Industriearbeit der Zukunft am Löhner Griese-Kolleg

Löhne. In NRW ist das August-Griese-Berufskolleg (AGB) mit dieser Zusatzqualifikation einzigartig. Seit den Herbstferien wird dort mit einem besonderen Ausbildungsmodul an der Zukunft gearbeitet. 20 Auszubildende werden mit starkem Bezug zur Praxis für die Industrie 4.0 fit gemacht. Wahrscheinlich wissen sie darüber anschließend oft mehr als ihre ausgelernten Kollegen in den Ausbildungsbetrieben. Unter dem Titel "Zusatzqualfikation Digitale Fertigungsprozesse" läuft das Angebot seit den Herbstferien und endet im Sommer 2020 mit einem IHK-Abschluss. "Wir sind das erste technische Berufskolleg im Land, das die Zusatzqualifikation (ZQ) in dieser Form für ausschließlich leistungsstarke Auszubildende aus den Bereichen Metalltechnik und Elektrotechnik anbietet. NRW-weit werden viele weitere Berufskollegs diese Zusatzqualifikation ab dem Frühjahr 2020 anbieten", sagt Matthias Sprinke vom AGB. Er koordiniert das Projekt an der Schule. "Besondere Impulse für kleine Firmen" Durch den hohen Praxisbezug könnten die Ausbildungsbetriebe vom neu erworbenen Wissen profitieren. "Die Azubis bringen die Innovationen in die Unternehmen. Gerade kleine Firmen können so besondere Impulse bekommen." Aus ganz unterschiedlichen Lehrberufen setzt sich die Gruppe am AGB zusammen, die sich jeden Dienstag trifft: Mechatroniker, Elektroniker, Industriemechaniker, Zerspanungsmechaniker und Werkzeugmechaniker. "Alle befinden sich im dritten Lehrjahr und werden von ihren Ausbildungsbetrieben unterstützt", sagt Sprinke. Ein Kernstück der Zusatzqualifikation ist die Betrachtung des gesamten Arbeitsprozesses. "Industrie 4.0 reicht vom Auftragseingang bis zur Auslieferung. Es wird in Zukunft nicht mehr reichen, wenn man sagt, die digital gesteuerte Fräse läuft. Es geht darum Verständnis für den gesamten Produktionsprozess unter den den Bedingungen der Digitalisierung zu gewinnen", sagt Sprinke. Dabei sollen auch die Grenzen erkannt werden. "Es geht nicht darum, alles durchzudigitalisieren." "Es wird auch ein Webshop programmiert" Im Vordergrund der Fortbildung stehe, einen möglichst hohen Praxisbezug zu erreichen. "Wir produzieren einen kundenindividuellen USB-Stick. Dafür wird auch ein Webshop programmiert." Sprinke ist vom Verlauf der ersten Monate des Projekts begeistert. "Die Schüler sind hochmotiviert und die Unternehmen sind sehr aufgeschlossen." Im vergangenen Sommer konnten sich die Auszubildenden im dritten Ausbildungsjahr für die Zusatzqualifikation bewerben. Für die 20 Plätze kamen 30 sogar Bewerbungen zusammen. Gilbert Wönkhaus macht eine Ausbildung zum Industriemechaniker beim Wäschereimaschinenhersteller Kannegießer in Vlotho. Sein Unternehmen mache zum Beispiel Online Fernzugriffe bei der Wartung von Maschinen. "Hier habe ich gelernt, dass noch mehr geht", sagt er. Besonders wertvoll für ihn und seine Mitschüler ist der Austausch zwischen den verschiedenen Ausbildungsberufen. "Davon profitieren wir alle", sagt Wönkhaus. "Der Kreis Herford geht vorweg" Angeboten wird die Zusatzqualifikation in Zusammenarbeit mit der Nachwuchsstiftung Maschinenbau sowie der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld. Damit sei sichergestellt, dass die Zusatzqualifikation (ZQ) mit einer IHK-Prüfung abschließt und die Azubis ein IHK-Zertifikat ausgehändigt bekommen. Die Prüfung wird im September 2020 stattfinden. Bis dahin habe man mit den Auszubildenden rund 220 Kursstunden inklusive Exkursionen absolviert. Sprinke: "Natürlich möchten wir mit unserer ZQ auch zeigen, dass der Kreis Herford in Nordrhein-Westfalen wettbewerbsfähig ist, vorweg geht und bereit für die Zukunft ist."

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