
Löhne. Heinz Erhardt war der Meister der komischen Wortspiele, Loriot der Meister der Beobachtung. Ein bisschen Mischung aus beiden, so der Vergleich erlaubt ist, ist der Löhner Schriftsteller Thomas Krüger. Das beweist er mit seinem neuen Roman "Solo für Opa".
Krüger passt in keine literarische Schublade. Zum Glück. Er hat sich zuletzt mit der vierteiligen Reihe um den schrulligen Ermittler Erwin Düsedieker beim namhaften Heyne-Verlag etabliert. Danach folgten wieder Bücher für junge Leser und nun eine ganz neue Zielgruppe - Rentner. Herbert Fröhlich, der "Opa" im Buch, zählt 75 Jahre. Und sieht aus wie George Clooney. Wie bitte? Clooney ist doch erst 58. "Oh, erst? Vielleicht trinkt er den falschen Kaffee. Sollte es mal westfälisch mit Filterkaffee versuchen", sagt Krüger und muss herzlich lachen. Es sind diese kleinen Spielereien, die seine Bücher von anderen unterscheiden.
Der Stromberg-Darsteller mischt mit
Das ist auch Schauspieler und Stromberg-Kultdarsteller Christoph Maria Herbst aufgefallen. Der hat sich prompt bereit erklärt, das Hörbuch zu "Solo für Opa" zu sprechen. "Er ist da mit ganz viel Lust rangegangen, weil er das Buch mag. Wir haben viel gelacht. Es war eine tolle Zusammenarbeit", sagt Thomas Krüger, der heute in Bergisch Gladbach lebt.

Doch warum ein Buch über Rentner? Wird Krüger etwa alt? "Bleibt ja nicht aus", meint er. Schon sein Held Erwin Düsedieker war 60 bei seinem letzten Auftritt. "Als Autor finde ich, dass Ältere, wenn man sie handeln lässt und beschreibt, besser grooven." Wieder so ein spitzbübischer Krüger-Satz.
Herbert Fröhlich groovt ordentlich, aber bis dahin braucht es etwas. Am Anfang döst er altersgemäß in seinem Sessel vor sich hin. Dann wird sein Leben auf den Kopf gestellt. Ehefrau Margit ist verschwunden. Stattdessen fegt die fünfjährige Enkelin durchs Haus. Und mit Kindern kann der nörgelnde Großvater nichts anfangen. Wieder mal eine schräge Kombination: "Der Kontrast zwischen Oberlehrer-Opa und vorwitziger Göre ließ mir Raum für viel Witz", erklärt der Schöpfer des Duos.
Die Szenen erinnern an Loriot
Ein bisschen absurd und skurril braucht Krüger es. Das war schon bei Erwin Düsedieker und seinen Laufenten unverkennbar. Und so gehen Großvater und Enkelin auf eine sehr ungewöhnliche Tour bei der Suche nach der Oma. Dabei sinniert Herbert Fröhlich über seine 45 Jahre währende Ehe und hier schwingt sich Krüger zu literarischen Höhen à la Loriot auf. Urkomische Szenen einer Ehe machen viel vom Charme des Buches aus. Sind es Szenen aus Krügers eigener Ehe? Gespielte Empörung: "Auf keinen Fall. Das Buch ist ein Versuch, die Fehler, die man machen könnte, frühzeitig zu erkennen", philosophiert der, grinst und schiebt nach: "Ich muss zugeben, dass im Herbert auch das eine oder andere von mir steckt."

Brillant vor allem, wie Krüger die Hilflosigkeit des auf sich allein gestellten Mannes beschreibt. Die als selbstverständlich empfundene Frau ist nicht mehr da. Und nun? Diesmal Schilderungen aus eigener Erfahrung, Herr Krüger? "Sagen wir mal so: Ich käme schwer ins Trudeln. Vom Typ her bin ich so ein bisschen Hans Guck-in-die-Luft. Man kann sich vorstellen, wie das im Alltag aussieht."
Als Szenerie hat Krüger diesmal auf seine ostwestfälische Heimat verzichtet. Stattdessen den Ruhrpott und München gewählt. "Das passt besser zu Herbert", sagt er. OWL bleibt Erwin Düsedieker vorbehalten. Wird der nochmal zurückkehren in einem fünften Buch? "Ich habe noch Pläne", orakelt Krüger. Vielleicht treffen ja Herbert Fröhlich und Erwin Düsedieker sogar aufeinander. Bei Thomas Krüger ist nichts auszuschließen.
INFORMATION
Solo für Opa und eine Frage
"Solo für Opa" ist als Taschenbuch und Hörbuch im Heyne-Verlag erschienen. ISBN: 978-3-453-42268-1.