Löhner Bordellbrand weckt Erinnerungen an 2002

Löhne. Kurzzeitig fühlte sich Christian Ehlert in das Jahr 2002 versetzt, als er am späten Donnerstagabend in voller Feuerwehrmontur zum Einsatz ausrückte. Vor fast 20 Jahren war er als junger Brandbekämpfer beim Café Wien im Einsatz gewesen, als das stadtbekannte Etablissement in Flammen aufgegangen war. Jetzt brannte es im gleichen Gebäude. Und wieder waren fast alle Löschgruppen der Werrestadt alarmiert worden. Am Ende aber konnte der Einsatzleiter aufatmen: Dieses Mal war der Brand glimpflicher ausgegangen. Es war um 20.15 Uhr, als Ehlert und seine Kameraden die Meldung ereilte. Eine Nachbarin des Gohfelder Bordells hatte eine Rauchentwicklung am Café Wien wahrgenommen und die Feuerwehr verständigt. Noch auf dem Weg zur Vogteistraße gingen weitere Anrufe ein. Und ließen zunächst Böses erahnen: Offenbar schlugen mittlerweile bereits Flammen aus den Fenstern des Etablissements. Zweithöchste Alarmstufe ausgelöst Wenige Minuten später glich der Bereich an der Werre der Szenerie eines Kriminalfilms. Mehrere Feuerwehrfahrzeuge versperrten die Zufahrt von der Brückenstraße, durch die Straßen der Wohnsiedlung blinkte das Blaulicht, Schläuche wurden entrollt, Brandbekämpfer in Uniform liefen hektisch hin und her. Ein Großaufgebot, wie Christin Ehlert sagt. "Wir wussten zunächst nicht, ob sich nicht vielleicht noch Personen im Gebäude befinden", begründet der Einsatzleiter die Ausrufung der zweithöchsten Alarmstufe. Unbegründet erscheinen die Zweifel tatsächlich nicht. Zwar sind Bordelle ebenso vom coronabedingten Lockdown betroffen, wie etwa die Gastronomie. Dennoch hatte erst im November ein Löhner Betrieb für Schlagzeilen gesorgt, nachdem das Ordnungsamt dort einen laufenden Betrieb festgestellt hatte. 5.000 Euro Strafe waren dafür fällig geworden. Und obwohl es sich bei dem erwischten Bordell nicht um das Café Wien handelte, wurde deren Betreiberin fortan mit Anfragen von Freiern und Prostituierten geradezu überschüttet. "Sie standen hier bei mir auf dem Hof und wollten ein Zimmer mieten“, erzählte sie damals, betonte aber gleichzeitig: &bdquo;Wir halten uns an die Regeln.“ Lockdown verhindert schlimmeres Ein Rest an Unsicherheit bliebt bei der Feuerwehr dennoch. Und so machten sich neben Kräften der hauptamtlichen Wache auch die Löschgruppen Löhne-Bahnhof, Mennighüffen und Löhne-Ort sowie der Löschzug Gohfeld-Wittel auf den Weg zum Ort des Geschehens. Dazu zwei Rettungswagen und ein Notarzt. Am Ende sind rund 60 Einsatzkräfte vor Ort. Dort bestätigte sich dann das von Nachbarn beschriebene Bild. Ein Appartement im Erdgeschoss des Betriebs stand bereits in Flammen, dicke Rauchschwaden hingen an der Häuserfront. Während zwei Trupps direkt mit den Löscharbeiten begannen, drangen mehrere Einsatzkräfte unter Atemschutz in das Gebäude ein, verschafften sich gewaltsam Zutritt zu insgesamt neun weiteren Appartements. Wenig später gaben sie Entwarnung: Keine Personen im Haus. Auch das Feuer war nach gut 15 Minuten unter Kontrolle und konnte gegen 21 Uhr komplett gelöscht werden. Die Ausführungen der Betreiberin, nach der das Café Wien bereits seit März vergangenen Jahres geschlossen ist, haben sich bestätigt: "Das Etablissement ist tatsächlich nicht in Betrieb", sagt Christian Ehlert. Glimpflicherer Ausgang als von 19 Jahren Für den Einsatzleiter und seine Mitstreiter bedeutet das einen deutlich entspannteren Einsatz als zunächst befürchtet. Und auch den Vergleich zum Brand vor 19 Jahren kann der Löhner am Ende relativieren. Damals war das Feuer am Morgen des 16. Dezembers 2002 im Fernsehraum des Nachtklubs ausgebrochen. Das Gebäude wurde evakuiert, mehrere dort tätige Frauen mussten in Sicherheit gebracht werden. Für die Löscharbeiten wurden Teile des Dachs abgedeckt und Zwischendecken aufgerissen. Mehr als drei Stunden waren 105 Einsatzkräfte damals beschäftigt, der entstandene Schaden ging in den sechsstelligen Bereich. Am Donnerstag hingegen blieb es "nur" bei einem komplett ausgebrannten Appartement und mehreren tausend Euro Schaden. Und noch eine Sache unterscheidet die beiden Vorfälle: Während 2002 ein technischer Defekt den Brand ausgelöst hatte, hat im aktuellen Fall die Kriminalpolizei ihre Ermittlungen aufgenommen. Noch am Abend nahmen sie das Gebäude in Augenschein. Der Verdacht der Brandstiftung steht im Raum - auch, weil Zeugen kurz vor Ausbruch des Brandes eine verdächtige Person am Tatort beobachtet haben. Laut Polizeisprecherin Simone Lah-Schnier handelt es sich dabei um eine etwa 1,75 Meter großen Mann mit kräftiger Statur und roter Oberbekleidung. Er soll nach Ausbruch des Feuers in Richtung Werre gerannt sein. Eine sofort eingeleitete Fahndung blieb zunächst erfolglos. "Wir hoffen jetzt auf weitere Zeugen, die Angaben zum Brand oder auch der flüchtenden Person machen können", so die Polizei. Hinweise werden unter Tel. (05221) 88 80 entgegen genommen.

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