Ein Sieger geht vom Platz und verabschiedet sich vom Rat

Löhne. An den 12. September 1999 Gerd Krahe bestimmt keine guten Erinnerungen. Krahe war damals SPD-Fraktionsvorsitzender und er verlor seinen Wahlkreis gegen einen Newcomer von der Konkurrenz. Der damals gerade mal 22 Jahre alte CDU-Politiker Matthias Held schlug den SPD-Mann im roten Löhne. Nun ist Held nach mehr als 20 Jahren im Rat zur letzten Kommunalwahl nicht mehr angetreten. Held kann sich noch gut an den Wahlabend erinnern, als es für ihn zum ersten Mal um ein Ratsmandat ging. "Damals war es noch erlaubt, in dem Wahllokal als Wahlhelfer aktiv zu sein, in dem man auch selber antrat", sagt Held. Und so zählten Held und Krahe ihre eigenen Stimmen aus. Zuerst sah es so aus, als würde Favorit Krahe seinen Wahlkreis holen. "Dann stellte sich aber raus, dass ein 50er Stapel mit CDU-Stimmen der SPD falsch zugeordnet worden war", erinnert sich Held. Die Roten wurden blass und die Schwarzen jubelten Nach der Korrektur des Fehlers wurden die Roten blass und die Schwarzen jubelten. Matthias Held hatte Gerd Krahe den Wahlkreis abgenommen. Gerechnet hatte damals in der CDU wohl kaum jemand mit einem solchen Ergebnis. "Die haben mich da aufgestellt, weil sie meinten, da ist nicht viel zu holen und da kann ein Neuling auch nicht viel kaputt machen", sagt Held. Nachdem er mit seinem ersten Wahlsieg die Latte so hoch gehängt hatte, wurde sie von ihm nie wieder gerissen. "Ich habe bei allen Wahlen das Direktmandat geholt", sagt Held. Damit ist er in der von SPD dominierten Stadt Löhne einer von wenigen CDU-Politikern, denen das bei den Kommunalwahlen gelungen ist. Bei der letzten Kommunalwahl am 13. September hat das kein CDU-Kandidat geschafft. Matthias Held hat immer entweder in dem Wahlkreis kandidiert, in dem der Gohfelder lebt, oder im unmittelbar angrenzenden. "Das war mir immer wichtig, weil ich mich hier einfach am besten auskenne und mit den Bürgern natürlich viel einfacher ins Gespräch kommen kann, wenn ich weiß, wovon sie reden, wenn Sie ein Thema ansprechen, das mit dem Wahlkreis zu tun hat", sagt er. "Es ging um eine Menge Arbeitsplätze" Dem gelernten Bankkaufmann, der heute hauptberuflich mit Postwertzeichen und Antiquitäten handelt, war das Thema Finanzen in der Ratsarbeit immer besonders wichtig. "Die müssen stimmen, auch als Stadt sollten wir kein Geld ausgeben, das wir nicht haben." Mit entsprechenden Nachfragen, die oft an richtigen Stellen ansetzten, wenn es um aus seiner Sicht problematische Finanzierungen von Projekten ging, hat er bei den verschiedenen Bürgermeistern nicht immer für Begeisterung gesorgt. Als CDU-Politiker spielt natürlich die Wirtschaft eine besondere Rolle bei ihm. Eine ganz wichtige Entscheidung sei die Zustimmung zum Hermes-Neubau auf dem Scheidkamp gewesen. "Das ist mir nicht leicht gefallen. Aber es ging um eine Menge Arbeitsplätze", sagt er. Ausschlaggebend sei ein Statement des Betriebsratsvorsitzenden gewesen, wie viele Menschen Angst um ihre Arbeitsplätze gehabt hätten. Intensiv begleitet hat er auch die Landesgartenschau. Nicht nur der heutige Aqua-Magica-Park ist entstanden. Auch einige Bauwerke wurden errichtet. Zum Beispiel die Heinrich-Schneider-Brücke, die Gohfeld und Mennighüffen über die Werre hinweg verbindet. "Durch meine Eingabe ist die Brücke ins Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler gekommen", erinnert sich Held. Da hätten die Planer zunächst die Verbindungswege der Brücke vergessen. "Ratsmitglieder sind schlecht vorbereitet" Mit Blick auf 21 Jahre im Rat habe sich das Klima im Stadtparlament in den letzten Jahren verbessert. Kritisch blickt er dennoch auf einige seiner Kollegen. "Leider sind viele Ratsmitglieder schlecht vorbereitet. Sie lesen noch nicht einmal die Sitzungsvorlagen. Das kann sich negativ auf die Qualität von Entscheidungen auswirken", kritisiert Held. Held ist wegen des Streits innerhalb der CDU nicht wieder angetreten. Der hatte sich an der Amtsführung des ehemaligen Fraktionsvorsitzenden Florian Dowe entzündet. Eine Rückkehr in die Politik schließt er nicht aus. "Politisch interessiert bleiben werde ich immer, egal ob mit oder ohne Mandat."

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