So funktioniert naturnahes Gärtnern: Tipps zur Umgestaltung des Gartens

Löhne. Am Geschmack scheiden sich bekanntlich die Geister. Damit es vor allem schön blüht, entscheiden sich viele für exotische Pflanzen, andere mögen das Karge eines Steingartens, wieder andere stutzen Rasen und Pflanzen nicht auf Kante, sondern lassen es sprießen. Bei Naturgärten, die aus heimischen Pflanzen bestehen, sind sich die Experten einig: Sie sind sinnvoll für die Insekten- und Tierwelt. Das Löhner Ehepaar Wiese hat sich für solch ein Naturparadies entscheiden und zeigt, wie wirkungsvoll es ist und gleichzeitig schön aussehen kann. &bdquo;Ein Garten ist Versuch und Irrtum. Man kann nichts erzwingen, muss vieles ausprobieren", sagt Petra Wiese. In Gohfeld gestalten sie und ihr Mann Frank ihr idyllisches Gartengrundstück bereits seit 25 Jahren naturnah. Ein Paradies nicht nur für sie selbst, sondern auch für Vögel und Insekten. &bdquo;Gift ist uns hier noch nie reingekommen. Alles ist ein Kreislauf. Wenn man eingreift, hat irgendwer nichts mehr zu fressen", sagt Frank Wiese und ergänzt: "Wir haben nie Blattläuse, die werden von den Meisen gefressen." Nicht mit Draht gesicherte Insektenhotels sind Selbstbedienungsbuffets Ein kleiner Teich bietet Molchen und Libellen ein Zuhause, Vögeln einen Platz zum Trinken. Johannisbeersträucher laden zum Naschen ein. Im Beet wachsen Kartoffeln, während der Grünkohl, auch Lippische Rose genannt, noch im Gewächshaus aufs Auspflanzen wartet. Die Wieses haben ein Faible für alte Gemüsesorten. Ein Specht hat sich in einen Stamm ein kleines Loch, eine sogenannte Spechtschmiede, gehackt, um Haselnüsse zu knacken. &bdquo;Da ist ein echter Zimmermann am Werk. Besser, als wenn er Jungvögel holt. Nicht mit Draht gesicherte Insektenhotels sind übrigens Selbstbedienungsbuffets für ihn", informiert er. Vom Gartenhäuschen aus hat man einen guten Blick auf den hohen, mehr als 50 Jahre alten Kirschbaum. Auch dort kann man viele Vogelarten beobachten. &bdquo;Nicht nur die Amseln holen Kirschen. Auch Grünfinken, Meisen, Stieglitze und sogar den seltenen Gartenrotschwanz konnten wir hier schon beobachten", zählt Petra Wiese auf. &bdquo;Sie dürfen auch naschen. Für uns bleibt genug. Wir haben ein Abkommen mit ihnen, sie oben, wir unten. Man muss auch gönnen können", sagt sie und lacht. &bdquo;Der Anfang ist einfacher als man denkt" In heißen Sommernächten übernachten Wieses gern in ihrem Garten. &bdquo;Wir haben keine Gartenbeleuchtung. Hier sieht man neongrüne Glühwürmchen. Manchmal hören wir Igel schmatzen. Und einige Pflanzen, wie die Nachtviole, entfalten ihren Duft erst nach Sonnenuntergang", sagt Frank Wiese über das nächtliche Gartenerlebnis für alle Sinne. &bdquo;Unsere Besucher sind oft erstaunt über die Artenvielfalt. Das Leben im Garten kann man auch hören, wenn sich Insekten tummeln. Man muss den Tieren nur etwas anbieten, statt nur Rasen und Kirschlorbeer zu pflanzen. Wer anfangen möchte, kann zum Beispiel aus einem Stück Rasen eine Blumenwiese machen", sagt Frank Wiese. &bdquo;Der Anfang ist einfacher als man denkt", sagt auch Friedhelm Diebrok, Vorsitzender des NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.) Kreisverbands Herford. &bdquo;Man kann auch einen Baum oder Strauch pflanzen. Wichtig ist, einheimische Gehölze zu wählen." Zum Beispiel haben Weißdorn, Holunder und Hartriegel eine große Bedeutung für die Tiere. Schmetterlinge legen ihre Eier darauf, Raupen fressen Blätter. Viele Insekten sind auf spezielle Pflanzen angewiesen. "Pflanzen wie Natternkopf, Hornklee und Wegwarte haben außerdem hübsche Blüten", erläutert der Naturschutzexperte. Wichtig ist auch, erst mal abzuwarten und schauen, was da keimt Zum Naturschutz vor der eigenen Haustür könne jeder beitragen, so Diebrock. "Wir haben hier lehmigen Boden. Er hält die Nässe länger. Dafür müsste man bei Trockenheit mit Dynamit arbeiten. Pflanzen für Sandboden machen hier keinen Sinn. Wichtig ist auch, erst mal abzuwarten und schauen, was da keimt. Unkraut ist eine Pflanze, deren Nutzen man noch nicht erkannt hat", sagt Petra Wiese. &bdquo;Unser Paradies ist der einzige Ort, wo man einfach mal an nichts denken kann. Das ist gerade in dieser Zeit sehr wertvoll."

Meistgelesen