57-Millionen-Baustelle in Herford: Sophienstraße für Radfahrer und Fußgänger länger gesperrt

Herford. Die Baustelle rund um die Eisenbahnüberführung Sophienstraße wird mit Hochdruck vorangetrieben. Seit dem Start der zweiten Bauphase im Oktober hat das Projektteam der Deutschen Bahn (DB) Tiefgründungen im zweiten Brückenbereich hergestellt, eine Stützkonstruktion unter den Gleisen errichtet und Oberleitungsmaste gegründet. Zuletzt haben die Fachleute unter anderem an den bestehenden Widerlagern im zweiten Abschnitt der Brücke gearbeitet. Wegen dieser Arbeiten ist die Straße unter der Eisenbahnbrücke bereits seit Montag, 27. Januar, für den Fuß- und Radverkehr gesperrt. Die Sperrung muss nun bis einschließlich Donnerstag, 24. März, 9 Uhr, bestehen bleiben: Das Projektteam musste den Bauablauf kurzfristig noch einmal ändern. Die Umleitung bleibt ausgeschildert. Die DB bittet die Anwohnenden und Straßenverkehrsteilnehmenden um Verständnis für Unannehmlichkeiten. Blick auf die Baustelle im Oktober Am Freitag, 18. Oktober, ab 21 Uhr sollen wieder die ersten Züge durch den Bahnhof rollen, was derzeit nicht möglich ist. Die gute Nachricht für alle Bahnreisenden: &bdquo;Das werden wir schaffen“, sagt Lisa Schewe, Leiterin des gigantischen Projekts, das unter der Regie der DB-Tochter Infra Go über die Bühne geht. 57 Millionen Euro sind als Kostenrahmen für die gesamte Maßnahme veranschlagt, die von DB sowie Stadt und Kreis Herford gemeinschaftlich getragen werden, wie die Bauingenieurin Schewe berichtet. Wer die gewaltigen Ausmaße des Projekts aus nächster Nähe sieht, versteht, warum das Projekt in die Millionen geht. Hier müssen Strukturen aus dem Jahr 1905, als die alte Konstruktion aus Stahl gebaut wurde, durch neue Stahlbetonkonstruktionen ersetzt werden, die eine sehr hohe Tragfähigkeit aufweisen müssen. 22,5 Tonnen Achslast der über die Brücke rollenden Züge muss das neue Bauwerk tragen können, wie die Experten erläutern. Bis zu 60 Baufachleute sind in dieser Woche auf dem Gelände unterwegs, damit die erste Bauphase, in der der Herforder Bahnhof durch keinen einzigen Personenzug angefahren kann, auch pünktlich abgeschlossen werden kann. Das Ganze ist eine Inselbaustelle &bdquo;Wir haben überall Oberleitungen hängen. Die müssen wir alle ausschalten“, erklärt Schewe eines der vielen Mosaiksteine der Arbeiten, die derzeit gleichzeitig ablaufen. Zuletzt seien die Träger der Gleise 8 und 6 ausgebaut, Gleis 6 verschoben und die Signal- und Leittechnik angepasst und neue Oberleitungsmasten für die nächste Bauphase installiert worden. Auch eine Kampfmittelsondierung sei durchgeführt worden. Lesen Sie auch: Erweiterte Sperrung für die Sophienstraße &bdquo;Wir bauen mit möglichst wenig Einschränkungen der Öffentlichkeit“, betont Schewe. Das bedeutet: Die Einstellung des Bahnverkehrs in Herford wird auf jeweils eine Woche in den kommenden Jahren beschränkt. Ende 2027 soll dann alles fertig sein. Dann sollen dem Plan zufolge auch die Autofahrer wieder die Gleise an dieser Stelle unterqueren können. Denn das Ganze ist eine so genannte Inselbaustelle, wie Schewe erläutert. &bdquo;Rechts und links daneben läuft der Bahnbetrieb.“ Auch Fußgänger und Radfahrer haben durch einen eigens neu gebauten Betontunnel die Möglichkeit, die Baustelle zu unterqueren. Dieser Tunnel dient auch als Stütze während der darüber stattfindenden Bauarbeiten. Ab dem kommenden Freitag soll dieser wieder nutzbar sein. Durchfahrtshöhe der Brücke wird erweitert Die 16 Gleise sind auf 20 Stahlträgern mit darauf befestigten Stahlblechen verlegt. Vor Beginn des ersten Bauabschnitts musste die DB bereits im Herbst 2023 neue Signalanlagen errichten, damit die Züge die Baustelle über die verbleibenden Gleise umfahren können. Im ersten Bauabschnitt haben die Brückenbauer 6 der 16 Gleise entfernt. Danach wurden die Stahlplatten und die darunter liegenden Stahlträger mit schwerem Gerät – einem 34er Bagger mit Schneidewerkzeug – zerschnitten. Die Stahlträger müssen dann mit Hilfe eines weiteren Baggers über der Unterführung weggezogen werden. Lesen Sie auch: Wichtige Straße in Herford jahrelang gesperrt Die Brücke über der Sophienstraße liegt auf der wichtigen ICE-Strecke zwischen Köln und Berlin und zwischen Köln und Hamburg. Mit dem Brückenneubau in vier Teilabschnitten wird die Unterführung auch in der Höhe und in der Breite angepasst. Denn die Verbindung zwischen Goeben- und Bünder Straße soll für Radfahrer und Fußgänger verkehrssicherer werden, dazu muss die Unterführung verbreitert werden. Damit beim Entfernen der Brücken-Seitenwände das Erdreich von den Seiten nicht auf die Straße drückt, wird es vorher abgegraben. Die Durchfahrtshöhe der Brücke wird auf 4,50 Meter erhöht. 1905, als das Bauwerk errichtet wurde, lag die Durchfahrtshöhe bei 3,80 Metern - bis heute. In den vier Bauphasen erneuern die Fachleute das Brückenbauwerk Stück für Stück als Halbrahmen aus Stahlbeton. Bereits Anfang März wurde der erste Teil der Bestandsbrücke ausgebaut. Wenn einmal alles fertig ist, soll das Bauwerk erneut für einen sehr langen Zeitraum seinen Dienst erfüllen, den Eisenbahnverkehr tragen und zugleich Fußgängern, Radfahrern und Kraftfahrern die Unterquerung der Gleiskörper ermöglichen. Schewe: &bdquo;Wir legen unsere neue Infrastruktur für 100 Jahre Dauerhaftigkeit aus.“

Meistgelesen