsse. Die Beamten sprachen ein zehntägiges Rückkehrverbot in die Wohnung aus. "Damit war sie aber nicht einverstanden", sagt die Polizistin: "Ich musste ihr erklären, was sie alles für zehn Tage braucht." Rettungsdienst legt Verband an Doch statt ihren Koffer zu packen, riss sich die Frau aus dem Griff der Beamten los. Eine Hand war bereits gefesselt, die andere aber noch frei und mit der griff sie zu einer Bastelschere, die zwischen Sofakissen versteckt war. Die Polizistin erkannte das gerade noch rechtzeitig und schlug ihr die Schere aus der Hand. Im Gerangel verletzte sich die Frau dann mit dem Handrücken an der geöffneten Handschelle, so dass sie vom Rettungsdienst verbunden werden musste, bevor sie zur Ausnüchterung ins Polizeigewahrsam kam. Das Gericht hat keine Zweifel daran, dass die Frau an diesem Abend vier Straftaten beging. Die häusliche Gewalt war mit Blick auf die schwerwiegenderen Anklagepunkte gar nicht erst angeklagt worden. Der Richter verurteilt die Frau zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen zu 30 Euro (3.600 Euro) und entspricht damit der Forderung der Staatsanwältin. Von einer besonderen Schwere der Tat ist die Anklägerin in ihren Schlussvortrag nicht mehr ausgegangen. Der Verteidiger dagegen betonte die Alkoholpegel seiner Mandantin und forderte mit Hinweis auf die dadurch verminderte Schuldfähigkeit 90 Tagessätze. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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