Das erste E-Auto im Kreis wurde in Löhne angemeldet

Löhne. Das Auto scheint im Kreis Herford weiterhin das Verkehrsmittel Nummer eins zu sein. Laut der aktuellen Statistik von IT NRW leben 250.662 Menschen im Kreisgebiet (Stand Juni 2020). Gleichzeitig rollen 163.174 Pkws durch die Straßen der Gemeinden und Städte. Tendenz steigend. Nur ein minimaler Anteil davon sind E-Autos. Guntram Sauermann und Susanne Bahners haben sich bewusst für solch ein Fahrzeug entschieden. Vor allem aufgrund des Klimawandels. Guntram Sauermann ist Maschinenbauer und arbeitet in der Gärtnerei Ulenburg. Der Klimawandel sei nicht zu leugnen, sagt er. "Uns trifft es schon." Die langen Trockenperioden nehmen zu, im Sommer müsse das Obst und Gemüse extra bewässert werden, wenn es regnet, dann meist heftig. "Die letzten 15 Jahre sind nicht mehr wegzudiskutieren." Er und seine Frau haben lange über ein E-Auto nachgedacht und sich dann im Sommer 2020 den Renault Zoe angeschafft. "Ich freue mich jeden Tag, dass wir die Entscheidung gefällt haben", sagt Bahners. "Radfahren ist natürlich ökologisch das allerbeste" Das Paar hat vorab ihre Autonutzung analysiert. Und wie bei den meisten Menschen in Löhne geht es bei den täglichen Fahrten im Schnitt um 20 bis 30 Kilometer. Dafür sei das kleine E-Auto perfekt, findet Bahners, die den Zoe am meisten nutzt. "Mein Mann fährt jeden Tag mit dem Rad. Das bewundere ich", sagt sie und weiter: "Radfahren ist natürlich ökologisch das allerbeste, doch wenn ich Auto fahre, dann doch besser umweltfreundlich." So wie die Löhner setzen immer mehr Menschen im Kreis auf die elektronische Variante. Petra Scholz, Pressesprecherin des Kreises, hat die nackten Zahlen und weiß, dass das erste E-Auto kreisweit in Löhne angemeldet wurde. Das war am 14. Januar 2011. Seitdem wurden 1.309 E-Fahrzeuge (bis Januar 2021) kreisweit zugelassen. Trotz einem deutlichen Anstieg ab 2018 bleiben die Werte im Gegensatz zur Anzahl der neu zugelassenen Verbrenner allerdings gering. 2020 sind nur 0,77 Prozent der zugelassenen Fahrzeuge im Kreis E-Autos. Aber es bewegt sich was. Eigenheimbesitzer haben es einfacher Nicht nur bei den Privatpersonen. Die Stadt Löhne hat auf E-Autos umgerüstet. "Das war der richtige Schritt", sagt Klimaschutzmanagerin Julia Stakelbeck. Und Firmen wie Cosmed oder der Elektrogroßhandel August Lütkemeyer setzen auch auf die strombetriebenen Fahrzeuge und koppeln das ganze mit eigenen Solaranlagen auf dem Dach. Das ist auch der nächste Schritt von Guntram Sauermann und Susanne Bahners, um ihrem Ziel - ein CO2-freier Transport - einen Schritt näher zu kommen. In der Symbiose von Firmen und E-Mobilität liegt laut Sauermann auch die Zukunft. "Mit dem E-Auto zur Arbeit fahren und es dort aufzuladen, das ist doch perfekt." So könnte die Nutzung weiter steigen. Denn bisher haben es Eigenheimbesitzer deutlich einfacher als Mieter. "Die Tankstelle zu Hause ist ratsam", sagt Sauermann und seine Frau ergänzt: "Das ist wichtig. Das Thema öffentliches Tanken ist noch nicht ganz ausgereift." Allerdings spielt das öffentliche Ladenetz für Mieter eine große Rolle. Bahners: "Für diejenigen muss es eine Möglichkeit geben." Nur vier öffentliche Ladesäulen in Löhne Ein Blick ins Geo-Portal des Kreises Herford zeigt, dass es in Löhne nur vier öffentliche Ladesäulen gibt. Drei davon befinden sich in wenigen hundert Metern Abstand zueinander. Die E-Zapfsäulen an der Bünder Straße (alte Post) und in der Lübbecker Straße (schräg vor der NW) betreibt Westfalen Weser Netz. Die dritte Ladesäule ist am August-Griese-Berufskolleg zu finden. Zudem weist das Portal eine in Gohfeld am Tichelbrink aus. Auch am Rathaus gibt es eine, dort hängen aber meist die Stadtfahrzeuge dran. Hier könnte sich Julia Stakelbeck eine weitere öffentliche Zapfsäule vorstellen. "Das Problem des Tankens wird sich bald aufdrängen", sagt die Klimaschutzmanagerin. Da sei es sinnvoll als Stadt vorbereitet zu sein. Ein Konzept, wo im Stadtgebiet weitere Ladesäulen aufgestellt werden könnten, ist in Planung. Generell, so Stakelbeck, würden sich Orte anbieten, wo sich die Menschen länger aufhalten. Wie rund um die Werretalhalle oder auf Parkplätzen. Der Lidl-Parkplatz soll im Zuge der Erweiterung eine E-Tankstelle bekommen, hatte das Unternehmen angekündigt. Ebenfalls in Planung ist eine Stromtankstelle an der Aqua Magica. Oliver Wessel plant dort zehn Normalladesäulen und vier Schnellladestationen - alles mit Solarenergie betrieben. Um die Mobilität weiter klimafreundlich zu gestalten, sei ein Umdenken unerlässlich. Sauermann: "Die meisten Familien haben zwei Autos, da könnte im ersten Schritt eines davon elektrisch werden." So haben die Löhner es auch praktiziert. "Es ist gut zum Reinschnuppern. Ich war auch erst skeptisch. Doch ich kann es nur empfehlen." Uwe Hofer von der Energieagentur NRW spricht noch ein weiteres Thema an: &bdquo;Sich Autos zu teilen wird immer wichtiger", sagt Hofer, der in Löhne das Car-Sharing &bdquo;Werrestromer" mit angestoßen hat. Schließlich nütze es nichts, 1.000 Benziner stumpf durch 1.000 E-Autos zu ersetzen. Hofer: &bdquo;Wir haben einfach zu viele Autos."

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