Nur jeder zweite Tisch besetzt: So öffnet die Löhner Gastronomie

Löhne. Mit rot-weißem Flatterband ist jeder zweite Tisch im Restaurant Lignantes abgeklebt. Hier darf sich kein Gast niederlassen. In den Dorfstuben klingeln die Besucher und werden dann nach der Handdesinfektion zum Tisch geleitet. Der Restaurantbesuch wird in diesen Tagen völlig anders verlaufen. Seit Montag dürfen in NRW Lokale und Cafés wieder öffnen - allerdings nur unter strikten Auflagen. In Löhne stehen die Gastronomen in den Startlöchern. Sie bereiten mit Hochdruck die Wiedereröffnung im Corona-Zeitalter vor, haben Konzepte ausgearbeitet, Tische verrückt, den Gastraum ausgemessen: Es kommt einiges auf die Inhaber zu. 17 Punkte umfasst die NRW-Hygieneanlage für Gastrobetriebe. Doch dabei bleiben Fragen offen. Etwa wie es mit der Mund-Nase-Bedeckung für Gäste aussieht. Am Tisch darf die Maske logischerweise abgelegt werden. "Doch wie ist es auf dem Weg dorthin oder zur Toilette?", fragt Marco Lignante vom gleichnamigen Restaurant an der Bahnhofstraße. "Die Zeit war ganz schlimm" Für das Servicepersonal hingegen ist die Schutzmaske während der Arbeit Pflicht. "In der Küche ist es uns empfohlen worden, aber das ist doch nicht umsetzbar", sagt Lignante, der selbst am Herd steht. Der Gastronom ist trotz der Ungewissheit froh, endlich wieder öffnen zu dürfen. Die Lokale mussten von jetzt auf gleich schließen und haben bis zu 100 Prozent ihrer Umsätze eingebüßt. "Die Zeit war ganz schlimm", sagt Lignante, der von extrem hohen Einbußen spricht. Im Lignantes müssen die Gäste vorab reservieren. "Das ist bei uns jetzt Pflicht", sagt Marco Lignante und erklärt: "Damit es keine Versammlung vor dem Lokal gibt." Nur jeden zweiten Tisch darf der Gastronom besetzen. 72 Sitzplätze bleiben so im Restaurant bestehen. Auf den beiden Terrassen können dann noch je 50 Plätze geschaffen werden. Hört sich viel an, ist de facto aber nur halb so viel wie vor Corona. "Es ist ein reiner Service für unsere Stammkunden" Die Dorfstuben in Mennighüffen konnten auf Sparflamme einen Geschäftszweig weiter betreiben. Für Hotels gilt seit dem Lockdown, dass nur Geschäftsreisende übernachten dürfen. "Es ist ein reiner Service für unsere Stammkunden", sagt Inhaber Christoph Knicker. Vor allem Monteure haben die Möglichkeit genutzt. Und Frühstück? "Die meisten übernachten nur", sagt Knicker. Den Dorfstuben könnten jetzt ihre großzügigen Räume zum Vorteil werden, wo sonst Hochzeitsfeiern oder Geburtstage stattfinden. "Die Säle haben wir jetzt Corona-mäßig in Betrieb genommen", sagt Knicker, der das Restaurant am Dienstag wieder öffnet. Knicker: "Wir haben alles fertig, doch wissen nicht, was passieren wird." Alle sind wohl gespannt, wie die Gäste mit den neuen Lockerungen umgehen. Kommen sie zum Essen? Das Lignantes öffnet zum ersten Mal in der Corona-Krise wieder am Donnerstag. Montag, Dienstag und Mittwoch ist Ruhetag. Ein Tag mehr als sonst. "Wir fahren jetzt erstmal auf Sparflamme. Wir wissen ja nicht, was passiert. Ich trau dem Braten noch nicht", sagt Inhaber Marco Lignante und schiebt hinterher: "Das meiste läuft bei uns eh am Wochenende." "Es war nicht schön, durch die geschlossene Tür zu arbeiten" Auch die Kollegen von der Pfeffermühle machen erst Donnerstag auf. "Wir wollen vorbereitet sein. Es gibt noch zu viele Fragezeichen", sagt Rauser. Sie spricht von "einem Wechselbad der Gefühle". Valentino Kerastas vom The Grills gegenüber dem Bahnhof fiebert dem Öffnungstag am Dienstag, 12. Mai, entgegen. Montags ist Ruhetag: "Wir freuen uns, es war nicht schön, durch die geschlossene Tür zu arbeiten." Die Lokale mussten seit Wochen geschlossen bleiben, doch Liefer- und Abholservice war erlaubt. "Die erste Zeit war tot", berichtet Kerastas, der schon immer einen Lieferdienst anbietet. Die Pfeffermühle hingegen hat sich rund um den Maifeiertag erst für das Konzept entschieden. Rauser: "Es war ein bombenmäßiges Gefühl unsere Gäste wiederzusehen." Sie sagt aber auch, dass der Abholservice nur ein Trostpflaster war. "Das hat uns nicht gerettet." Marco Lignante hat so vor allem seine Stammkunden wieder gesehen. "Es wurde gut angenommen. Den Abholservice werden wir erst einmal beibehalten." "Die Gastro muss immer mit Unwägbarkeiten leben" Jetzt kommt viel Arbeit auf die Gastronomen zu. "Wir müssen Name und Adresse unserer Besucher notieren", nennt Wirt Kerastas ein Beispiel. Im Fall der Fälle soll so schnellstmöglich die Infektionskette nachgewiesen werden können. Die Tische und Stühle müssen nach jeder Benutzung nicht nur gesäubert, sondern gründlich desinfiziert werden und auch im WC müssen Desinfektionsspender stehen. Tische dürfen mit Besteck nicht eingedeckt sein, Tischdecken müssen nach jedem Gästewechsel ebenfalls ausgetauscht werden und jeder Gast muss einem Tisch zugewiesen werden. In den Dorfstuben heißt es erst klingeln. "Dann kommt jemand, zeigt, wo die Hände gewaschen werden können und bringt sie zum Tisch", sagt Knicker. Der Inhaber geht recht gelassen mit dem neuen Auflagen um: "Die Gastro muss immer mit Unwägbarkeiten leben, wir wissen nie wer und wie viele kommen." Eins weiß der Chef aber genau: "Es wird Spargel geben, den Rest müssen wir noch sehen."

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