Löhner CDU: Thronfolger mit hohen Ambitionen

Löhne. Auf dem Tisch stehen zwei Kuchenplatten, großzügig belegt mit verschiedenen Sorten, von denen eine leckerer als die andere aussieht. "Sie kommen in kein persisches Haus, ohne nicht ordentlich bewirtet zu werden", sagt Borzoo Afshar. Der 44-jährige CDU-Bürgermeisterkandidat lebt mit seiner Frau Anna Maria und dem zwei Monate alten Sohn Karl-Kourosh im Elternhaus seiner Frau in einer ruhigen Straße in Löhne-Bahnhof. Seine Familie hat den Iran aus politischen Gründen verlassen, als Afshar zehn Jahre alt war. Gelebt hat er mit seinen Eltern und Geschwistern in der Hauptstadt Teheran. "Aus unserer Familie stammt die bisher erste und einzige Frau, die Ministerin im Iran war. Sie wurde während der Revolution erschossen. Und auch meine Mutter wurde mit dem Tod bedroht", sagt Afshar. Nach persischen Königen benannt In Afshars Familie - er hat einen Bruder und eine Schwester - spielt Tradition eine wichtige Rolle. So werden alle Söhne der Familie nach persischen Königen benannt. König Kourosh, nachdem Karl-Kourosh Afshar benannt ist, war um 300 vor Christi persischer König. Borzoo selbst spielt eine Rolle im persischen Buch der Könige. Im Land seiner Geburt ist Afshar schon lange nicht mehr gewesen. "Da müsste schon sehr viel passieren. Solange Männer meinen, Frauen in der Öffentlichkeit vorschreiben zu müssen, welche Kleidung Frauen zu tragen haben, kommt eine Reise in den Iran für mich und meine Familie nicht infrage. Darüber hinaus ist nicht absehbar, dass sich die politische Situation im Iran verbessert." Sieben Jahre in Dubai Borzoo Afshar möchte nicht der König von Löhne werden, wohl aber der neue Bürgermeister. Der neue Vorsitzende des CDU-Stadtverbands hat das Ziel, als erster CDU-Bürgermeister ins Rathaus zu ziehen. Die Idee, sich politisch zu engagieren, habe er schon seit Jahren gehabt. Der selbstständige Architekt war dazu aber aus beruflichen Gründen nie lange genug an einem Ort. Außer in Dubai. "Dort habe ich von 2004 bis 2011 gearbeitet, 40 Villen und drei Hochhäuser gebaut. Das war eine sehr spannende Zeit, in Deutschland wäre das so nicht möglich gewesen." Nach Löhne ist er gekommen, weil seine Frau Anna von hier stammt. "Als wir uns für Löhne entschieden haben, da stand fest, dass wir uns aktiv einbringen wollen. Afshar tritt für die Christlich Demokratische Union an. Und dass, obwohl er kein Christ ist. Afshar bezeichnet sich als Atheist. "Das ist für mich kein Widerspruch. Mir geht es um die Werte, die in der CDU eine zentrale Rolle spielen. Wichtig war für mich auch, dass die Familie in der CDU eine große Bedeutung hat." "Ist euch klar, wen Ihr aufstellt?" Er freue sich, dass er in der CDU mit offenen Armen empfangen wurde. Etwas skeptisch war er dennoch zu Anfang. "Seid Ihr Euch sicher, dass Euch klar ist, wen Ihr hier aufstellt?", habe er in der Nominierungsphase seine Parteifreunde gefragt. Es war ihnen klar und sie haben ihn gewählt, nicht nur zum Bürgermeisterkandidaten, sondern auch mit nur einer Gegenstimme zum Vorsitzenden. Gute Erfahrungen mache er auch im Wahlkampf. "Löhne ist eine offene Gesellschaft. Man hat mich niemals hinterfragt, aber ich wurde schon geprüft", sagt er. Da ging es zum Beispiel darum ob er Bier trinke und Schnitzel esse und um die Flüchtlingsfrage. Und da sieht er durchaus Defizite. Dass man Menschen, die verfolgt würden, aufnehmen müsse, sei klar. "Aber wir müssen uns Gedanken machen, wie wir die Integration organisieren, bevor die Menschen ins Land kommen." Jetzt sei es es umso wichtiger die Menschen bei der Integration zu unterstützen. Zum Beispiel mit Integrationscoaches. Radwege, Bahnhof, schnelles Internet Zurzeit ist er oft an den Samstagnachmittagen unterwegs und macht Wahlkampf. "Da sind viele Leute im Garten, wenn wir mit einem ins Gespräch kommen, dann gesellen sich oft andere dazu." In den Gesprächen gehe es oft um ähnliche Themen. "Radwege, Sicherheit, mit Blick auf die Einbruchsrate, den Bahnhof, der oft als Angstraum wahrgenommen wird, und schnelles Internet." In der Löhner Politik fehlt ihm die Weitsicht. Dass die Stadt den Bahnhof gekauft habe, sei grundsätzlich richtig. "Ihn aber zu kaufen, ohne die Folgekosten zu kennen, ist der falsche Weg. Das geht nach dem Motto, mal gucken, was passiert." Das könne dazu führen, dass die Politik gezwungen sei, hohen Kosten zuzustimmen, weil es kein Zurück mehr gebe. "In Löhne fehlt eine Vision für die Stadtentwicklung" Kritisch sieht er, dass es schon viele Jahre dauert, einen Investor für das letzte Stück der Investorenwiese zu finden. "Das da schon so viel Zeit vergangen ist, kann ich nicht nachvollziehen." Ebenfalls wenig Verständnis hat er für den Umgang mit dem Festplatz am Freibad. "Bei einer solchen Lage müsste der städtebaulich entwickelt werden." Zwei Veranstaltungen im Jahr, Küchenmesse und Oktoberfest, seien definitiv zu wenig. "Wenn das Gelände hinter Bauformat läge, dann wäre das völlig in Ordnung. Aber an dieser Stelle wird viel Potenzial verschenkt." Bahnhof und Investorenwiese seien Beispiele für das gleiche Problem. "In Löhne fehlt ein durchdachtes Konzept und eine Vision für Stadtentwicklung." "Meilenstein in der Entwicklung der CDU" Falls Afshar gewählt wird, verspricht er frischen Wind im Rathaus. "Wenn man zu lange in der Verwaltung ist, wird man betriebsblind." Bürgermeister Bernd Poggemöller arbeitet schon viele Jahre bei der Stadt Löhne. Vor seiner Wahl war er Stadtkämmerer. Dass sich der Streit in der Löhner CDU negativ auf die Wahl auswirkt, glaubt Afshar nicht. Um die Person des ehemaligen CDU-Chefs Florian Dowe hatte es Streit gegeben. Nach dessen Rückzug habe sich die Situation beruhigt. "Ich spüre Aufbruchsstimmung. Und ganz egal, wie es am 13. September ausgeht. Dieser Tag wird ein Meilenstein in der Entwicklung der Löhner CDU."

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