Wie aus fünf Gemeinden die Stadt Löhne wurde

Löhne. Bis 1969 machte jeder sein Ding. So könnte man die Entwicklung von Gohfeld, Mennighüffen, Obernbeck, Löhne-Ort und Ulenburg auf den Punkt bringen. Dann wurde im Rahmen der kommunalen Neuordnung aus den fünf Dörfern am 1. Januar 1969 die Stadt Löhne. &bdquo;Der Start war nicht einfach",sagt Altbürgermeister Werner Hamel. Er war von 1992 bis 2004 im Amt. Als SPD-Politiker aus Mennighüffen war er schon damals politisch aktiv und an den Weichenstellungen beteiligt. So habe es vor der Gründung Streit darum gegeben, wer den Bürgermeister stellt. Nur ein Ortsbürgermeister war bei der CDU Es gab fünf Gemeinden mit fünf Bürgermeistern. Nur einer konnte es werden. &bdquo;Das bedeutete für die vier anderen, dass sie keine Bürgermeister mehr waren. Das tat denen weh", erinnert sich Hamel. Der erste Bürgermeister der Stadt kam mit Heinrich Schneider schließlich aus Mennighüffen, weil das Dorf den stärksten SPD-Ortsverein stellte. Löhne war auch schon damals tief rot. Alle Ortsbürgermeister wurden von der SPD gestellt. Bis auf den aus Ulenburg. Der hieß Adolf Blomeyer und kam aus der CDU. Er war als Mitglied des parlamentarischen Rates einer der Väter des Grundgesetzes. Auf den neuen Rat, der sich aus den Gemeinderäten zusammensetzte, kamen nach Hamels Erinnerung eine Menge Probleme zu. &bdquo;Es ging um die A 30, die damals gerade in Bau war. Thema war auch schon damals der Bahnhof, der die besten Zeiten hinter sich hatte. Und wir haben auch über Industriebrachen diskutiert", erinnert er sich. "Von den 45 Ratsmitgliedern hielten sich 40 für Architekten" Intensiv beschäftigt hat sich die Politik in der Gründerzeit der Stadt Löhne mit dem Bau einer Stadthalle. Dafür wurde sogar ein Stadthallenausschuss gegründet. &bdquo;Es gab schon konkrete Pläne, auf dem Festplatz am Freibad zu bauen. Da war ja genug Platz", sagt Hamel. &bdquo;Dann wurde bekannt, dass wir für den Umbau des ehemaligen Broelemann-Gebäudes Landesmittel bekommen können. So ist die Werretalhalle entstanden. Gut, dass wir das damals so entschieden haben." Die Entscheidung hätte auch anders ausgehen können. "Von den 45 Ratsmitgliedern hielten sich 40 für Architekten", sagt Hamel. Dass die Annäherung zwischen den Dörfern nicht so leicht war, ist nach Meinung von Stadtarchivar Mathis Nolte nachvollziehbar. &bdquo;Trotz der räumlichen Nähe war jeder ein bisschen für sich und guckte eifersüchtig auf die nächste Gemeinde",sagt Nolte. Dazu kam, dass die künftigen Stadtteile ganz unterschiedliche Voraussetzungen mitbrachten. "Die Ulenburger hatten nichts außer Geld, die anderen Dörfer brachten ihre Schulden mit", sagt Nolte. Kompliziert war das Verhältnis zu Bad Oeynhausen Dass vor der Stadtgründung jeder für sich gekämpft hat, zeigt sich auch mit Blick auf die Gewerbegebiete, die im Stadtgebiet munter verteilt sind. Da habe es eine starke Konkurrenz gegeben, wenn es um die Standortentscheidung eines Unternehmens gegangen sei. "Der eine hat dem anderen mit günstigen Grundstückspreisen und Gewerbesteuern versucht die Firmen abzuwerben", erinnert sich Hamel. Kompliziert war das Verhältnis zu Bad Oeynhausen in der Gründungsphase und darüber hinaus. Den Versuch, Melbergen der Stadt Bad Oeynhausen zuzuschlagen, den habe man lange übel genommen. Auch, dass manche Bad Oeynhausener mit einer Portion Arroganz auf die Nachbarstadt geblickt hätten. "Da gab es damals den Slogan ,Bad Oeynhausen wird Wohnstadt und Löhne Industriestadt", sagt der Altbürgermeister. Und wenn es Stress mit Mennighüffen gab, dann gab es auch schon mal den Rat: "Werner, gib 'se ab in den Schweinekreis." So wird, wenig schmeichelhaft, der Kreis Minden-Lübbecke auch heute gelegentlich noch genannt. Zufrieden, bis auf einen Punkt Dass die Stadtwerdung ein Prozess ist, zeigt sich nach Hamels Meinung auch daran, dass es bis 1974 Ortsvorsteher gab. Es war wichtig, die alten Strukturen nicht einfach über Bord zu werfen. &bdquo;Die 1.000-Jahr-Feier 1993 war wichtig für das Wir-Gefühl." Und auch die Werretalhalle habe zur Identität der Stadt beigetragen. Hamel ist zufrieden mit der Entwicklung seiner Stadt. Bis auf einen Punkt: "Die finanzielle Situation hat sich verschlechtert."

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