E-Mobilität in OWL

Paderborn ist E-Auto-Spitzenreiter in OWL – doch der Schein trügt

Aktuellen Zahlen zufolge sind im Kreis Paderborn die meisten privaten E-Autos zugelassen. Trotzdem gibt es bei der Entwicklung der E-Mobilität ein Problem.

Die Anzahl der zugelassenen E-Autos ist oft auch von der Ladeinfrastruktur abhängig. | © picture alliance / NurPhoto

Mareike Köstermeyer
17.05.2025 | 17.05.2025, 16:11

Bielefeld/Paderborn. Die E-Mobilität in Ostwestfalen-Lippe ist auf dem Vormarsch – den Eindruck erwecken zumindest aktuelle Zahlen des Autoversicherers HUK Coburg, der jüngst sein E-Autobarometer veröffentlicht hat. Mehr als 45.500 reine E-Autos wurden im April in Deutschland neu zugelassen, ein Anteil von fast 19 Prozent. Seit Jahresbeginn sind die Verkaufszahlen mit dieser Antriebsart im Vergleich zum schwachen Vorjahr massiv gestiegen.

Ein Blick in die Region zeigt: Den höchsten Bestand an zugelassenen privaten E-Autos, auch NRW-weit, verzeichnet zum Stichtag am 31. März 2025 der Kreis Paderborn mit 4,6 Prozent aller zugelassenen Fahrzeuge. Das bestätigen auch Zahlen des Statistischen Landesamtes IT.NRW, die die Behörde im April 2025 veröffentlicht hat. Auch die Wechselquote von Verbrennermotor auf E-Antrieb ist im Kreis Paderborn mit 5,7 Prozent zwischen dem 1. April 2024 und dem 31. März 2025 OWL-weit am höchsten.

Eher im Mittelfeld befinden sich die Bestandsquoten der zugelassenen E-Autos in den Kreisen Minden-Lübbecke (4,0 Prozent), Lippe (3,9 Prozent), Herford und Höxter (beide jeweils 3,7 Prozent) sowie Gütersloh (3,5 Prozent). Schlusslicht im OWL-Vergleich ist die Stadt Bielefeld mit einer E-Auto-Quote von 2,9 Prozent bei den zugelassenen Fahrzeugen zum 31. März 2025.

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Positive Entwicklung bei E-Auto-Zulassungen wird getrübt

Doch das E-Autobarometer offenbart einen weiteren Aspekt, der die positive Entwicklung bei den Zulassungszahlen der E-Autos trübt. „Obwohl die Gesamtzahl neu zugelassener Elektroautos in den ersten drei Monaten 2025 anwuchs, kommt der private E-Automarkt, den das E-Autobarometer auch misst, weiterhin kaum in Fahrt“, teilen die Experten des Autoversicherers mit.

So stiegen im ersten Quartal 2025, wie schon im Jahresverlauf 2024, in nur rund vier Prozent aller Fahrzeugwechsel private Besitzer eines Autos mit Verbrennungsmotor auf einen rein elektrischen Antrieb (ohne Hybride) um. Der Anteil reiner E-Autos im privaten Bestand verharrt damit bei nur 3,0 Prozent.

Regierungswechsel: Wie sieht die künftige E-Auto-Förderung aus?

Das heißt: Ein sehr großer Teil des E-Auto-Booms resultiert aus gewerblich zugelassenen E-Autos als Dienstwagen. Experten sehen den Grund in staatlichen Rahmenbedingungen, die erhebliche Auswirkungen auf den Markt haben. So sei es auch bei der Kaufprämie für E-Autos gewesen, die 2023 endete, mithilfe der jedoch viele Privatleute ein E-Auto kauften. Heute stelle die sehr günstige Besteuerung von E-Dienstwagen einen erheblichen Anreiz für Unternehmen dar, auf Elektroautos umzusteigen.

Mehr private E-Autos im Kreis Paderborn

Dass der Anteil gewerblich zugelassener E-Autos auch im Kreis Paderborn unverhältnismäßig ist, zeigen die Zahlen der örtlichen Zulassungsstelle. Bundesweit sind laut Zahlen des Kraftfahrtbundesamts rund 90 Prozent der Fahrzeuge insgesamt privat zugelassen, zehn Prozent dagegen gewerblich. Wie der Kreis Paderborn auf Anfrage dieser Redaktion mitteilt, sind dort 6.560 der E-Autos im Kreis privat zugelassen, 4.324 angemeldete E-Autos dagegen gewerblich. Das Verhältnis zwischen privaten und gewerblichen E-Autos liegt im Kreis Paderborn also bei rund 60 zu 40 Prozent.

Verbrenner oder E-Auto: Wer schneidet im Pannencheck besser ab?

Chancen für einen Anstieg der E-Mobilität bei Privatkunden sehen die Autoren des E-Autobarometers jedoch im langsam wachsenden Gebrauchtwagenmarkt mit E-Autos. „In früheren Jahren gab es kaum ältere E-Autos auf dem Markt, jetzt entsteht ein Gebrauchtwagen-Segment. Diese Fahrzeuge würden bei der Verbreitung der Elektromobilität die zentrale Rolle spielen“, sagt Jörg Rheinländer, Vorstandsmitglied der HUK.

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