Hausärztin eröffnet neue Praxis: "Das für die ganze Stadt ein Segen"

Löhne. Die Ostscheider haben ab dem 1. Juli wieder eine Hausärztin im Ort. Kathrin Kießling eröffnet ihre Praxis im ehemaligen Sparkassen-Gebäude an der Werster Straße. "Das ist ein idealer Standort für eine Hausarztpraxis", sagt die Medizinerin. Für Bürgermeister Bernd Poggemöller ist die neue Ärztin fast wie ein Sechser im Lotto. Löhne hat schon seit Jahren, bezogen auf die Einwohnerzahl, zu wenig Hausärzte. Kießling hat gerade ihre Weiterbildung zur Fachärztin für Allgemeinmedizin beendet. Die Weiterbildung hat sie in der Gemeinschaftspraxis Börgermann-Ritzmann in Mennighüffen gemacht. Dort wird sie auch als angestellte Ärztin bis zur Praxiseröffnung arbeiten. "Dort habe ich die Liebe für das große Ganze entdeckt" "Ich habe mich lange schwergetan, eine eigene Praxis zu eröffnen. Es gibt aber in unserem Beruf nicht so viele Alternativen", sagt sie. Kiesling ist eine erfahrene Medizinerin, die sich erst im zweiten Schritt für den Beruf der Allgemeinmedizinerin entschieden hat. Nach dem Abitur am Immanuel-Kant-Gymnasium in Bad Oeynhausen 1997 hat sie in Köln Medizin studiert. Während der Semesterferien hat sie im Herz- und Diabeteszentrum (HDZ) in der Pflege gejobbt. "Das war noch unter Körfer, da wehte ein ganz anderer Wind." Reiner Körfer war von 1984 bis 2009 ärztlicher Direktor des HDZ und hat dort die erste Herztransplantation durchgeführt. Seit 2012 ist sie Fachärztin für Anästhesie. In dieser Position hat sie im Klinikum Herford gearbeitet. Zwei Jahre in der Notaufnahme. "Dort habe ich die Liebe für das große Ganze entdeckt." Und so reifte der Entschluss, sich zur Fachärztin für Allgemeinmedizin zu qualifizieren. "Ich mag die sprechende Medizin, sagt sie. Die Art von Medizin, bei der die Kommunikation mit den Patienten eine wichtige Rolle spielt. Und so war der Weg zur eigenen Hausarztpraxis vorgezeichnet. "Die Menschen hier tragen ihr Herz auf der Zunge" Dass sie mit dieser Entscheidung richtig lag, hat sich während der Weiterbildung in der Praxis Börgermann-Ritzmann bestätigt. "Ich arbeite da sehr gerne. Die Mennighüffener sind tolle Menschen, die tragen das Herz auf der Zunge" sagt die Mutter von siebenjährigen Zwillingen, die zurzeit ihre Mittagspausen nutzt, um ihre Kinder beim Homeschooling zu unterstützen. "Wir haben unser Leben etwas anders organisiert als viele Familie. Ich verdiene das Geld, während sich mein Mann um Haus und Kinder kümmert." Weil sie die Menschen hier so mag, war klar, dass sie ihre Praxis in Löhne eröffnen wollte. "Das ehemalige Sparkassengebäude ist perfekt." Nicht nur die Größe sei ideal. "Ganz wichtig ist auch, dass wir vor der Tür viele Parkplätze haben." Kießling hat die Immobilie gekauft, die Umbauarbeiten beginnen in wenigen Wochen. Platz ist dort noch für eine weitere kleine Praxis. "Dort werden zwei Damen, die eine Heilpraktiker-Ausbildung gemacht haben, eine Lebens- und Ernährungsberatung anbieten." Am 1. Juli wird Kathrin Kießling ihre Praxis eröffnen. Darauf freut sie sich. "Das ist ein ganz spannender Beruf. Man sieht medizinische Verläufe über einen langen Zeitraum, lernt Familien über mehrere Generationen kennen. Das ist auch manchmal wie eine Soap." "Das ist für die ganze Stadt ein Segen" Eine Soap im Fernsehen zeichnet sich ja nicht nur durch Geschichten aus, die das Leben schreibt. Sie dauert auch fast unendlich lange. Und so fühlt sich sicherlich Bürgermeister Bernd Poggemöller mit Blick auf den Hausärztemangel manchmal wie in einer Soap. "Dass Frau Kießling ihre Praxis in Ostscheid eröffnet, ist nicht nur für die Ostscheider toll. Das für die ganze Stadt ein Segen." Denn noch immer gebe es zu wenig Hausärzte. "In Löhne erreichen wir einen Versorgungsgrad von 73,9 Prozent, wobei 100 Prozent die Idealversorgung darstellt", sagt Poggemöller. Auf diesen Wert kommt Bad Oeynhausen fast. "Die haben 99 Prozent." Es freue ihn besonders, dass die Medizinerin eine neue Praxis eröffne. "Wenn eine bestehende Praxis von einem Arzt übernommen wird, der in den Ruhestand geht, dann verbessert sich ja die Versorgungslage nicht", sagt er. "Wir müssen da auf jeden Fall am Ball bleiben." In den nächsten Jahren würden verschiedene Ärzte in den Ruhestand gehen, da könne sich die Lage weiter verschlechtern. "Wir sind zurzeit mit zwei weiteren Ärzten in konkreten Gesprächen." Für die Ansiedlung von Hausärzten gibt es finanzielle Anreize der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), vom Kreis und von der Stadt. Aus dem Förderprogramm des Kreises wurden Kathrin Kießling 25.000 Euro gezahlt. Von der Stadt gibt es ein zinsloses Darlehen in Höhe von 75.000 Euro. Die KV hat mit einer Quereinsteigerförderung die Weiterbildung zur Allgemeinmedizinerin finanziell unterstützt. "Diese Unterstützungen haben meine Entscheidung sehr erleichtert", sagt Ostscheids neue Hausärztin.

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