Hochwasser: Warum blieb Kirchlengern verschont?

Kirchlengern. Beim Dauerregen rund um die Weihnachtsfeiertage Ende vergangenen Jahres waren Einsatzkräfte in Bünde und Rödinghausen ordentlich gefordert. Die Situation in Kirchlengern blieb hingegen entspannt. &bdquo;Im Laufe der Jahre hat sich in Sachen Hochwasserschutz einiges in Kirchlengern getan“, sagt Bürgermeister Rüdiger Meier. &bdquo;Bis zum HQ100, also einem Hochwasserereignis, das statistisch etwa alle 100 Jahre auftritt, sind wir in Kirchlengern ziemlich, ziemlich sicher“, sagt Michael Doemke, Fachbereichsleiter Planen, Bauen und Technische Dienste. Der Bürgermeister hatte im Zuge des Dauerregens einmal den Stab für außergewöhnliche Ereignisse einberufen. &bdquo;Wir haben geschaut: Wo stehen wir? Was ist zu erwarten? Großer Aktionismus war aber schlichtweg nicht vonnöten.“ Alle Beteiligten hatten natürlich die Pegelstände der Else durchgehend im Blick. &bdquo;Wir konnten aber tiefenentspannt sein, weil wir weit entfernt waren vom HQ100“, so Meier. Deswegen seien auch nur kleine Maßnahmen ergriffen worden. &bdquo;Wir haben unsere Staukanäle leer gepumpt, um etwas Stauvolumen zu haben – für den Fall, dass doch noch ein größerer Wasserschwall runterkommt“, so Meier. Im Grenzgebiet zwischen Bünde und Kirchlengern, am Else-Werre-Radweg auf Höhe von Oskar Nolte Lacke, wurde der Rahmendurchlass zwischen Else und Gemeindegebiet stetig im Blick behalten und geschaut, ob Else-Wasser ins Gemeindegebiet drückt. Das sei aber nicht der Fall gewesen. &bdquo;Aber auch hierfür wären wir vorbereitet gewesen, hätten Big Packs mit Sand voll gemacht, sie in den Rahmendurchlass gegeben und ihn damit dicht gemacht und Wasser in dem Bereich abgepumpt“, erklärt Meier. Das Einberufen des Stabs sei auch ein Test für die Gemeinde gewesen und habe gezeigt, dass im Ernstfall alles reibungslos funktioniert. &bdquo;Wir sind auch in einer Whatsapp-Gruppe organisiert, so dass man den Stab schnell einberufen kann“, so Meier. Gewässerökologie und Hochwasserschutz im Einklang Er rekapituliert auch noch einmal einiges, was sich in Sachen Hochwasserschutz im Laufe der Jahre getan hat. In Summe seien etwa 3 Millionen Euro seit 2009 in verschiedene Maßnahmen in der Gemeinde geflossen. &bdquo;Wir haben uns angeschaut, wie man Gewässer renaturieren kann, um die Gewässerökologie zu verbessern, und wie man gleichzeitig etwas für den Hochwasserschutz tun kann.“ So wurde ab 2009/2010 beispielsweise der Rehmerloh-Mennighüffer Mühlenbach in Stift Quernheim wieder in seinen Ursprungszustand versetzt, er hat sein ursprüngliches Bachbett zurückbekommen. Gleichzeitig wurde Wittlers Wiese miteinbezogen und ein Retentionsraum geschaffen. &bdquo;Damit haben wir in Stift Quernheim Ruhe gehabt.“ Zuvor hatten die Bewohner dort im Bereich der Mühle oftmals mit vollgelaufenen Kellern zu kämpfen. &bdquo;Die Gemeinde hat insgesamt für Gewässerrenaturierungen im Gemeindegebiet 1,2 Millionen Euro ausgegeben“, sagt Michael Doemke. Auch im Bereich der Else, an der Brausemühle, hat sich etwas getan. Das Wohl der Fische habe hier im Vordergrund gestanden. Gleichzeitig wurde etwas für den Hochwasserschutz getan. &bdquo;Hier wurde der Wasserstand um 40 Zentimeter abgesenkt, in 10 Zentimeter-Schritten. Damit hat man mehr Flussfläche, sprich Volumen, zur Verfügung.“ Auch eine Flutmulde wurde geschaffen. 900.000 Euro habe das Ganze gekostet. Die Gemeinde habe nichts davon zahlen müssen, die Kosten trugen der Eon-Vorgänger Elektrizitätswerke Minden-Ravensberg (kurz EMR) und das Land NRW. Wer an Hochwasser denkt, hat natürlich unmittelbar die Bilder aus 2014 vor Augen. Der Markbach war im Zuge eines Starkregenereignisses übergelaufen und hatte die Straße Im Obrock, Keller und Häuser von Anwohnern sowie das alte Aqua Fun geflutet und einiges zerstört. &bdquo;Hier haben wir geschaut, was man tun kann, damit der Markbach die Keller nicht flutet, wenn er anschwillt“, sagt Meier. So wurde der Durchlass unter der Straße Im Obrock deutlich vergrößert und Staukanäle gebaut. Weitere Durchlass-Erweiterungen – beispielsweise am Else-Werre-Radweg – folgten. Mehrere Durchlässe verbreitert Etwa 800.000 Euro wurden in die Durchlässe investiert. &bdquo;Der Durchlass unter dem Bahnkörper steht immer noch aus. Es sieht danach aus, dass die Bahn 2026 soweit ist und die Erweiterung dort dann umgesetzt werden kann.“ Auch weitere Möglichkeiten, im Bereich des Markbachs noch mehr Retentionsraum zu schaffen, gebe es künftig. Dort müsse allerdings geschaut werden, was möglich ist hinsichtlich des nötigen Grunderwerbs. &bdquo;Der Markbach war dieses Mal unauffällig“, sagt Rüdiger Meier mit Blick auf den Dauerregen im Dezember. Selbst im Durchlass unter der Bahn sei noch mehr als die Hälfte frei gewesen, hat Doemke beobachtet. Beide verweisen darauf, dass sich die Ereignisse 2014 und 2023 aber auch deutlich unterschieden haben. 2014 hat es ein Starkregenereignis auf einem eng lokal begrenzten Raum gegeben, Ende 2023 gab es Dauerregen, der sich auf deutlich größerem Raum abgespielt hat. Die Regenmengen waren deutlich geringer. &bdquo;Mit Argusaugen haben wir den Markbach nun im Blick behalten.“ Grundsätzlich sagt Meier: &bdquo;Wir haben gesehen, dass alle kritischen Punkte, die wir mal hatten, unkritisch waren“. Gemeinde will Starkregenrisikomanagement etablieren Auch in Zukunft wird sich in der Gemeinde noch mehr tun: Starkregengefahrenkarten waren zuletzt vorgestellt worden. Ein Konzept zum Starkregenrisikomanagement wurde präsentiert (die NW berichtete). Das Konzept muss noch im Rat am Donnerstag, 1. Februar, beschlossen werden.

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