Spektakulär: Neue Bahnbrücke bei Kirchlengern wurde verschoben

Kirchlengern. Im Sommer 2023 hat die Deutsche Bahn die Baustelle zwischen Bahnlinie und der B239 eingerichtet, um die 120 Jahre alte Brückenkonstruktion durch einen Neubau zu ersetzen. Richtig spannend wurde es aber erst in den vergangenen Tagen und besonders die letzten 14 Meter, die die Konstruktion verschoben werden musste, erforderten Fingerspitzengefühl des bis zu 50-köpfigen Teams. Seit 1904 hat die Brücke Züge über die Else getragen. Sie war eine so genannte &bdquo;Stahlfachwerkbogenbrücke“ und verkörperte für viele Liebhaber des Bahnfahrens den Begriff &bdquo;Eisenbahn“ in einer fast melancholischen Weise, wie man ihn noch vor der Ära der Hochgeschwindigkeitszüge in den achtziger und neunziger Jahren kannte. Seit zwei Wochen liegt diese alte Konstruktion, die laut einer Markierung an dem Bauwerk 1959 saniert worden war, auf einem ehemaligen Acker neben der Else. Einige Bürger aus der Gegend, die früher häufig mit der Bahn über diese Brücke fuhren, bekundeten schon Interesse an einem kleinen Stück dieser Konstruktion – quasi als Erinnerung an alte Tage. Weniger melancholisch, dafür umso zielstrebiger mit Blick auf den Zeitplan, arbeiteten Projektleitung, Baustellenüberwachung und die beteiligten Firmen besonders am vergangenen Freitag und Samstag. Die neue Brückenkonstruktion wurde im Sommer in sechs Teilen geliefert und montiert. Seit dem lag sie etwa 14 Meter neben der Bahnlinie, auf der die Gleise verlaufen und bis vor zwei Wochen noch Züge über die alte Brücke fuhren. Verschub wurde mehrfach verschoben Nachdem die 120 Jahre alte Metallkonstruktion dann entfernt war, stand der seitliche Verschub der Nachfolgerin mit schweren Hydraulikpressen auf Schienen, die mit Teflonmatten als Gleithilfe ausgelegt waren, an. Das sollte ursprünglich am frühen Freitagmorgen um 3 Uhr beginnen, wurde aber mehrfach verschoben. Für Bahn-Projektleiter Hans Zimmer war um 8 Uhr klar, dass der Verschub erst am Nachmittag gegen 14 Uhr starten wird. Die Ausmaße der neuen Brücke ließen sich für Autofahrer auf der B239 nur erahnen. Sichtbar wurden sie, wenn man unmittelbar daneben stehende Arbeiter sah. Inklusive Unterbau, den so genannten Widerlagern, hat die Brücke eine Länge von 45 Metern. 35 Meter beträgt allein die Spannweite. Alles zusammen wiegt 720 Tonnen, wobei die Widerlager für sich allein 500 Tonnen beanspruchen. Dass an verschiedenen Stellen Metallkästen mit Überwachungskameras aufgestellt wurden, ist eine Konsequenz aus unliebsamen Besuchen auf der Baustelle, denn die Arbeiter waren nicht durchgehend 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche vor Ort. Rasantes Tempo von drei Metern pro Stunde Millimeter für Millimeter bewegte sich die neue Konstruktion am Freitagnachmittag mit einem für die Ausmaße rasanten Tempo von drei Metern pro Stunde. Das Bauwerk wurde in der Zeit von vier Hydraulikstempeln getragen, während es von horizontal arbeitenden Pressen sanft in seine endgültige Position zwischen zwei Gleisenden geschoben wurde. Maßarbeit, die zuvor eine Menge Rechenarbeit erforderte. Doch die wirkliche Filigranarbeit kam erst im Anschluss und dauerte etwa zwölf Stunden: das Absenken der Brücke um 25 Zentimeter auf die Widerlager. &bdquo;Das muss an beiden Enden synchron geschehen“, sagte Projektleiter Hans Zimmer. Das brauchte Zeit und Feingefühl, denn das Bauwerk wurde mit etwa zwei bis drei Millimetern pro Stunde abgesenkt und liegt seit Samstag in seiner Endposition. Aber mit welcher Toleranz? Die Aussagen dazu schwankten am Freitag zwischen Projektleitung, Baustellenüberwachung und Brückenbauern zwischen drei und zehn Millimeter. Zwei Tage länger Schienenersatzverkehr Der erste Zug soll am kommenden Mittwoch, 23. Oktober, um 5.30 Uhr die neue Brücke passieren – aber langsamer als gewohnt. Normalerweise dürfen Züge an der Stelle Tempo 120 fahren. In den ersten Tagen müssen 80 km/h genügen. Werden dann vom Zugführer noch Auffälligkeiten bemerkt, könnte im Schotterbett unter den Gleisen nachgebessert werden. Bis einschließlich Dienstagabend – zwei Tage länger als ursprünglich geplant – gilt also noch der Ersatzverkehr für die Züge der Linien RB 61 und RB 71 zwischen Kirchlengern, Herford und Hiddenhausen-Schweicheln. Bis Ende Februar will die Bahn die Baustelle renaturiert haben.

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