Schule Neue Löhner Buslinie kann der Kirchlengerner Gesamtschule eine Klasse kosten

Kirchlengern/Löhne. Seit vielen Jahren besuchen Schüler aus Löhne die Erich-Kästner-Gesamtschule in Kirchlengern. In manchen Jahren bilden sie aufgrund ihrer Anzahl schon fast eine eigene Klasse. Fakt ist, dass die EKG in Kirchlengern auf Dauer dreizügig bleiben muss. Würden die Kinder aus Löhne fehlen, könnte es künftig knapp werden. Die Löhner Politik will der Abwanderung aus ihrer Sicht entgegensteuern, denn es gibt einen Grund, dass vor allem Kinder aus Obernbeck lieber nach Kirchlengern kommen: die gute Busverbindung. Als der Löhner Schulausschuss in der vergangenen Woche die Anmeldezahlen für die weiterführenden Schulen zur Kenntnis nahm, glich die Situation einem Déjà-vu. Wieder einmal haben sich mehr als 50 Löhner Grundschüler für eine weitere Schullaufbahn außerhalb der Werrestadt entschieden, alleine 18 von ihnen pendeln künftig nach Kirchlengern. Kein gutes Omen für den Schulstandort Löhne im Allgemeinen und die hiesige Gesamtschule im Speziellen. Letztere aber versucht nun, das Blatt zu wenden: In einem Antrag an die Stadtverwaltung fordert die Schulkonferenz der Bertolt-Brecht-Gesamtschule die Einrichtung einer neuen Buslinie – und erhofft sich dadurch einen Gewinn für die ganze Stadt. Konkret richtet sich der Blick aller Beteiligten in den Ortsteil Obernbeck. Dort nämlich leben fast schon traditionell die meisten Kinder, die sich nach der vierten Klasse gegen die Bertolt-Brecht-Gesamtschule und stattdessen für das Pendant in Kirchlengern entscheiden. 18 sind es im kommenden Schuljahr, zuletzt wechselten sogar 22 Obernbecker zur Erich-Kästner-Gesamtschule in der Nachbargemeinde. Dass die Pendlerzahlen insbesondere in Obernbeck Jahr für Jahr derart hoch liegen, lässt für viele Beobachter in Politik und Verwaltung den Schluss zu: Der Weg zur Bertolt-Brecht-Gesamtschule ist aus dem Löhner Nordwesten einfach zu unattraktiv. Schüler müssen bisher umsteigen Tatsächlich scheint die Busverbindung dabei eine tragende Rolle zu spielen. Während es nämlich zwischen Obernbeck und der Erich-Kästner-Gesamtschule eine Direktverbindung gibt, fehlt eine solche ausgerechnet zur Bertolt-Brecht-Gesamtschule in Mennighüffen. Um diese zu erreichen, müssen die betroffenen Schüler aktuell zunächst in entgegengesetzte Richtung ins Zentrum fahren, um dann umzusteigen, ehe sie am Ziel sind. Daniela Gehring, die Leiterin der Bertolt-Brecht-Gesamtschule, kennt diese Bus-Problematik schon seit langem und sagt: &bdquo;Der Status quo ist für Obernbecker Kinder kompliziert, zeitraubend und unattraktiv.“ Zudem seien die Busse vom Zentrum zur Schule schon jetzt stark frequentiert, was gerade auf Fünftklässler oft abschreckend wirke. Das sei ihr aus vielen Gesprächen mit Eltern gespiegelt worden, die sich letztlich für Kirchlengern entschieden. Für Gehring ist daher offensichtlich, dass eine Direktverbindung von Obernbeck zur Bertolt-Brecht-Gesamtschule deutlich attraktiver wäre. &bdquo;Davon würden am Ende alle profitieren: Die Schüler, unsere Schule und damit auch der Schulstandort Löhne“, ist sie überzeugt. Lediglich die Kollegen in Kirchlengern hätten dann das Nachsehen. Schule in Kirchlengern braucht die Schüler aus Löhne Die aber profitierten zuletzt auch deutlich von der bisherigen Regelung, was im Löhner Rathaus durchaus Missfallen hervorrief. Erst im Januar dieses Jahres etwa hatte Schulamtsleiter Matthias Döding öffentlich festgestellt, dass die festgeschriebene Dreizügigkeit der Erich-Kästner-Gesamtschule &bdquo;in hohem Maße vom Einpendeln Löhner Schülerinnen und Schülern abhängig“ sei. Mit anderen Worten: Die Kinder, die an der Löhner Gesamtschule fehlen, sichern den Fortbestand der Gesamtschule Kirchlengern. Daniela Gehring sieht das ähnlich. Allerdings, so ihre Kritik, müssten dann auch die passenden Rahmenbedingungen geschaffen werden. &bdquo;Das Motto ,Kurze Beine, kurze Wege sollte eben auch für Fünftklässler gelten“, sagt sie. &bdquo;Und wenn man über eine freie Schulwahl spricht, dann müssen die Kinder und Eltern auch die Chance haben, sich frei zu entscheiden.“ Die derzeitigen Busverbindungen würden das jedoch nicht hergeben. Rüdiger Meier ist einerseits in seiner Funktion als Bürgermeister von Kirchlengern an einer starken weiterführenden Schule in seiner Gemeinde interessiert. Aber auch als stellvertretender Vorsteher des Gesamtschulverbunds Bünde/Kirchlengern. Er ist von der &bdquo;guten Qualität und Arbeit der Erich-Kästner-Gesamtschule überzeugt“, die mit Sicherheit auch ein Grund für die Schulwahl der Kinder und Eltern aus Obernbeck ist. Die Reaktion aus dem Kirchlengerner Rathaus &bdquo;Wir sind im Kreis Herford eine große kommunale Familie“, so Meier weiter. &bdquo;Von Kirchlengern gehen auch Kinder nach der Grundschule zu weiterführenden Schulen nach Bünde. Wir würden da nicht mit einem solchen Ansatz herangehen, um das zu unterbinden.“ Die Gemeinde Kirchlengern habe viel Geld für die Gesamtschule in die Hand genommen und es sei wichtig, diese zu erhalten, so Meier. Das die EKG in Kirchlengern dreizügig bleibe, sei von Bedeutung. Die Erich-Kästner-Gesamtschule ist insgesamt achtzügig angelegt: fünf Eingangsklassen in Bünde und drei in Kirchlengern. In den vergangenen Jahren ist die Nachfrage in Kirchlengern nahezu gleichgeblieben, während die Nachfrage in Bünde in den vergangenen Jahren von fast 150 auf 80 bis 90 Fünftklässler stark nachgelassen hat. Besonders seit der Wiedereinführung von G9 an Gymnasien. Am Ende sei es laut Rüdiger Meier wichtig, dass unterm Strich alle mit dem Elternwunsch leben können. &bdquo;Uns ist ein gutes Miteinander unter den Kommunen viel wichtiger, als mit Argwohn zum Nachbarn zu gucken“, sagt Rüdiger Meier auf NW-Nachfrage. Ob der Bus kommt, ist nicht sicher Ob sich an der Busverbindung in Löhne aber tatsächlich etwas ändern wird, steht derzeit noch in den Sternen. Schuldezernentin Beatrix Becker aus Löhne erklärt: &bdquo;Das gibt es hochkomplexe Zusammenhänge“ und verwies unter anderem auf bestehende Verträge und Linienbündel, die erst in den Jahren 2026 oder 2027 neu ausgeschrieben würden. Zudem sei es für Löhne auch ein kostspieliges Unterfangen.

Mehr zum Thema