23-Jähriger übernachtet bei Kumpel und plündert heimlich dessen Bankkonto

Löhne. Pizza, Chips und kalte Getränke waren Proviant für eine lange Nacht an der Playstation. Zwei ehemals beste Kumpels aus Löhne und Vlotho haben sich im Sommer zum Zocken verabredet und vorher noch rasch eingekauft. Die beiden hatten sich länger nicht gesehen, haben viel gequatscht und nebenbei in der Wohnung in Vlotho Bildschirm-Fußball gespielt. Der Löhner übernachtete bei seinem Kumpel und holte am nächsten Morgen Brötchen. Nach dem späten Frühstück stellten der Gastgeber und seine Mutter jedoch fest, dass sein Bankkonto geplündert worden ist. Offenbar genau in der Zeit, als er allein vorm Bildschirm zockte und sein Kumpel aus Löhne draußen zum Rauchen war. Die Freundschaft der beiden ist darüber zerbrochen. Mit schwarzem Schlumpf vor dem Richter Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat den 23-jährigen Löhner wegen Computerbetrugs vorm Amtsgericht Bad Oeynhausen angeklagt. Er soll unbemerkt die Geldbörse seines 22-jährigen Gastgebers aus Vlotho an sich genommen und mit der Bankkarte am Automaten heimlich Geld abgehoben haben. 545 Euro fehlten, als der Vlothoer seinen Kontostand checkte. Beide fuhren daraufhin sofort zur Polizei und erstatteten Anzeige - gegen unbekannt. Inzwischen glaubt der Vlothoer zu wissen, wer ihm das Geld geklaut hat: sein damaliger Besucher. Die Geldbörse mit der Bankkarte fand sich später auf dem Dachboden in der Wohnung. Wie sie da hinkam, ist unklar. Der Angeklagte aus Löhne bestreitet die Vorwürfe allerdings. Er arbeitet als Barkeeper in Bielefeld und verdient in guten Monaten bis zu 1.100 Euro. Er habe selbst genug Geld, argumentiert er. Der Freund aus Vlotho habe dagegen schon beim Pizzakauf seine Geldbörse vermisst, weshalb er für ihn gezahlt habe. Fotos der Überwachungskameras am Geldautomaten zeigen einen schlanken Mann mit Atemschutzmaske und hellem Kapuzenpulli. Nach Ansicht seines Verteidigers trifft das auf "einige andere Männer dieser Statur" zu. Der Angeklagte selbst behauptet: "Ich hatte andere Sachen an." Im Gerichtssaal trägt er einen schwarzen Schlumpf und keine Maske. Ein Bildschirmspiel dauert 21 Minuten Sein Spielpartner aus Vlotho ist sich jedoch sicher, dass der Angeklagte damals "mit einem weißen Hoodie" bei ihm gewesen sei. Das hat er bereits in der Anzeige zu Protokoll gegeben, bevor er die Fotos vom Geldautomaten sah. Auf den Bildern erkennt er seinen ehemaligen Kumpel trotz Maske wieder. Während er alleine gegen den Computer zockte, sei der Kumpel rausgegangen: "Er war länger weg als man an einer Zigarette rauchen kann." Die Sparkasse sei nur 300 Meter von seiner Wohnung entfernt und so ein Fifa-Spiel an der Playstation dauere etwa 20 Minuten. Das Foto vom Geldabheben stammt von Samstag, 3. Juli, 14.08 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt war auch die Mutter des Gastgebers außer Haus. Sie kam nach übereinstimmenden Aussagen der Ex-Kumpels erst gegen 15 Uhr zurück. Um 16 Uhr erstatteten die Männer Anzeige. Nach Ansicht des Staatsanwalts sind die Indizien erdrückend. "Das Foto allein hätte mir nicht gereicht." Der Ankläger macht dem Verteidiger deshalb ein Angebot: Bei einem Geständnis bleibt sein Strafantrag unter 90 Tagessätzen. Die Strafe müsste dann nicht im polizeilichen Führungszeugnis auftauchen. Der Verteidiger des Angeklagten bespricht sich kurz mit seinem Mandanten, geht auf das Angebot ein und gesteht den Computerbetrug. Der Löhner schüttelt zwar weiter den Kopf, bleibt aber bei seinem taktischen Geständnis. Als Jugendlicher hatte er zwei Strafverfahren wegen Fahrens ohne Führerschein und Diebstahls, die jedoch eingestellt wurden. 2019 ist er beim Schwarzfahren erwischt worden. Der Richter verurteilt den Angeklagten schließlich zu einer Geldstrafe von 60 Tagessätzen zu 30 Euro (1.800 Euro). Dass ein anderer Täter als der Angeklagte für die Tat infrage komme "wäre ein unglaublicher Zufall", sagt der Richter. Der Verteidiger forderte 60 Tagessätze zu 20 Euro (1.200 Euro), der Staatsanwalt 80 Tagessätze zu 30 Euro (2.400 Euro). Die 545 Euro muss der Löhner außerdem an seinen Ex-Kumpel aus Vlotho zurückzahlen.

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