Bring- und Abholservice kann Restaurant Pfeffermühle in Löhne nicht retten

Löhne. Seit mehr als fünf Wochen sind die Restaurants geschlossen. "Sonntag, der 15. März, war unser letzter Tag", sagt Britta Rauser von der Pfeffermühle. Seitdem heißt es für sie und Inhaber Andreas Kirsch hoffen und bangen. Die Ungewissheit, nicht zu erahnen, wann der Betrieb wieder öffnen kann, "das ist gerade besonders heftig". Andreas Kirsch hat die Soforthilfe beantragt. 9.000 Euro stehen ihm zu. Der Bewilligungsschein ist längst da, doch das Geld nicht. "Gema, Krankenversicherung, Pacht, all das läuft ja weiter." Das Gastronomenpaar sehnt den 3. Mai entgegen. Dann kommen Bund und Länder wieder zusammen, um das weitere Vorgehen in der Corona-Krise zu besprechen. Nachdem die Kontaktsperre und die Schließung von Schulen, Kitas, Geschäften, Hotels und Gastronomie das Land lahmgelegt hat, geht es seit vergangener Woche wieder lockerer zu. Die ersten Läden durften öffnen, Donnerstag begann für die Abschlussschüler wieder der Unterricht. Die Gastronomie- und Hotelbranche muss weiter warten. "Wir mussten als erste schließen und werden mit als letzte wieder aufmachen können", sagt Thorsten Hellwig, Pressesprecher von Dehoga NRW. Und das hat Folgen. "Öffnungstermin, gern auch mit Auflagen" Der Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband zeichnet ein düsteres Bild ab. Jedem dritten Betrieb droht demnach die Pleite. 51.000 Betriebsstätten gibt es in Nordrhein-Westfalen. "Wir gehen jetzt davon aus, dass ein Drittel vor der Insolvenz steht, doch wenn das so weiter geht, könnten es noch viel mehr werden", sagt Hellwig. Dehoga fordert ein Rettungspaket für die Branche und einen Öffnungstermin, auf den "wir hinarbeiten können". Das ist auch der Wunsch des Löhner Restaurants. "Gern auch mit Auflagen", sagt Britta Rauser. Der notwendige Abstand könnte gewährleistet werden, auch wenn es für ein kleines Haus wie die Pfeffermühle auf dem Wittel schwer sei. Das Restaurant hat 50 Sitzplätze plus Außenbestuhlung. "Die Bevölkerung ist ja auch sensibilisiert." Momentan brechen den meisten Betrieben zu 100 Prozent die Einnahmen weg Der Dehoga steht den Lockerungen kritisch gegenüber. "Das hätte zur Konsequenz, dass 50 Prozent der Plätze fehlen." Hinzu komme die Frage, wie sich das Gästeverhalten entwickle. "Es lässt befürchten, dass es trotz Lockerung weiter zu 70 Prozent Umsatzausfällen kommt", sagt Hellwig. Momentan brechen den meisten Betrieben zu 100 Prozent die Einnahmen weg. Hellwig: "Da hilft auch der Liefer- und Abholservice wenig. Wenn es gut läuft, ist das eher ein Trostpflaster." Andreas Kirsch und Britta Rauser haben sich bisher dagegen entschieden. "Wir sind im mittleren Preissegment. Da isst man das Steak nicht gern aus der Plastikschale", sagt Rauser. Atmosphäre, das sich bedienen lassen, sich schick machen: Zu einem Restaurantbesuch gehöre mehr dazu. Das Paar überlegt nun aber, zwei, drei Gerichte zum Mitnehmen zu konzipieren, um irgendwie weiter zu machen. 450-Euro-Kräfte fallen in ein Loch Ihnen gehe es vergleichsweise noch gut, sagt Rauser. "Wir haben keine Schulden, aber das, was wir uns angespart haben, ist jetzt weg." Für andere Betriebe gehe es um "die nackte Existenz". Die Soforthilfe, die sie immer noch nicht auf dem Konto haben, obwohl sie Anfang April bewilligt worden ist, ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. "Das reicht grad mal für die Pacht und Nebenkosten", sagt Rauser und ärgert sich über Kommentare, dass man doch froh sein solle, 9.000 Euro geschenkt zu bekommen. "Doch so ist es nicht", sagt sie. Laut dem Ministerium für Wirtschaft ist der Zuschuss als Betriebseinnahme zu versteuern, aber nicht umsatzsteuerpflichtig. Der Antragsteller muss den Zuschuss in seiner Steuererklärung für 2020 angeben. Neben Kirsch und Rauser hat die Pfeffermühle drei 450-Euro-Kräfte beschäftigt, die jetzt keinen Job mehr haben. "Diese Kräfte fallen durch das Raster der Kurzarbeit und damit oft in ein ganz großes Loch", sagt Thorsten Kleile, der bei der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) für das Gastgewerbe in Ostwestfalen zuständig ist. Und bringt es auf den Punkt: "Die bekommen keinen Cent." "Kleine Betriebe brauchen das Geld zum Überleben" Auch im Interesse der Mitglieder würde es Kleile begrüßen, dass die Betriebe bald wieder aufmachen dürfen. Aber: "Erst wenn gewährleistet ist, dass der Gesundheitsschutz funktioniert." Es ist ein heikles Thema, denn es komme auch auf die Gesamtsituation an: "Wann ist der Punkt da, dass die ersten Häuser über die Klippe gehen?" Die Gewerkschaft ist daher ebenso für einen Rettungsschirm. Kleile: "Gerade kleine Betriebe brauchen das Geld zum Überleben." Denn gehen die pleite, verlieren die Mitarbeiter ihren Job. Die NGG geht aber einen Schritt weiter und fordert zudem eine Aufstockung des Kurzarbeitergeldes.

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