So erleben zwei Bewohnerinnen eines Löhner Altenheims die Coronazeit

Löhne. Seit drei Jahren wohnen sie Wand an Wand, die beiden über 80-jährigen Damen. Heidi Wein ist damals ins Laurentius-Heim neu eingezogen. "Sie hat mich direkt entdeckt und angesprochen", erzählt Doris Potthoff. Heute sind sie Freundinnen - und gehören einer Risikogruppe an. Während der Corona-Pandemie gilt es, die Bewohner von Senioreneinrichtungen besonders zu schützen. Doch was denken die dort lebenden Menschen selbst von der Situation? "Was kommt, das kommt", sagt Heidi Wein pragmatisch. Sie hat auf einem Stuhl im Zimmer ihrer Nachbarin Platz genommen, neben ihr sitzt Doris Potthoff in einem gemütlichen Sessel. Angst versprühen sie nicht, wenn sie über den Virus und die von ihm ausgehende Gefahr sprechen. "Unsere Jahrgänge haben so viel überstanden", meint Potthoff. "Da habe ich die Hoffnung, dass wir auch Corona überstehen." Die beiden Frauen stammen aus Schlesien, von wo sie vertrieben wurden. "Das war schon schlimm damals", so Wein. "Ich versuche das Beste draus zu machen" Die Geschehnisse des Jahres 2020 sehen sie mit einer gewissen Gelassenheit. "Ich bin alt, ich muss sowieso mit allem rechnen", sagt die 88-jährige Potthoff. Ihre Zimmernachbarin ist zwei Jahre jünger. "Kann man ja gar nicht glauben, dass wir schon so alt sind", meint Wein, worauf Potthoff lachend anfügt: "Wenn ich aus dem Sessel aufstehe, dann merke ich das." An ihrem Optimismus hat die potenzielle Bedrohung wenig geändert. Achtsam seien sie dennoch, wie Doris Potthoff betont. "Ich versuche das Beste draus zu machen. Wir wollen ja gesund bleiben." Dass sie eine Maske trägt, wenn sie unterwegs ist, sei selbstverständlich. Ebenso eine regelmäßige Handdesinfektion. Im Laurentius-Heim stehen dafür Spender parat. Doch das ist nicht die einzige Maßnahme. "Vermisse das gemeinsame Singen" Denn das Miteinander in dem Seniorenzentrum ist mit der Corona-Krise ein anderes geworden. Das Restaurant, das auch Gäste nutzen konnten, bleibt weiterhin geschlossen. Die Bewohner essen in den Gruppenbereichen auf den Etagen. Das monatliche Frühschoppen fällt aus. "Das war früher herrlich", meint Potthoff. "Und was ich sehr vermisse, ist das gemeinsame Singen." Aufgrund der Aerosole ist diese Freizeitaktivität derzeit nicht möglich. Beklagen möchte sie sich aber nicht. Corona-Beschränkungen beträfen alle Menschen. "Den Leuten da draußen geht es nicht besser", sagt die 88-Jährige. "Den Blumenstrauß habe ich über den Zaun bekommen" "Da drinnen" müssen die Bewohner des Laurentius-Heims nicht auf Angebote verzichten. "Wir treffen uns regelmäßig beim Kegeln und Gedächtnistraining", nennt Heidi Wein zwei Beispiele. Auch findet wieder ein Gottesdienst in der Einrichtung statt. Zudem fährt Wein zu Veranstaltungen der AWO. Dort wird dann Bingo gespielt oder Musiker treten auf - vor wenigen Monaten war diese Unternehmung aufgrund der strengen Corona-Maßnahmen noch ausgeschlossen. Beim Rückblick auf das Besuchsverbot sind es kuriose Szenen, an die sich die Löhnerinnen erinnern. Einige "Zaungucker" hätten vorbeigeschaut, sagt Wein. "Mein Sohn kam dann auch." Der notwendige Abstand sei vorhanden gewesen. "Den Blumenstrauß habe ich über den Zaun bekommen", erzählt Potthoff. "Ich habe das gar nicht als so schlimm empfunden." Die beiden Seniorinnen hielten den Kontakt zu Angehörigen über das Telefon. "Das mache ich immer noch", sagt Heidi Wein. Sie kann aber auch wieder ganz klassisch Besuch - etwa ihre sechs Enkel und den Urenkel - empfangen. Mittlerweile sind die Regelungen gelockert. Die Bewohner dürfen gleichzeitig zwei Gäste im Haus und bis zu vier beim Spaziergehen im Garten begrüßen. "Wir fühlen uns hier recht wohl" Wenn sich mal kein Besuch ankündigt oder eine Aktivität wie das gemeinsame Bewegungsspiel ansteht, gehen die Löhnerinnen ihren Interessen nach. "Ich lese gerne", sagt Doris Potthoff. Auf ihrem Tisch liegt das Buch "Eine Liebe in Paris" - ein romantisches Ende nicht unwahrscheinlich. Heidi Wein mag es action-geladener. "Ich gucke im Fernsehen sehr gerne Autorennen, dafür stehe ich auch nachts auf", erzählt die 86-Jährige. "Das ist doch spannend, wenn sich die Fahrer überholen." So unterschiedlich ihre Interessen sind, bei der Einschätzung, wie es ihnen in der Corona-Situation geht, sind sie sich einig. "Wir fühlen uns hier recht wohl", sagt Potthoff.

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