Wenn das Auto zum Backofen wird: Das richtige Verhalten bei der Rekordhitze

Löhne. Die Hitze hat nicht nur Sonnenseiten. Vor allem wer im Auto unterwegs ist, sollte die Rekordtemperaturen nicht auf die leichte Schulter nehmen. Auf gar keinen Fall sollten Kinder, Hunde, eigentlich jegliche Lebewesen im Auto bleiben. Auch nicht wenn das Fahrzeug im Schatten steht und die Besorgung noch so rasch geht. "Das Auto entwickelt sich zum Backofen", sagt Alexander Hermelink vom DRK, der am Montag mit sechs Hitze-Tipps via Twitter für Wirbel sorgte. Und das kann vor allem für Kinder und ältere Menschen lebensgefährlich werden. Hermelink: "Schon nach wenigen Minuten." Ein Selbstversuch zeigt, wie schnell sich ein Auto aufheizt. Michael Wellsandt, der Leiter der Feuerwache Löhne, und Thomas Jakob, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst, sind mit einer großen Uhr mitsamt Thermometer ausgestattet. Das erste Fahrzeug im Test ist von der Feuerwehr. Wellsandt fährt es von der kühlen Garage in die pralle Sonne. 28,7 Grad zeigt das Thermometer an. Jakob nimmt Platz und kann die Hitze ganz gut ertragen - noch. "Es wird schnell stickig im Auto" "Das Auto ist mit einer Wärmeschutzverglasung ausgestattet", sagt Wellsandt. Es dauere also etwas länger, bis die Temperatur hochschnellt. Nach vier Minuten sind es im Inneren des Fahrzeugs bereits 32,1 Grad, nach zehn Minuten ist die 40-Grad-Marke geknackt. Das reicht für Thomas Jakob. "So langsam kam der Schweiß", berichtet der Anästhesist und Notarzt. Auch spüre er, dass der Kreislauf nicht mehr so rund läuft. "Es wird sehr schnell stickig und man atmet nur noch warme Luft ein", so Jakob. Besonders für kleine Kinder kann das schnell gefährlich werden. "Kleinkinder können bei einem Hitzschlag die Hitze nicht mehr abgeben, das ist wie in der Sauna", erklärt Jakob. Der Körper überhitzt und die Körpertemperatur schnellt nach oben. Lebensgefahr. Also bitte niemals jemanden im Auto zurücklassen, sagen die Experten. Es hilft auch nicht, wenn das Fenster ein Spalt weit offen bleibt. Baby musste aus dem Auto befreit werden Menschen oder Tiere aus einem überhitzten Auto zu befreien, ist bei der Feuerwehr Löhne nicht an der Tagesordnung. "Das kommt Gott sei Dank nicht so häufig vor", sagt Wellsandt. Aber es passiert - manchmal auch unbeabsichtigt, wie der jüngste Fall aus Bünde zeigt. Dort musste am vergangenen Freitag die Polizei ein kleines Baby aus einem Auto befreien. Das Kind hatte selbst die Türen verriegelt, die Oma stand draußen und konnte nicht helfen. Darf in solchen Situationen die Scheibe eingeschlagen werden? Grundsätzlich bestehe Handlungsbedarf, wenn man einen Menschen oder ein Tier in einem Auto sieht, so Wellsandt und Jakob. Das Problem sei, dass der Hinzukommende ja nicht genau weiß, seit wann jemand im Fahrzeug ist. Kann das Kind noch reagieren, winkt es zurück oder liegt es schon apathisch im Sitz? Die Situation beachten und ruhig die 112 wählen, rät Jakob. "Bei einem gutwilligen Anruf braucht man auch nicht denken, dass man auf Kosten sitzen bleibt", so der Mediziner. Das geschulte Personal könne Rat geben und auch sofort jemanden losschicken. "Senioren verschätzen sich bei dieser Hitze gerne" Bei einer ernsthaften Gefährdung kann laut dem Roten Kreuz auch die Autoscheibe eingeschlagen werden. Auch die Polizei rät zu diesem Schritt und gibt an, dass die Beschädigung keine Folgen für die Helfer hat. Doch nicht nur im Auto lauern bei diesen Temperaturen Gefahren. "Ältere Menschen sollten zu Hause bleiben", sagt Jakob. Und vor allem viel trinken, auch wenn es kein Durstgefühl gebe. "Senioren verschätzen sich bei dieser Hitze gerne." Bei Kindern sei es besonders wichtig, den Kopf zu schützen und unbedingt im Schatten zu bleiben. Jakob: "Kinder haben einen größeren Kopf und somit eine größere Oberflächen und können schnell einen Sonnenstich kriegen." Auch, wenn Sie im Wasser planschen. Kommt das Kind aus dem Freibad nach Hause und klagt über Unwohlsein, sollte das laut dem Mediziner unbedingt Ernst genommen werden. "Ist das Kind noch ansprechbar, eine kühlere Umgebung aufsuchen und den Nacken leicht kühlen." Viel trinken und schonen. Jakob: "Zur Not auch den hausärztlichen Notdienst anrufen." Ist das Kind apathisch, nicht mehr ansprechbar und übergibt sich, "die 112 wählen". Klagt ein Kind beispielsweise im Freibad über Beschwerden, "auf keinen Fall in den Schatten rennen", so Wellsandt. Das beanspruche den Körper zusätzlich. "Wenn es geht, tragen und im Schatten dann Nacken und Waden kühlen." Nicht zu viel, sonst geht es ins nächste Extrem, da Kinder schnell auskühlen. Der zweite Autotest knackt alle Rekorde Bei dem zweiten Auto-Hitze-Test stand der NW-Wagen während des Gesprächs mit Jakob und Wellsandt in der prallen Sonne, vorab unter einem Carport. Das Thermometer zeigt in kurzer Zeit schon 43,1 Grad an. Dann geht es schnell. Nach drei Minuten ist es im Innenraum (diesmal sitzt niemand im Wagen) 45,8 Grad, nach sieben Minuten 49,8 Grad. Acht Minuten nach dem Messstart kann selbst das Thermometer bei dieser Hitze nicht mehr mithalten: Error.

Meistgelesen