Bürgermeister Poggemöller tritt wieder an: Einmal ist nicht genug

Löhne. Von seinem Garten aus kann Bernd Poggemöller auf große Teile seines Arbeitsplatzes blicken. Vom Wittel aus liegt dem Bürgermeister Löhne zu Füßen. Ganz Löhne als Job zu haben, das soll auch nach dem 13. September so bleiben. Der SPD-Politiker möchte von den Wählern eine zweite Amtszeit bekommen. Viele Gelegenheiten, im Garten zu entspannen hat er nicht. Dafür hat ein Bürgermeister zu viele Termine außerhalb der klassischen Arbeitszeiten. "Auch an den Wochenenden ist man ziemlich stark eingebunden. Umso mehr weiß ich die Zeit zu Hause zu schätzen", sagt der 54-Jährige. In den letzten Monaten war es coronabedingt etwas ruhiger. "Das war fast so wie früher, bevor Bernd Bürgermeister wurde", sagt seine Ehefrau Ulrike. Poggemöller lebt mit seiner Ehefrau und den Söhnen Finn (17) und Jona (10) sowie Hund Lando auf dem Wittel. Kaum war Poggemöller im Amt, ging es schon richtig zur Sache. "Mit der Flüchtlingskrise fing meine Arbeit als Bürgermeister an." Innerhalb kürzester Zeit hätten viele Dinge organisiert werden müssen. Die Sporthalle der Städtischen Realschule wurde zur Notunterkunft. Wohnraum für Flüchtlinge, die länger in Löhne blieben, musste gesucht werden. "Das haben wir als Stadt gut bewältigt", sagt er. "Die Eingewöhnung dauerte eineinhalb Jahre" Poggemöller ist ein Urgestein der Löhner Stadtverwaltung. Seit mehr als 30 Jahren ist er dort tätig. Vor seiner Wahl von 2009 bis 2015 war er als Kämmerer der Stadt für die Finanzen verantwortlich. Und so war er auf die Führung der Stadtverwaltung gut vorbereitet. Den mindestens genau so wichtigen Teil der Arbeit eines Bürgermeisters musste er erst lernen: Politiker. Parteipolitisch hatte er sich vor seiner Wahl eher im Hintergrund engagiert. In die SPD trat er 2013 ein. Als Vorsitzender des Rates sollte er die Sitzungen möglichst neutral leiten, muss nach Kompromissen suchen, wenn es für ein Projekt keine Mehrheit gibt. Und ein Bürgermeister hat, wie es der Name schon sagt, viel Kontakt zu den Menschen in der Stadt, die er regiert. "Bis ich mich an mein neues Amt gewöhnt hatte, dauerte es etwa eineinhalb Jahre", sagt er. Das bestätigen auch Beobachter. Je länger er im Amt war, desto lockerer wurde er. Heute sagt der Mann mit Jahrzehnten Arbeit in der Stadtverwaltung: "Die schönsten Termine sind die außerhalb des Rathauses, wenn ich mit Menschen ins Gespräch komme." Er empfinde seine Arbeit als Bereicherung. "Für mich haben sich ganz neue Horizonte eröffnet." Und so gehörten zu den Höhepunkten seiner Amtszeit Reisen in die Partnerstädte Spittal in Österreich, Mielec in Polen und Columbus in den USA und die Begegnungen mit den Menschen dort. Es gab verletzende Anrufe Als Bürgermeister muss man sich ein dickes Fell zulegen. Politiker, die nicht nur zur eigenen Partei gehören, werden in ihrer Kritik manchmal persönlich. Und es gibt auch Anrufe von Bürgern, die beleidigend sind. Damit könne er umgehen. "Verletzend waren allerdings die Anrufe von Mitgliedern der rechten Justizopferhilfe", räumt er ein. Diese Leute gehören zur Reichsbürgerszene, spielen in Löhne aber keine Rolle mehr. Gelegentlich bekommt er auch ungebetene Hausbesuche. "An einem Sonntagmorgen hat jemand um 8.30 Uhr hier geklingelt und nach einem Kindergartenplatz gefragt", erinnert sich Finn Pogemöller. "Wir haben dann am nächsten Tag einen Kontakt zum Jugendamt hergestellt", ergänzt sein Vater lächelnd. Er habe sich auch klar machen müssen, dass man nicht jedem Bürger bei seinem Problem helfen kann. "Da muss man lernen, Prioritäten zu setzen." "Diese Dinge kann ich nicht komplett abstreifen" Und weil man als Bürgermeister nicht wirklich Feierabend hat, ist es ihm kaum möglich, ganz abzuschalten und nicht an den Beruf zu denke. "Die Dinge, die mich tagsüber beschäftigen, die kann ich nicht komplett abstreifen, wenn ich nach Hause komme. Manchmal spreche ich auch mit meiner Frau darüber." Dass er gerne eine weitere Amtszeit haben würde, sei ihm früh klar geworden. "Das ist ein toller Beruf, den ich habe. Die Arbeit als Kämmerer hat mir auch Spaß gemacht. Aber die Möglichkeiten, Dinge zu gestalten, sind als Bürgermeister viel größer." Allerdings würden bei der Umsetzung vieler Projekte fünf Jahre nicht ausreichen. "Wenn man inhaltlich weiter kommen möchte, muss man zwei bis drei Wahlperioden machen." Wenn es nach ihm geht, ist er also gekommen, zu bleiben. Da gebe es große Herausforderungen. Das Thema, dass die Stadt und die Politik in den nächsten Jahren beherrschen werde, sei der Klimaschutz. "Beim Thema Energiesparen haben wir noch eine Menge zu tun." Photovoltaik und Windkraft würden eine große Rolle spielen. Und auch die Aufforstungen im waldarmen Löhne müssten Thema sein. Unterwegs mit dem einem Tuktuk Die Coronapandemie wird nach seiner Überzeung noch lange die Entscheidungen von Politik und Verwaltung beeinflussen. Um die Zahl der Infizierten niedrig zu halten, müsse die Rückverfolgung der Infektionsketten möglich sein. "Das gelingt uns gut." Auch der Wahlkampf ist in Zeiten von Corona nicht einfach. Seine dreirädriges Wahlkampfmobil, sein Tuktuk, sei allerdings ein Hingucker und sorge oft für einen Gesprächseinstieg. "Ein Thema dominiert, egal, wo wir unterwegs sind. Immer wieder geht es um zu hohe Geschwindigkeiten auf den Straßen. Und zwar ganz egal, ob auf kleinen oder großen Straßen." Sehr gespannt ist er auf den Wahltag. Von den Ergebnissen der letzten Bürgermeisterwahl auf die kommende zu schließen sei schwierig. "Seit der letzten Wahl sind 18.000 Menschen nach Löhne gezogen, wer weiß, wen die wählen."

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