Neunter Unfall in einem Jahr: Stadt Löhne will die Häger Straße entschärfe

Löhne. Vor drei Wochen hat es wieder auf der Häger Straße gekracht. Es war der nunmehr neunte Unfall auf der Landesstraße in diesem Jahr. Diesmal hat ein Autofahrer in der scharfen Kurve die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren und fuhr frontal in den Gegenverkehr. Ein Radfahrer ist bei den vielen Unfällen nicht involviert gewesen. Sicher fühlen sich Radler aber keineswegs auf der Häger Straße. Der ADFC Löhne fordert einen Lückenschluss, Schülerinnen haben sich diesem Thema ebenfalls angenommen und auch die Stadt sieht mittlerweile Handlungsbedarf. Olaf Bokämper ist im Rathaus für die Verkehrssicherung zuständig. Um einen genauen und detaillierten Überblick über die Unfallsituation auf der Häger Straße zu haben, hat die Stadt bei der Polizei Herford eine Statistik angefordert. "Üblich ist der Einblick in die vergangenen drei bis fünf Jahre", sagt Bokämper. Das war den Verantwortlichen zu wenig. Sie forderten eine Statistik der vergangenen 20 Jahre an. Bokämper: "Wir wollten eine langfristige Übersicht." "Eine Geschwindigkeitsbegrenzung muss gut begründet sein" 104 Unfälle hat die Polizei in den Jahren 1999 bis 2019 (Stand August) aufgenommen. Aufgelistet sind nur Verkehrsunfälle, die zwischen der Kreuzung Häger Straße/Koblenzer Straße und Schweichelner Straße/Alter Postweg passiert sind. "In diesem Zeitraum gab es keine markanten Überholunfälle", sagt Bokämper. Eine Fußgängerin ist dort tödlich verunglückt, dreimal waren Radfahrer beteiligt. "Dabei ging es weder um Geschwindigkeit noch Überholvorgänge", entnimmt Bokämper der Statistik. Die Problematik des nicht vorhandenen Radweges lasse sich aus der Unfallstatistik also nicht herauslesen. Dennoch, so Bokämper, bedeute das nicht, dass sich hier nichts ändern muss. "Wir als Stadt sehen den Lückenschluss als sinnvoll an." Auf der ein Kilometer langen Strecke mit Tempo 70 gibt es weder Fuß- noch Radweg. Zudem verschärfte eine scharfe Kurve die Situation für Radler. Den fehlenden Lückenschluss monieren die Mitglieder des ADFC Löhne seit Wochen. Die Krux: Im direkten Anschluss gibt es durch den Ausbau der Knickstraße (B 611) einen gut ausgebauten Radweg und auch an der B 61 wird einer entstehen. Macht ein Tempolimit hier Sinn? Unabhängig davon, dass das Thema um den fehlenden Radweg seit Wochen in der Stadt diskutiert wird, haben sich die drei Schülerinnen, Leni, Nadine und Charlotte, für mehr Sicherheit für Radfahrer eingesetzt. Sie fordern Tempo 50 und ein Überholverbot auf der Häger Straße. Laut Olaf Bokämper verfolgt auch die Stadt Löhne ähnliche Ansätze. Eine Änderung in der Straßenverkehrsordnung kann die Kommune aber nicht ohne Weiteres durchsetzen. "Wir müssen das Land und die Polizei beteiligen", informiert der Verwaltungsmitarbeiter: "Gespräche laufen, eine Geschwindigkeitsbegrenzung muss gut begründet sein." Das Land tue sich oft schwer bei Tempoänderungen, heißt es. Sven Johanning, Sprecher von Straßen NRW, sagte in einem vorherigen Gespräch, dass dabei die Bedeutung der Straße eine Rolle spiele. Geschaut werden muss, ob ein Tempolimit hier Sinn mache. Sollte an dieser Stelle Tempo 50 eingeführt werden, könnte das automatisch zu einem Überholverbot führen und damit auch für mehr Sicherheit bei Radlern sorgen. "Wir sehen auf jeden Fall die Notwendigkeit zum Handeln. Jetzt laufen die Überlegungen was gemacht werden kann", sagt Bokämper. Die meisten Unfälle passieren auf der Miniabkürzung Auch die Polizei hat die Straße im Blick. Eine Stelle sticht besonders hervor. "Die Einmündung von der Straße Auf dem Keile zur Häger Straße ist eine Unfallhäufigkeitsstelle", sagt Polizeisprecherin Simone Lah-Schnier. Von den neun Unfällen, bei denen zwei Menschen schwer, sechs Personen leicht verletzt worden sind, sind vier genau dort passiert. Die Stadt nehme die Situation Ernst und hat laut Bokämper bereits gehandelt. Bei der Miniabkürzung von der Koblenzer Straße auf die Häger Straße habe der Baum- und Heckenbewuchs Autofahrern wohl einiges an Sicht genommen. Zweimal, im Juni und im Oktober, sind die Pflanzen zurückgeschnitten worden. Bokämper: "Um es dort sicherer zu machen."

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