Im Gaststätte Flores bleibt die Restaurant-Küche kalt

Löhne. Im Februar 2022 gibt es im Haus Flores einen guten Grund zum Feiern. Eine der ältesten Gastronomien in Löhne wird dann 120 Jahre alt. Conrad Flores kaufte das Gebäude an der Bergkirchener Straße. Seitdem betreibt die Familie dort ihre Gastronomie. Geschäftsführerin Claudia Sturm ist die Urenkelin von Conrad Flores. Sohn Jan-Niclas ist seit 2019 im Unternehmen, und auch ihr Ehemann Hans-Dieter ist mit von der Partie. Es wirkt so, als würde alles so weiter gehen, wie die 120 Jahre vorher. Das stimmt nicht. "Bei uns ist alles anders", sagt Claudia Sturm. Der größte Umbruch in der Geschichte des Unternehmens fiel mit dem Beginn der Corona-Pandemie und dem ersten Lockdown zusammen. Im März 2020 wurden von jetzt auf gleich auch alle Restaurants geschlossen. "Uns hat das nicht so hart getroffen, weil wir schon seit 2012 einen Menüservice als weiteres Standbein betreiben", sagt Claudia Sturm. Gut ausgelastet war das Team mit den Bestellungen von Kunden, die sich ein Mittagsmenü liefern lassen. Restaurants in den Innenstädten werden bevorzugt Mittlerweile ist die Pandemie weitgehend unter Kontrolle, die große Mehrheit der Menschen ist geimpft. Die Restaurants haben wieder geöffnet. Bei Flores bleibt die Restaurant-Küche kalt. "Wir haben uns vor einigen Monaten endgültig dagegen entschieden, das Restaurant wieder zu öffnen", sagt Claudia Sturm. Bereits seit einigen Jahren hatte das Restaurant nur noch von freitags bis sonntags geöffnet. "Gerade für Restaurants mit unserer Lage ist es in den letzten Jahren deutlich schwieriger geworden", sagt Claudia Sturm. Die Gäste würden zunehmend Restaurants in den Innenstädten bevorzugen. "Da wird dann gerne das Essen gehen mit dem Stadtbummel verbunden." Nach intensiven Abwägen sei sich die Familie einig gewesen. "Wenn wir das Restaurant weiter geführt hätten, dann wären hohe Kosten für verschiedene Sanierungsarbeiten fällig geworden", sagt Claudia Sturm. Stattdessen haben die Gastronomen entschieden, sich komplett auf den Menüservice und das Catering zu konzentrieren. Viele große Unternehmen der Region gehören mittlerweile zu den Catering-Kunden von Flores. 365 Tage im Jahr wird geliefert "Das war die richtige Entscheidung", sagt Jan-Niclas Sturm. Er ist 2019 in den Familienbetrieb eingestiegen und hat Menüservice und Catering gemeinsam mit seinen Eltern konsequent ausgebaut. Mittlerweile sind neun Autos an 365 Tagen im Jahr für Flores unterwegs und liefern rund 200 Menüs an die Kunden aus. Nicht nur in Löhne und Bad Oeynhausen wird geliefert. Auch in ganz Bünde, Hiddenhausen und Teilen von Herford sind die Fahrerinnen und Fahrer unterwegs. "Mit Blick auf die Anfragen könnten wir auch in Porta Westfalica und Minden liefern. Dazu fehlen uns leider die Fahrer und die Fahrzeuge", sagt Jan-Niclas Sturm. Nicht nur das Personal ist schwer zu finden. Auch bei Nutzfahrzeugen gibt es die weitverbreiteten Lieferengpässe. Der Menü-Service von Flores unterscheidet sich von vielen Mitbewerbern. "Wir sind etwas teurer als die anderen, dafür kochen wir alles frisch in einer klassischen Handwerksküche, so wie man das von einem Restaurant erwartet", sagt Claudia Sturm. Die Menüs bei Flores würden sich entsprechend unterscheiden von dem Angebot vieler Großküchen. "Dazu kommt, dass wir von Anfang an unser Essen auf Porzellantellern serviert haben. Auch das kam bei unseren Kunden immer gut an.""Für einige Wohnungen haben wir auch einen Schlüssel" Viele Kunden des Menü-Service sind im Rentenalter. "Gerade wenn Menschen nicht mehr so mobil sind, spielt gutes Essen eine immer größere Rolle", sagt Jan-Niclas Sturm. Das Angebot wird in der Region immer bekannter. Auch durch Facebook und Instagram. "Oft zeigen Enkel ihren Großeltern unser Angebot", sagt Jan-Niclas Sturm. Die Fahrerinnen und Fahrer müssen ein besonderes Händchen im Umgang mit älteren Menschen haben. "Die sind oft die einzigen Personen, die sie am Tag sehen. Für einige Wohnungen haben wir auch einen Schlüssel. Da hat sich über die Jahre ein echtes Vertrauensverhältnis aufgebaut", sagt Claudia Sturm.Auch wenn die Familie Sturm ein wichtiges Kapitel in der Geschichte der Traditionsgastronomie geschlossen hat, bereut Claudia Sturm diesen Schritt nicht. "Es ist schön, an einem Samstagabend nicht arbeiten zu müssen. Wir hätten diesen Schritt schon früher gehen sollen. Manchmal vermisse ich allerdings meine Stammgäste."

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