Löhne

Interview mit Löhner Krimi-Autor Thomas Krüger: „Leser verlieben sich in Enten“

Stimme: Dietmar Bär liest die Hörbücher zu den Enten-Krimis. | © Erik Weiss

Kristine Greßhöner
20.10.2015 | 20.10.2015, 21:06
Krimi-Autor Thomas Krüger. - © Isabelle Grubert
Krimi-Autor Thomas Krüger. | © Isabelle Grubert

Löhne. Thomas Krüger erinnert sich gern an seine Kindheit in Löhne. In seinen Kriminalromanen ermitteln Ente Lothar und Erwin Düsedieker. Im Gespräch mit Redakteurin Kristine Greßhöner sagt er, dass Ähnlichkeiten mit OWL dabei nicht ausgeschlossen seien.

Herr Krüger, Sie widmen einer schwarzen Lauf-Ente ein Sonett. Da frage ich mich: Wie viele Enten besitzen Sie wohl?
Thomas Krüger: Keine einzige, aber mein Bruder hatte mal welche. Sogar eine Schwarze war dabei. Und eine Weiße, nämlich Lisbeth, die ab dem zweiten Erwin-Düsedieker-Krimi eine wichtige Rolle spielt. Was ich über Enten weiß, weiß ich leider nur aus Büchern. Manches, was die Enten tun, ist daher reine Literatur. Auch Donald Duck hat Pate gestanden.

Haben Sie denn wenigstens eine vergoldete Badewanne wie Ihr Romanheld?
Krüger: Auch nicht. Bei meiner Badewanne zählen die inneren Werte. Schaumbäder finde ich gut. Lange im warmen Wasser sitzen, bis die Haut wellig wird. Am besten im Winter. Herrlich!

Sie schreiben Krimis über Erwin Düsedieker. Hat Erwin ein Handicap, einen niedrigen IQ, oder soll man das gar nicht so genau wissen?
Krüger: Erwin ist in vielem etwas langsamer. Ich glaube, man kann ihm mit so etwas wie dem IQ gar nicht gerecht werden. Erwin sieht die Dinge anders. Er hat Lösungen parat, die anderen fremd bleiben. Erwin ist ein Außenseiter, ein Mensch mit gewissen Schwierigkeiten. So einen sehen die Normalen gern als Doofen an. Da vertun sie sich sie aber.

Im dritten Band streift Ihr Protagonist seine geerbte Polizei-Mütze ab. Heißt das, der Ostwestfale in ihm hat die Schnauze voll, will sich nicht mehr für blöd verkaufen lassen?
Krüger: Ja, das passt schon sehr gut. Erwin hat sich über die drei Bücher von seinen Eltern und denjenigen, die ihn für dumm halten, emanzipiert. Die alte Polizeimütze seines Vaters war eine Bürde, die ist er nun los.

Sie wurden ja in Löhne geboren. Finden sich Spuren der Werrestadt in Ihren Büchern?
Krüger: Die Landschaft, die ich beschreibe, ist schon sehr wie zu Hause. Es gibt hier und da Straßennamen im Buch, die kommen aus der Gegend um Löhne-Wittel. Die Straßen „Stühfeld“, „Auf dem Keile“ und die B?61c sind so Beispiele. Wobei es das C als Bundesstraßen-Kennbuchstabe in der Realität nicht gibt. Die Landschaftsgestaltung mit kleinen Siedlungen, Höfen, Wäldern, Feldern, das ist mein OWL.

Jetzt wohnen Sie nahe Köln. Vermissen Sie Ostwestfalen?
Krüger: Ich bin ein ländlicher Mensch geblieben, auch in Bergisch Gladbach. Wenn ich in OWL bin, dann fallen mir natürlich vor allem Erlebnisse aus Kindheit und Jugend ein. Das war schon alles sehr prägend, und insofern ist da auch ein nostalgisches Gefühl dabei. Aber ich in erster Linie bin ich in meiner Familie zu Hause, deshalb fühle ich mich auch hier in Bergisch Gladbach ganz prima.

Wie gehen Sie mit negativen Rezensionen um? Haben Sie sich schon einmal richtig geärgert?
Krüger: Da gab es mal eine Kritikerin, die im Rundfunk verkündete, sie habe das Buch wegen der absurden Namen gar nicht erst gelesen. Es sind aber alles original ostwestfälische Namen. Diese Kritikerin hatte nun selbst einen seltsam klingenden Namen. Ich musste, gleich nach dem ersten Ärger, lachen und hab mich darüber gewundert, dass der liebe Gott ausgerechnet diejenigen, die im Glashaus sitzen, mit Schrotflinten bewaffnet. Es gab und gibt zu den Erwin-Büchern aber vor allem viele gute Kritiken. Das mildert den Einfluss der negativen.

Und was war das schönste Kompliment, das Ihnen spontan einfällt?
Krüger: Da gab es einige. Reinhard Jahn hat mir mal bescheinigt, Krimis zu schreiben, „die in der deutschen Szene einzigartig sind“. Das ging runter wie Öl. Rührend finde ich es auch, wenn sich Leser in die Enten verlieben. Besonders stolz war ich, als Harry Rowohlt mich anrief, nachdem ich ihm mein Manuskript geschickt hatte. Er hat ja zu Lebzeiten nie ein Blatt vor den Mund genommen. Als er den Krimi lobte und im selben Satz durchblicken ließ, wie sehr er meine Sonette schätzte, war das ein Ritterschlag.

Ihre Krimis gibt es auch als Hörbücher und ausgerechnet Dietmar Bär, populärer Tatortkommissar, posiert mit Ente im Arm und liest vor. Wie haben Sie das gedeichselt?
Krüger: Er mag die Bücher und ich kenne ihn schon seit 15 Jahren. Er ist Westfale, das kommt seinen Erwin-Lesungen sehr entgegen. Die Sache mit dem Foto war eine Schnapsidee, die er gut fand. Die Mütze auf dem Foto hat er selbst beigesteuert. Die hat ihm mal der Bund der Kriminalbeamten in Nordrhein-Westfalen oder ein ähnlicher Verband verliehen – eben für seine Verdienste als Tatortkommissar. Und die Ente auf dem Arm ist eine mutige Berliner Großstadt-Ente, denn den Fototermin hatten wir am Rande Berlins. Da sieht es auf den Äckern fast aus wie in Ostwestfalen.

Kommen Sie doch bald mal für eine Lesung nach Löhne!
Krüger: Sehr gern – ich bin dran. Das deichsle ich auch noch.

Information
Thomas Krüger, geboren 1962 in Löhne, ist Verleger, Autor von Kinderbüchern („Jo Raketen-Po“) und Sonetten. Er lebt mit seiner Familie in Bergisch Gladbach bei Köln.
„Erwin, Mord & Ente“ erschien 2013 als erster Krimi mit Ermittlungs-Ente Lothar. Nun ist nach „Entenblues“ (2014) mit „Erwin, Enten & Entsetzen“ der dritte Band erschienen. Krüger arbeitet bereits am vierten Buch.
Held ist Erwin Düsedieker, der in der alten Polizeiwache von Versloh-Bramschebeck lebt.