Verkehrslärm an der Weihestraße: Gutachten setzt Straßen NRW unter Druck

Löhne. Die Anwohner der Weihestraße leiden unter starkem Verkehrslärm. Stark zu genommen hat besonders der Lkw-Verkehr, seit Hermes auf dem Scheidkamp das Logistikzentrum eröffnet hat. Anwohner haben die Bürgerinitiative "Macht Gohfeld leiser" gegründet und fordern konkrete Maßnahmen von der Stadt und von Straßen NRW. Die Behörde ist zuständig, weil es sich bei der Weihestraße um eine Landesstraße handelt. Im Rat präsentierte Andreas Timmermann vom Planungsbüro für Lärmschutz jetzt ein Gutachten mit überraschenden Erkenntnissen. Das Ergebnis ist für die Anwohner auf der einen Seite frustrierend, es macht aber auch Hoffnung. Die von der Stadt erhobenen Zahlen zeigen, wie stark die Straße belastet ist. Timmermann verwendete sie für sein Gutachten. Im Schnitt sind täglich 7.738 Fahrzeuge auf der Weihestraße unterwegs. Je nach Messpunkt sind 15,3 Prozent von ihnen Lkw. Weniger Lkw sind unterwegs, wenn viele von ihnen in den Alten Postweg in Richtung Hermes abgebogen sind. "Sie haben hier durch die Menge der Fahrzeuge eine hohe Lärmbelästigung. Allerdings werden die Richtwerte nicht überschritten". Die Richtlinien sind nicht mehr Stand der Technik Das bedeutet, dass eigentlich alles beim Alten bleiben müsste. Die Straße kann weder zur Tempo-30-Zone werden, noch darf die Durchfahrt für Lkw mit einem Gesamtgewicht von mehr als 3,5 Tonnen verboten werden. Wenn die Größe der LKW beschränkt würde, hätte das einen erheblichen Effekt. "Dadurch würde eine Lärmminderung zwischen 3,6 und 7,6 Dezibel erreicht", sagt Timmermann. Wäre der Vortrag an diesem Punkt beendet worden, hätten die Anwohner vielleicht die Flinte ins Korn geschmissen. Dann kam jedoch der Teil, der ihnen Hoffnung machte. "Man hat längst erkannt, dass die Lärmschutzrichtlinien nicht mehr dem Stand der Technik entsprechen", sagt Timmermann. Die gemessenen 64 Dezibel tagsüber und 54 Dezibel nachts würden zu ganz anderen Kosequenzen führen, wenn zeitgemäßere Richtlinien als Grundlage genutzt würden. "Die befinden sich auf dem aktuellen Erkenntnisstand. Das würde dazu führen, dass die Weihestraße ganz anders eingestuft würde", sagt der Experte. Es dauere häufig Jahre, bis solche Erkenntnisse auch Anwendung in den Richtlinien finde, an denen sich Straßen NRW orientiert. "Ziehen Sie vor Gericht" Darauf zu warten, dass Straßen NRW von sich aus längst geltende Erkenntnisse umsetzt, könnte die Geduld und die Nerven der Anwohner noch lange Zeit strapazieren. Entsprechend fällt der Rat des Fachmanns aus. "Mittlerweile beschäftigen sich Verwaltungsgerichte mit dem Thema. Diesen Weg können Sie gehen", sagt er. Straßen NRW könne als zuständige Behörde gezwungen werden zu erklären, warum sie eine Verkehrsreduzierung und so eine Lärmminderung nicht für notwendig halte, obwohl aktuelle Richtlinien das längst bei vergleichbaren Verkehrsbelastungen verlangen würden. Da könne die Behörde vor Gericht in eine problematische Situation geraten. Andreas Timmermann ist überzeugt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die zeitgemäßen Lärmgrenzen Teil des Regelwerks von Behörden wie Straßen NRW werden. "Da wird eine Anpassung erfolgen, sonst wird immer mehr geklagt." Bei der Fragestunde nach dem Vortrag meldeten sich mehrere Vertreter der Bürgerinitiative. "Herr Poggemöller, wenden Sie sich direkt an die Zentrale von Straßen NRW in Gelsenkirchen. Mit Bielefeld Kontakt aufzunehmen, das hilft nichts", sagte Kirsten Sundermeier zum Bürgermeister. Das würde der möglicherweise gerne tun. Ihm sind aber die Hände gebunden. "Wir müssen uns an Bielefeld wenden, weil dort die Zuständigkeit für OWL liegt. Sie als Bürger haben da mehr Möglichkeiten. Verschaffen Sie sich in der Zentrale Gehör", riet er der Initiative. Poggemöller versprach, so schnell wie möglich eine Bürgerversammlung zu organisieren. Dort soll ausführlich über das weitere Vorgehen und das Gutachten gesprochen werden.

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