Löhnerin ist wahrscheinlich die erste "Oma gegen Rechts" im Kreis Herford

Löhne. Sie ist nach eigenen Angaben vermutlich bisher die einzige Vertreterin der "Omas gegen Rechts" im Kreis Herford - und sucht noch nach weitere Mitstreiterinnen: "Ich halte die Augen auf, wo es noch andere gibt", sagt Ursel Schellenberg. Seit Ende 2019 macht sie bei dem bundesweiten Verein mit. Dafür muss die 63-Jährige allerdings immer in den Kreis Minden-Lübbecke fahren, denn vor Ort gibt es bisher (noch) kein Angebot der Initiative. Wenn noch ein paar andere aus dem Kreis Herford hinzukämen, könne sich das aber ändern, sagt Schellenberg. So lange gibt es die Initiative weltweit noch gar nicht: Erst 2017 startete sie in Österreich. Nach Angaben der Gründerinnen war es eine Reaktion auf die Koalition der Österreichischen Volkspartei mit der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ). Seit 2018 gibt es die "Omas gegen Rechts" auch in Deutschland. "Das hat mir sofort imponiert", sagt Schellenberg und fügt stolz hinzu: "Wir älteren Frauen haben auch noch etwas zu sagen." Sie wollte sich auch engagieren und fand sich mit anderen Frauen im Kreis Minden-Lübbecke zusammen, die den Verein Mitte des Jahres gegründet hatten. Diese Gruppe trifft sich - soweit Corona es zulässt - einmal im Monat. Warum die Löhnerin politisch aktiv wurde Auf die Idee, sich zu engagieren, kam Schellenberg wegen verschiedener politischer, aber auch wegen privater Entwicklungen. Zum einen ging die Großmutter von drei Enkeln und Mutter von zwei Kindern kürzlich in Rente - und hatte auf einmal viel mehr Zeit. Vorher habe sie den Kopf voll gehabt mit der Arbeit, den Kindern, dem Haus, dem Garten - "mit all den Dingen, mit denen man seine 40er und 50er verbringt", fügt Schellenberg hinzu. Doch mit der Zeit wurde es ruhiger, die Kinder waren aus dem Haus und sie hörte auf, als Sozialarbeiterin zu arbeiten. Diese Phase fiel zusammen mit einigen politischen Ereignissen, die Schellenberg entsetzten: zum Beispiel die Wahl von Donald Trump. "Da ist ein Politiker am Werk, bei dem einem schlecht wird - vor allem, wenn man mitbekommen hat, wie er sich Gehör verschaffen kann und was für eine Macht er hat", so die Löhnerin. Auch die Anhänger bereiteten ihr Sorgen. Hinzu kam der Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke. "Da habe ich schon gedacht: Mensch, soweit sind wir jetzt schon", sagt Schellenberg. Auch die Bilder, als Ausländer durch den Ort gehetzt wurden, rüttelten sie auf. Aktionen der "Omas gegen Rechts" vor Ort Mit den anderen "Omas" habe sie bereits Aktionen im Kreis Minden-Lübbecke organisiert. "Wir standen vor der Wahl bei einem Straßeneinsatz bei den Parteien und haben darüber informiert, welche man lieber nicht wählen sollte", erzählt die 63-Jährige. Einen Brief an den Bundestagsabgeordneten Stefan Schwartze hat sie auch schon geschrieben - und trat so das erste Mal als "Oma gegen Rechts" aus dem Kreis Herford auf. Dabei ging es darum, dass die AfD-nahe Desiderius-Erasmus-Stiftung demnächst Bundesmittel in Millionenhöhe erhalten dürfte. Kritiker bemängeln, dass so Geld des Staates in rechte Bildung gesteckt werde - zu ihnen gehört auch Schellenberg. In dem Brief der Omas gegen Rechts steht unter anderem: "Wir halten es für skandalös, dass Steuergelder für die Verbreitung einer undemokratischen Gesinnung zur Verfügung gestellt werden. Die AfD ist keine normale demokratische Partei und das gilt auch für ihre Stiftung." Demnächst ist erstmal nur eine weitere Aktion im Norden von OWL geplant: Am 11. Dezember gibt es, sofern die Coronazahlen es zulassen, noch einen Workshop mit der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus in Ostwestfalen-Lippe, die ihren Sitz in Herford hat. "Ziel ist es, mit den Haltungen und Aussagen von Rechtspopulismus und Rechtsextremismus vertraut zu werden und sich dazu zu positionieren", erklärt Schellenberg. Wer mehr über die Veranstaltung erfahren möchte, oder sich so informieren will, kann sich bei der Löhnerin melden.

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