„Brauchen Leute mit eigener Meinung“: UWG Kirchlengern sucht dringend Nachwuchs

Kirchlengern. Am 2. Mai 1984 wurde die Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG) in Kirchlengern gegründet. Eigentlich sollte der 40-jährige Geburtstag ja ein Grund zum Feiern sein. Doch im Gespräch mit den führenden Köpfen des Ortsverbandes schwingt bei Anja Sasse, Knut Engels und Michael Schmale auch Sorge mit. Sorge um die Zukunft. &bdquo;Wir würden gerne an der nächsten Kommunalwahl im Herbst 2025 teilnehmen, aber dafür benötigen wir Menschen, die sich politisch einbringen“, sagt Knut Engels. Seit 2009 ist der 59-Jährige bei der UWG und bekleidet für diese das Amt des stellvertretenden Bürgermeisters. Engels ist aktuell eines von 20 Mitgliedern. Bei der vergangenen Kommunalwahl im Jahr 2020 gab es 17 Wahlbezirke in Kirchlengern. Da die UWG für jeden Bezirk eine Kandidatin oder einen Kandidaten stellen möchte, würde es schwierig anzutreten, zumal &bdquo;wir auch keine Pseudo-Kandidaten aufstellen wollen“, sagt Engels. Protest gegen Brücke war Startpunkt für UWG in Kirchlengern &bdquo;Wir brauchen Nachwuchs, weil sich die Leute, die 40 Jahre dabei sind, nicht alle wieder aufstellen lassen“, ergänzt Michael Schmale. Der 61-Jährige selbst engagiert sich seit 25 Jahren, seit 20 Jahren ist er Fraktionsvorsitzender. Von einer jungen Truppe wie 1984 könne man heute nur noch träumen, sagt er. Denn es sei schwierig, junge Menschen davon zu überzeugen, sich politisch zu engagieren. &bdquo;Es kommt dann immer das Argument, dass man eh nichts verändern kann“, berichtet Anja Sasse. Die 52-Jährige ist selbst noch nicht so lange bei der UWG aktiv. Im Jahr 2018 hat sie sich der Unabhängigen Wählergemeinschaft angeschlossen. Seit Dezember 2023 führt sie als Nachfolgerin von Eckhard Grube den Ortsverband. Dass man nichts verändern kann, will sie so nicht gelten lassen. &bdquo;Gerade in der Kommunalpolitik hat man doch Einfluss. Da entscheiden oft nur wenige Stimmen über Großprojekte.“ Von denen hat die UWG in den 40 Jahren ihres Bestehens einige maßgeblich beeinflusst. Wegen eines geplanten Brückenbaus über die Bahnlinie direkt im Ortskern wurde die UWG überhaupt erst gegründet. Um die Brücke unweit der aktuell angedachten Bahnunterführung zu verhindern, schlossen sich 1980 einige Bürgerinnen und Bürger zu einer sogenannten Interessengemeinschaft zusammen. Aus dieser entstand dann 1984 die UWG, die seitdem durchgängig im Gemeinderat vertreten ist. UWG Kirchlengern hat in 40 Jahren viele Dinge angestoßen Das Nein zur Brücke brachte der Wählergemeinschaft gerade in der Anfangszeit den Ruf ein, immer nur gegen etwas zu sein. &bdquo;Mittlerweile haben wir aber auch viele konstruktive Dinge bewegt, die uns in der Bevölkerung Ansehen gebracht haben“, sagt Schmale. Als Beispiele nennt der Fraktionsvorsitzende das Drängen auf Photovoltaik-Anlagen auf öffentlichen Gebäuden, die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED-Technik oder die Einführung des papierlos arbeitenden Rates. Auch auf die Finanzen habe man in all den Jahren immer geachtet, weil es &bdquo;in Kirchlengern ja immer der Mercedes sein muss“, kritisiert Engels. So etwas wie einen Fraktionszwang würde es allerdings nicht geben. &bdquo;Die Ausschuss- oder Ratsmitglieder entscheiden so, wie sie es von der Sache her für richtig halten“, sagt Schmale. Für Engels war das der Hauptgrund, sich überhaupt bei der UWG zu engagieren. &bdquo;Ich bin eingetreten, weil sich hier jeder frei entscheiden kann“, sagt er. Dasselbe gilt auch für Anja Sasse. Vor ihrem politischen Engagement habe sie Gespräche mit allen Fraktionen geführt und sich dann für die UWG entschieden. &bdquo;Weil ich mich hier mit meiner eigenen Meinung am meisten selbst einbringen kann“, sagt die Vorsitzende. Bei Abstimmungen sorge dies zwar manchmal dafür, dass die UWG eine echte Wundertüte sei, doch letztlich sei die Unabhängigkeit der Kern der Wählergemeinschaft. Und das habe schließlich auch Vorteile. &bdquo;Weil wir keine übergeordnete Bundestagsfraktion haben, müssen wir nicht von Wahl zu Wahl denken, sondern können lange Zeiträume ins Auge fassen“, sagt Michael Schmale. Vorsitzende Sasse fasst das Anforderungsprofil für neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter wie folgt zusammen: &bdquo;Wir brauchen Leute, die eine eigene Meinung haben. Denn wir haben keine übergeordnete Leitlinie, sondern entscheiden danach, was für Kirchlengern am besten ist.“

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