Drohen Lieferengpässe an Weihnachten?

Löhne. Noch auf den letzten Drücker Weihnachtsgeschenke kaufen, das ist normalerweise kein Problem. In diesem Jahr könnte das Warten jedoch zum Verhängnis werden. Materialknappheit und weltweite Lieferengpässe treffen viele Branchen. Auch die, die die beliebtesten Weihnachtsgeschenke herstellen. Die NW hat bei den Löhner Händlern nachgefragt, wie sie damit umgehen, und was sie ihren Kunden raten. Während das Ganze im Bereich der Elektronik oder auch im Bezug auf Bauprojekte immer wieder thematisiert wurden, trifft das Problem nun ein weiteres Produkt, das zu den beliebtesten Geschenken zum Fest gehört: das Buch. Denn das Papier wird knapp. "Das führt vor allem zu Problemen, wenn jetzt etwas noch nachgedruckt werden muss", erklärt Kirsten Beul von der Löhner Buchhandlung Dehne. Aktuell steige die Nachfrage schon, Buchherbst und die Frankfurter Buchmesse kurbeln sie an. Zu wenig Altpapier Der Grund für den Papiermangel liege unter anderem in der Corona-Pandemie. Eine wichtige Quelle für das Papier, das für den Buchdruck verwendet werde, seien Zeitungen. Die waren in der Corona-Zeit dünner, weniger Unternehmen schalteten Anzeigen. Die Folge: Es gibt weniger Altpapier. Das treibt auch die Preise für den Rohstoff nach oben. Ein Trend, der letztendlich auch auf die Buchpreise durchschlagen könnte. "Der Druck ist da. Ein umfangreicheres Hardcover unter 30 Euro zu kalkulieren, wird immer schwieriger", sagte etwa Jonathan Beck, Chef des Publikumsverlags bei C.H. Beck, dem Handelsblatt. Kirsten Beul hat jedenfalls einen wichtigen Rat für die Kunden: "Wer Bücher zu Weihnachten schenken will, sollte sie so bald wie möglich besorgen, um das gewünschte Exemplar zu bekommen." Früh und möglichst vor Ort für Weihnachten vorsorgen, das rät auch Rainer Döring, der in seinen vier Expert-Filialen in Löhne, Lübbecke, Herford sowie Bad Salzuflen Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte verkauft. Von den Engpässen auf dem Elektronikmarkt bleibe auch sein Unternehmen nicht verschont. "Das wird sich zu Weihnachten eher verschärfen, da in unseren Produkten viele Computerchips verbaut sind", sagt er. "Unsere Firmen horten, was sie kriegen können" Daher kauft er gerade so viel Ware wie möglich ein und füllt seine Lager. Ein Phänomen, das nicht nur bei Anbietern von Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräten zu beobachten ist. "Unsere Firmen kaufen und horten gerade, was sie kriegen können", sagt Ines Ratajczak, Referatsleiterin International bei der IHK Ostwestfalen. Reihenweise leere Regale befürchtet Ratajczak darum nicht. Einer, der zu seinem Leidwesen in vielen Fällen gar nicht so viel zurücklegen kann, ist Pierre Lison von der Bike-Plantage. Der Löhner Fahrradhandel hat - wie alle in der Branche - besonders mit Lieferengpässen zu kämpfen. Wer zu Weihnachten ein Fahrrad verschenken will, der sei schon "zu spät". Zumindest, wenn es um spezielle Vorstellungen gehe. Vor allem bei Kinderrädern sei es derzeit schwierig. "Das, was ich da hab, hab ich da. Neue Ware bekomme ich frühestens im Februar", sagt er. Die kleinsten Räder mit 12 Zoll für Drei- bis Vierjährige seien sogar schon ausverkauft. Boom trifft auf Verknappung Dazu komme, dass er sich kaum auf Liefertermine verlassen könne. "Kein Hersteller kann im Moment Liefertermine garantieren." Insgesamt seien die Lieferzeiten enorm. Das gelte auch für Ersatzteile. "Für einen Kunden sollte ich eine neue Federgabel bestellen. Liefertermin: 1. Juli 2024. Da hat der Kunde gesagt: 'Ich weiß ja gar nicht, ob ich das Rad noch habe, und ob ich dann noch lebe. Aber dann werde ich es wohl in die Erbmasse geben'. Das muss man sich mal vorstellen", sagt Lison. Und das, obwohl es im Fahrradhandel eigentlich boomt. Aber die enorm hohe Nachfrage - weltweit - treffe nun auf Lieferprobleme bei Material und Teilen. Diese kämen eben teilweise aus Ländern, die sich noch im Lockdown befinden. Dazu gesellen sich immer wieder gesperrte Häfen, wenn es Corona-Ausbrüche gibt. Und neben der Verknappung bestimmter Komponenten führen in allen Branchen enorm gestiegene Frachtkosten dann auch noch zu Preissteigerungen. "In den vergangenen Monaten sind die Preise für das Verschiffen von Containern von 1.500 auf über 10.000 Euro gestiegen", sagt IHK-Fachfrau Ratajczak. Sie berichtet, dass eben "momentan ein Zahn, der übel ist, in den nächsten greift".

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