Corona im Altenheim: Eine Extremsituation

Löhne. Die Meldungen von Corona-Fällen in Altenheimen häufen sich. Es ist ein Szenario, das jede Einrichtung unbedingt verhindern will. Denn wenn es passiert, sind die Auswirkungen verheerend. Auch in Löhne gibt es eine Einrichtung, die besonders stark betroffen ist. Im Altenwohnheim Mennighüffen leben 14 infizierte Bewohner, sieben Mitarbeiter gelten als infiziert. Durch die Pandemie verändert sich die Arbeitsweise enorm. Die Leiterin Marianne Smidt kann auf gut ein Drittel ihrer Arbeitskräfte nicht zurückgreifen. Hinzu komme die psychische Belastung - sowohl bei Bewohnern und Angehörigen, als auch beim Personal. Eine Extremsituationen. Fachkräftemangel in Seniorenheimen gibt es nicht erst seit der Corona-Pandemie. Wohl jede Einrichtung ist permanent auf der Suche nach fähigem Personal. In der Krise klafft das Loch in der Personaldecke noch gravierender. Die Aufgaben werden mehr und vielfältiger. Ein Beispiel ist der Schnelltest, der in den Heimen für mehr Sicherheit sorgen soll. Generell eine gute Idee, findet Kerstin Hensel, Vorstand im Diakonischen Werk im Kirchenkreis Vlotho. Doch dass den Test hoch qualifizierte Pflegekräfte durchführen und es an anderer Stelle dann an Personal fehlt, darf nicht passieren. "Es hat keiner einen übrig. Wir können niemanden schicken" Im Altenwohnheim Mennighüffen fehlen momentan etliche Mitarbeiter. Einige sind selbst mit dem Coronavirus infiziert, andere in Quarantäne, wieder andere haben sich aus anderen Gründen krank gemeldet. Greift irgendwann ein Notfallplan? "Einen Notfallplan gibt es nicht", sagt Smidt im Gespräch mit der NW und betont, dass im Anschluss die Pandemie-Situation unbedingt aufgearbeitet werden muss. "Wir wollen nicht, dass sich so was noch mal wiederholt, doch davor gefeit ist man nicht." Britta Lehmann, Inhaberin des Seniorenzentrums an der Werre, gibt ihren Kollegen Recht. Auch sie betont den knapp bemessenen Personalschlüssel. "Man versucht immer einen Springer einzuplanen, doch ich kenne kein Unternehmen, wo das funktioniert. Auch bei uns nicht." Dass die Einrichtungen sich untereinander mit Personal helfen könnten, sieht Lehmann nicht: "Es hat keiner einen übrig. Wir können niemanden schicken." Ähnlicher Fall in Paderborn Das weiß auch Marianne Smidt: "Niemand hat Kapazität." Anders sei die Situation zu Anfang der Pandemie, Ende März, mitten im Lockdown gewesen. In Paderborn war ein Haus der Perthes-Stiftung, zu der auch das Altenwohnheim in Mennighüffen gehört, betroffen. Im Perthes-Haus wurden 36 Menschen positiv auf Covid-19 getestet, 23 Mitarbeiter und 13 Bewohner. Hier sei damals Personal umgeschichtet worden, berichtet Smidt. Elf Mitarbeiter aus anderen Perthes-Einrichtungen haben im betroffenen Paderborner Heim ausgeholfen, um die Versorgung und Pflege der Bewohner zu garantieren. Die Voraussetzungen seien heute anders, so Smidt. Die Tagespflege etwa war im Lockdown im Frühjahr komplett geschlossen. Auch liege Paderborn nah an anderen Einrichtungen aus der Stiftungsgruppe. "Wir sind das nördlichste Haus in der Region Mitte und liegen nicht so zentral", sagt sie. Noch könne die Einrichtung die Bewohner eigenständig versorgen. Im Bedarfsfall würde auch der Kreis Herford unterstützen, heißt es aus der Kreis-Verwaltung, die dann etwa die Verlegung von Bewohnern organisieren könne: "Bis heute waren glücklicherweise solche Maßnahmen nicht notwendig." Seelsorge ist ebenso nötig Marianne Smidt bewertet die Zusammenarbeit mit dem Kreis in der Krisensituation als sehr gut. Die Verwaltung stehe in ständigem Austausch mit den Einrichtungen: "Der Kreis wertet täglich die Lage aus und verschafft sich einen Überblick, ob eine Einrichtung eine Unterstützung benötigt", teilt die Pressestelle auf NW-Nachfrage mit. Der Kontakt sei wichtig. "In einer Pandemie lässt sich nicht einfach sagen, ob und wann die Einrichtungen coronabedingte Probleme nicht mehr in eigener Verantwortung lösen können." Was neben all der Arbeitsanforderungen nicht aus dem Blick geraten darf, ist das seelische Heil der Mitarbeiter. "Eine Seelsorge gibt es nicht", sagt Smidt. Ihrer Meinung nach gehöre auch dieses Thema mit in die große Aufarbeitung. Die Kirchengemeinde in der Nachbarschaft habe laut Smidt ihre Hilfe von sich aus angeboten. Doch wie sei das Angebot realisierbar? In die Einrichtung möchte sie in dieser Lage niemanden bitten. Smidt: "Eine telefonische Seelsorge wäre eine Idee."

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