Kita-Plätze sind in Löhne Mangelware

Löhne. Reduzierte Öffnungszeiten, Teilschließungen, Gruppen in Quarantäne, Heimbetreuung... Es ist nicht eben eine leichte Zeit, die Eltern von Kindergartenkindern in Löhne derzeit - bedingt durch die Corona-Pandemie - durchmachen müssen. Und allzu viel Optimismus mag bei einem Blick auf die künftigen Kita-Zahlen auch für die Zeit nach Covid-19 nicht aufkommen. Der stetig wachsenden Nachfrage nach Kita-Plätzen nämlich wird das vorhandene Angebot in den meisten Löhner Ortsteilen längst nicht gerecht. Und das ist nicht das einzige Problem, wie ein Blick in die aktuelle Bedarfsplanung zeigt. Im Rathaus scheinen die Alarmglocken schon zu schrillen. So jedenfalls liest sich das Zahlenwerk, das die Stadtverwaltung jetzt dem Jugendhilfeausschuss zur Beratung vorgelegt hat. Denn die "Bedarfsplanung über Kindertageseinrichtungen für das Kindergartenjahr 2021/2022" beginnt mit einer Aneinanderreihung von Schwierigkeiten, Dilemmata und ungelöster Probleme rund um die Kindergärten im Löhner Stadtgebiet. Insgesamt 160 Plätze fehlen Schon jetzt, so heißt es in dem Dokument, könne die Stadt etwa dem tatsächlichen Bedarf an Betreuungsplätzen nicht gerecht werden. Und eine Verbesserung ist erst einmal nicht in Sicht, im Gegenteil zeichne sich für das kommende Kita-Jahr bereits eine ähnliche Entwicklung ab. "Rein rechnerisch ergibt sich im Stadtgebiet Löhne eine Unterdeckung von 160 Kindergartenplätzen", schreibt die Stadtverwaltung. Heißt im Klartext: Für 1.509 Kinder stehen maximal 1.349 Betreuungsplätze zur Verfügung. Besonders drastisch fällt diese Unterdeckung für Kinder unter 3 Jahren aus. Denn obwohl die Stadt für ihre Berechnung lediglich die anvisierte Betreuungsquote von 34 Prozent der Kinder zugrunde gelegt hat, fehlen noch immer noch 114 Plätze. Die Gründe dafür sind gleichsam vielfältig, wie schwierig zu lösen: Zum einen nämlich verzeichnet die Stadt in diesem Bereich einen Anstieg der Kinderzahlen im Vergleich zum Vorjahr. Zum anderen aber steigt insbesondere in dieser Altersklasse auch die Nachfrage massiv an - etwa, weil immer mehr Eltern nach der Geburt ihres Kindes früher in den Beruf zurückkehren. Tagespflege als Ersatz Ein Ausweichen auf Tagesmütter oder Großtagespflegen aber ist in der Werrestadt nur bedingt möglich. Laut den Grund- und Strukturdaten der Jugendhilfe standen für das Jahr 2019 gerade einmal 147 Plätze in Kindertagespflegen zur Verfügung. Das entspricht einer Betreuungsquote von nur 13,55 Prozent. "Eine ersatzweise Bedarfsdeckung im Bereich der Kindertagespflege", so die Einschätzung der Verwaltung, werde daher auch im kommenden Kita-Jahr "nicht in vollem Umfang möglich sein". Etwas besser sieht es derweil für die älteren Kinder aus. Im Ü-3-Bereich jedenfalls registriert die Stadt aktuell ungefähr gleichbleibende Kinderzahlen. Und die dürften - nach jetzigem Einwohnerstand - in den kommenden Jahren sogar zurückgehen. Für das Kita-Jahr 2023/24 etwa rechnet die Stadt mit 54 Kindern weniger, die aktuelle Unterdeckung von insgesamt 46 Plätzen könnte also in Zukunft aufgefangen werden. Wobei die Verwaltung auch einräumt, dass sich die Entwicklung "durch entsprechende Zuzüge in den betreffenden Geburtsjahrgängen noch entscheidend ändern" könne. Nur Obernbeck erfüllt die Nachfrage Für den Moment aber bleiben fast alle Löhner Ortsteile in Sachen Kita-Plätze unterversorgt. Lediglich die Einrichtungen in Obernbeck werden der Nachfrage sowohl im U-3- als auch im Ü-3-Bereich gerecht und liegen sogar um 60 Plätze über dem Soll. Der Planungsbezirk Melbergen/Wittel liegt im U-3-Bereich um 16 Plätze unter der Nachfrage, im Ü-3-Bereich dafür 15 Plätze darüber. Die größte Unterversorgung weisen die Bereiche Halstern/Mennighüffen mit insgesamt 72 sowie Gohfeld mit 80 fehlenden Plätzen auf. Untätigkeit aber kann man den Verantwortlichen in Verwaltung und Einrichtungen trotz aller Probleme nicht vorwerfen. Im Gegenteil bemühen sich die Beteiligten nach Kräften, um der Entwicklung gerecht zu werden. Im Planungsbezirk Halstern etwa sind durch den 2020 fertig gestellten Anbau an der Kita im Schulweg 20 neue Plätze entstanden, gleiches gilt für die Kita "Im Schling" in Löhne-Ort. In Obernbeck hat sich die Kita &bdquo;Himmelstürmer“ in der ehemaligen Werretalschule um eine vierte Gruppe erweitert, zudem laufen Überlegungen für eine Kinderbetreuung im ehemaligen OGS-Gebäude der Grundschule. In Gohfeld ist ein Anbau für 20 zusätzliche Kinder an der AWO-Kita vorgesehen, darüber hinaus plant der Kirchenkreis an der Hochstraße wie berichtet einen Neubau mit Platz für 50 zusätzliche Kinder. Die Entwicklung verschärft sich Andere Einrichtungen haben sich derweil zu Überbelegungen bereit erklärt und so einzelne Zusatzplätze geschaffen. Eine Praxis, auf die man bei der Stadt nach eigener Aussage auch künftig zurückgreifen muss. Denn die Nachfrage, so heißt es, werde aller Voraussicht nach weiter steigen - sei es durch berufsbedingte Betreuungsbedarfe, durch Zuwanderung, durch Ausweisung neuer Wohngebiete oder durch die Schaffung von Inklusionsplätzen. Verschärft wird das Problem zudem durch eine steigende Zahl von Anträgen auf Schulrückstellung, wodurch Plätze belegt bleiben, die eigentlich hätten frei werden sollen. Ein weiteres Problem aber können all diese Überlegungen nicht lösen: So gut wie alle Träger schildern derzeit ihre Schwierigkeiten, fachlich qualifiziertes Personal zu finden. "Dieser Aspekt könnte zu einem Hemmnis bei der Ausbauplanung werden, wenn zwar die Infrastruktur für zusätzliche Gruppen geschaffen werden kann, es aber am erforderlichen Zusatzpersonal mangelt", heißt es aus der Stadtverwaltung. Rechtsanspruch Seit dem Jahr 2013 hat jedes Kind in Nordrhein-Westfalen einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Nachdem eine solche Regelung zuvor schon für Kinder zwischen 3 und 6 Jahren bestand, wurde das Gesetz auf Kinder ab dem ersten Lebensjahr ausgeweitet. Nun hat jedes ein- bis dreijährige Kind nach dem Sozialgesetzbuch einen Rechtsanspruch auf eine frühkindliche Förderung in einer Tageseinrichtung oder in der Kindertagespflege. Für Nordrhein-Westfalen wurde der Rechtsanspruch zudem im Kinderbildungsgesetz (KiBiz) umfassend konkretisiert und ausgestaltet. Demnach haben Eltern grundsätzlich ein Wunsch- und Wahlrecht, ob Sie einen Platz in einer Kita oder bei einer Tagespflegeperson haben möchten. Das Oberverwaltungsgericht NRW hat dies jedoch dahingehend eingeschränkt, dass ein solches Recht nur besteht, wenn freie Plätze vorhanden sind. Mit Blick auf die Entwicklungen und die tatsächliche Nachfrage nach U-3-Plätzen hat der Jugendhilfeausschuss der Stadt Löhne 2019 beschlossen, in diesem Bereich bis zum Jahr eine Betreuungsquote von 46 Prozent zu erreichen. Für die Über-3-Jährigen wird eine Versorgungsquote von 100 Prozent angestrebt.

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