Satire, ganz im Ernst, für den Kreis Herford

Kreis Herford. Satire ist kein Spaß. Das zeigt sich immer wieder, wenn um Auftritte von Satirikern gestritten oder über die Aussagen von Dieter Nuhr diskutiert wird. Das gilt natürlich auch für "Die PARTEI". Sie wurde zwar von Redakteuren des Satiremagazins Titanic gegründet. Doch längst überschreiten die Auftritte von EU-Parlamentarier Martin Sonneborn die Grenzen der Satire und werden zur Politik. Nach Überzeugung des Löhners Bernhard Riedl kann auch die Politik im Kreis Herford etwas mehr Spaß vertragen, hinter dem ernste Forderungen stehen. Riedl, der als Heilerziehungspfleger in der diakonischen Stiftung Wittekindshof arbeitet, hat eine steile Parteikarriere hinter sich. "Ich bin erst vor einem halben Jahr in "Die PARTEI" eingetreten und schon Landratskandidat", sagt der 55-Jährige. Dass er eine Führungsposition in der Politik anstrebt, war ihm schon länger klar. "Ich habe mich schon immer für Themen interessiert, die in der Politik diskutiert werden. Meine Frau wollte aber nicht, dass ich als Bürgermeister kandidiere. Sie meinte, das Amt kostet zu viel Zeit." Da sei das Landratsamt dankbarer. In den etablierten Parteien sind die Strukturen zu eingefahren Seine Parteifreunde konnte er schnell von der Idee überzeugen. "Wir sind ja auch noch nicht so viele." Der Weg in "Die PARTEI" war für Riedl nahe liegend. "In den etablierten Parteien sind die Strukturen zu eingefahren. Da lassen sich viele Ideen nur schwer umsetzen." Außerdem laufe dort zu viel hinter verschlossenen Türen ab. Riedl sieht sich als Brückenbauer, der mit vielen Menschen im Kreis Herford ins Gespräch kommen möchte. Diese Rolle als Integrationsfigur sei der Grund, warum man auf das Amt des Landrats nicht verzichten könne. Sollte er zum gewählt werden, wird über den Begriff Kreis Herford noch mal ganz neu diskutiert. "Entweder bekommen die Kreisgrenzen eine kreisrunde Form oder wir benennen den Kreis in Vieleck Herford um", sagt er. Andere Forderungen des Kandidaten und von der "PARTEI" könnten wohl mehr Unterstützer finden. "Wir fordern einen kostenlosen ÖPNV im gesamten Kreisgebiet. Parallel dazu müssten die Taktzeiten der Busse verbessert werden", sagt er. Die Umstellung des ÖPNV könnte zu einer Reduzierung des Individualverkehrs führen. "Weil die Straßen dann weniger belastet werden, könnte mit dem eingesparten Geld ein Teil der ÖPNV-Erweiterung finanziert werden", schlägt Riedl vor. Dem ÖPNV bleibt er auch bei einem anderen Thema treu. "Als Landrat würde ich dafür sorgen, dass alle Buswartehäuschen begrünt werden, wenn das die Statik zulässt. Das wäre auch das erste Thema, das ich umsetzen würde." Damit biete man vielen Insekten einen Lebensraum und könne auch die heimischen Gärtner unterstützen, die diese Dächer anlegen würden. "Den verzichtbaren Teil ihres Vermögens abgeben" Von allen Mitbewerbern hebt sich sein Wirtschaftsprogramm ab. "Ich werde ein kreisweites Patenschaftsprogramm initiieren, in dem vermögende Privatpersonen und Großunternehmen von der Coronakrise oder von Armut Betroffene unterstützen und der Gesellschaft etwas zurückgeben dürfen. Nämlich einen verzichtbaren Teil ihres Vermögens", sagt er. Auch die Sicherheit liegt Riedl am Herzen. Als Landrat wäre er Leiter der Kreispolizeibehörde. "Ich setze mich für die Schaffung neuer Stellen ein." Im Einstellungsprozess will er ein neues Kriterium etablieren. "Ich werde darauf achten, das Anwärterinnen und Anwärter einen Wesenstest bestehen. Nationalistische und rassistische Haltungen dürfen im Kreis Herford keinen Platz haben." Sein Programm stellt Riedl auf Informationsveranstaltungen unterschiedlicher Institutionen vor und im persönlichen Gespräch mit den Wählern. "Gerne bei einem Spaziergang mit seinem Hund Snoopy." Das Tier liegt ihm sehr am Herzen. Entsprechend hat er auch seine Plakate gestaltet. Es zeigt ein Foto von ihm und Snoopy mit dem Text: Der Landrat mit Herz und Hund. Neben ihm treten Dorothee Schuster für die CDU und Jürgen Müller für die SPD an. Auf die Frage, wen von beiden er wählen würde, wenn er selbst nicht anträte, sagt er klar: "Keinen von beiden, beide stehen für humorlose und verfestigte Politik".

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