Selbstversuch: So läuft der Schnelltest auf dem Löhner Festplatz ab

Löhne. Für mich ist es der erste Schnelltest und dazu der erste Corona-Test überhaupt. Es gab einfach keinen Anlass dafür - bis jetzt. Den Termin habe ich mir am Tag vorher über die Buchungsseite der Mühlenkreiskliniken (MKK) gemacht, die Bestätigung kam innerhalb von Minuten. Nun fahre ich mit meinem Auto morgens vor der Arbeit über den Festplatz in Löhne, geleitet von Schildern, die mir den Weg weisen und mich daran erinnern, den QR-Code und meinen Personalausweis bereitzuhalten. Und mit jedem ruckeligen Überfahren der Kabelabdeckungen wird mir mulmiger zu Mute. Was wenn ich nun positiv getestet werde? Einen Moment lang ärgere ich mich darüber, dass ich mich dazu freiwillig gemeldet habe, das Schnelltestzentrum in Löhne mit diesem Selbstversuch in Augenschein zu nehmen. Doch dann wische ich das schnell wieder weg. Besser etwas mehr Gewissheit haben, als im Ungewissen zu leben und im Zweifel jemanden anzustecken. Dort, wo sich die Teststraßen gabeln, muss ich einen Moment anhalten. Insgesamt ist es an diesem Morgen aber nicht sehr voll. "Das Angebot in Löhne könnte noch etwas besser angenommen werden", sagt mir später Christian Busse, Sprecher der Mühlenkreiskliniken. So ließen sich am 23. März insgesamt 548 Menschen testen, 21 bekamen ein positives Ergebnis. Zwischen 500 und 600 Tests waren es auch an den meisten Tagen seit der Eröffnung am 16. März, nur am Freitag kamen sogar 700. "Am Freitagnachmittag wird es dann doch etwas voller", berichtet Busse. Am Wochenende wollen die Menschen die Sicherheit für Besuche bei Verwandten oder für Familienausflüge. "Genau dafür ist es ja gedacht", meint der Pressesprecher. Die Kapazitäten wären deutlich höher Die Kapazitäten des Zentrums lägen natürlich deutlich höher, das Personal werde entsprechend der Anmeldungen angepasst. "Wir haben darum auch derzeit nicht alle Straßen offen." Allerdings - das zeige die Erfahrung mit dem Testzentrum in Minden - brauchten die Zentren auch etwas Zeit bis sie anlaufen. Busse jedenfalls appelliert, das Angebot der kostenlosen Tests wahrzunehmen. "Auch Unternehmen können das nutzen, um ihre Mitarbeiter dort testen zu lassen." Auf dem Festplatz muss ich einige Kurven fahren, bis ich an einer Abzweigung ankomme. Ein junger Mann in orangener Weste weist dort den Weg. "Haben Sie einen Termin?", fragt er mich. Ich bejahe. "Einmal links in die Teststraße eins bitte." Ich bedanke mich und fahre weiter bis zu einem kleinen Container-Häuschen. Im Fahrzeug vor mir ist eine kleine Familie unterwegs, drei QR-Codes müssen durch das offene Autofenster gescannt werden, drei Mal werden Papiere an die Testwilligen gereicht. Als ich dann an der Reihe bin, weiß ich so schon sofort, was ich machen muss: Ich halte mein Smartphone mit dem QR-Code hin, der wird gescannt und ich bekomme ein Papier - meinen "Patientenbegleitschein". Nächster Halt: Die Teststation im großen, weißen Zelt. Die Familie vor mir ist schon fast fertig. "Schon vorbei! Hast du super gemacht", sagt die Frau mit Schutzkleidung, Visier, Maske und Handschuhen zu einem Kind auf dem Rücksitz. Die Familie fährt weiter und die Frau winkt mir zu, dass ich vorfahren kann. "Das fühlt sich jetzt etwas seltsam an" "Sind Sie Judith Gladow?", fragt sie mich. Ich nicke und da ich nicht genau weiß, ob sie meinen "Patientenbegleitschein" noch einmal braucht, greife ich nach dem Papier auf dem Beifahrersitz. "Das ist für Sie. Damit können Sie später Ihr Testergebnis abrufen, indem Sie den QR-Code scannen und Ihre Pin - die steht da unten - auf der Seite eingeben", erklärt sie mir freundlich. Dann wird es ernst. Ich schaue die nette Frau durch das Visier an und sie schiebt mir das Teststäbchen durch mein linkes Nasenloch. Sie ist nur eine der Testerinnen und Tester, die an diesem Tag an zwei Straßen auf dem Festplatz im Einsatz sind. Dazu gehören auch die Studentinnen Celine Gruner und Sina Störmer, die ich später kennenlerne. Die beiden sind sozusagen alte Hasen, was das Testen angeht, sie machen das seit September. Vorher haben sie im Herforder Zentrum die Teststäbchen in die Hand genommen. Ob es schwierig ist, das Stäbchen richtig durch das Nasenloch zu führen? "Das ist total einfach", meint Störmer, die auf Lehramt studiert und vorher nichts mit Laborarbeiten zu tun hatte. Und auch Gruner, die Biologie studiert, sagt: "Das ist ziemlich selbsterklärend." Auch wenn ich in der Theorie gut weiß, wo Nase und Rachen miteinander verbunden sind, ist es ein wenig überraschend - und auch etwas unangenehm - das an sich selbst vorgeführt zu bekommen. "Das fühlt sich jetzt etwas seltsam an", sagt meine Testerin, als sie das Teststäbchen bewegt, um den Abstrich zu nehmen. Nach nur wenigen Sekunden ist es passiert. "Schon vorbei", sagt sie. "In anderthalb bis zwei Stunden können Sie ihr Ergebnis über den QR-Code abrufen." Als ich vom Festplatz fahre, brennt es noch etwas in der Nase, aber auch das verfliegt nach einigen Minuten. Das Ergebnis dauert im Moment etwas länger Dass es im Moment etwas länger als die ursprünglich angekündigten 45 Minuten dauert, bis das Ergebnis auf dem eigenen Smartphone abrufbar ist, liege an Problemen mit der IT, erklärt Christian Busse. Am Montag sei es da zu massiven Problemen gekommen, das System habe einige Zeit still gestanden. Über Nacht seien die größten Probleme beseitigt worden, doch auch jetzt werde noch an der IT gearbeitet. "Das sind noch Wachstumsschmerzen", erklärt Busse. "Wir bitten da einfach um Verständnis." Es hake da aktuell vor allem in der Übertragung der Testergebnisse in das System. Es werde aber daran gearbeitet, so bald wie möglich wieder die 45 Minuten einhalten zu können. "Wenn das Ergebnis positiv ist, sind die Mitarbeiter jetzt aber auch schon dazu übergegangen, die Leute anzurufen. Das ist ja zum Glück der seltenere Fall", berichtet Busse. Mein Telefon bleibt stumm. Ziemlich genau zwei Stunden verwandelt sich dann das mulmige Gefühl vom Morgen endgültig in Erleichterung. Mein Test ist negativ.

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