Kritik am Straßenverkehrsamt im Kreis Herford: Ist sie gerechtfertigt?

Kreis Herford/Kirchlengern. Beleidigungen gegen die Mitarbeiter des Straßenverkehrsamtes in Kirchlengern sind nicht an der Tagesordnung, aber auch keine Einzelfälle. Zuletzt musste sich sogar ein Geschäftsmann aus Enger vor Gericht verantworten, weil er Mitarbeiter der Zulassungsstelle als &bdquo;Faules Pack“ bezeichnet hat. Nachdem die Neue Westfälische darüber berichtete, erhielt die Redaktion einige Rückmeldungen. Viele Leser nahmen die Mitarbeiter in Schutz, einige äußerten aber auch Kritik: an langen Wartezeiten, fehlender Freundlichkeit und mangelnder Flexibilität. Bei Google bekommt die Behörde mit 2,7 von 5 Sternen eine eher durchwachsene Bewertung. Doch ist die Kritik gerechtfertigt? Die NW hat sich in der Behörde umgesehen. Dort ist Janine Schütte als Leiterin des Straßenverkehrsamtes seit August des vergangenen Jahres für die 67 Mitarbeiter zuständig. Zuvor arbeitete die 45-Jährige als Abteilungsleiterin im Kreishaus in Herford. Dass das Straßenverkehrsamt einen besonderen Ruf in der Bevölkerung genießt, das hat sie schon früh mitbekommen. Oft seien das aber Meinungen, die früher gebildet wurden, sagt sie. Vieles habe sich mittlerweile verbessert. Rumgesprochen habe sich das aber noch nicht. &bdquo;So oft meldet man ja kein neues Auto an. Bis man eine Meinung revidiert, dauert das ein bisschen“, sagt sie. Schütte verweist auf die Einrichtung der Online-Termine, die die Wartezeit in der Behörde deutlich verkürzt hätten. &bdquo;Unsere Rückmeldungen darauf sind, dass die meisten Kunden damit sehr zufrieden sind. Schließlich weiß man jetzt, wann man kommen muss“, sagt sie. Und wer kein Smartphone besitzt oder das Internet nicht nutzt, für den gibt es auch noch analoge Möglichkeiten: &bdquo;Wir schalten jeden Tag noch zehn Termine frei für Kunden, die vergessen haben einen Termin zu buchen oder dringend noch etwas erledigen müssen.“ Zulassung zwischen zehn und zwölf Minuten Mittlerweile habe sich die Lage in der Zulassungsstelle auch wieder etwas entspannt. Aufgrund der besonderen Situation in der Corona-Zeit mussten Kunden teilweise mehrere Tage auf freie Termine warten. Hintergrund war, dass sich die Abläufe aufgrund der Schutzmaßnahmen geändert haben. So hat eine Analyse ergeben, dass die reine Zulassung im Amt in der Regel zwischen zehn und zwölf Minuten dauert. Während der Pandemie war der Zeitaufwand natürlich größer. &bdquo;In der Zeit waren die Wege viel länger“, sagt die Leiterin. Nun hat sich fast alles wieder im Normalbetrieb eingependelt. &bdquo;Zurzeit haben wir fast immer noch Termine frei“, sagt Schütte. Es kommt nicht selten vor, dass äußere Umstände Einfluss auf die Auslastung im Straßenverkehrsamt nehmen. So hat das Auslaufen der Subventionen für E-Autos Ende des vergangenen Jahres noch einmal für einen großen Andrang in der Behörde gesorgt. Und oft spielen auch die Verkaufszahlen eine Rolle. &bdquo;Wenn mehr Autos verkauft werden, dann ist der Andrang natürlich auch größer“, sagt Schütte. Und auch eine Krankheitswelle wie im Winter 2022 wirkt sich natürlich auf die Leistungsfähigkeit in der Behörde aus. Damals infizierten sich mehrere Mitarbeiter mit dem Coronavirus, zudem steckten sich Kollegen mit einem Magen-Darm-Virus an. In der Zulassungsstelle standen nur 4 von 17 Mitarbeitern zur Verfügung. &bdquo;Wenn die Welle durch die Abteilung geht, dann ist man machtlos“, sagt Schütte. Auch Kunden verzögern Auto-Zulassung Und die Kunden sorgen auch selbst mal dafür, dass sich ein Antrag auf eine Auto-Zulassung verzögert. &bdquo;Es ist unterschiedlich: Mal fehlen Unterlagen, mal Vollmachten“, sagt die Leiterin. Ein Auge zudrücken können die Mitarbeiter bei fehlenden Dokumenten aber nicht. Erst, wenn alle Unterlagen da sind, kann ein Antrag genehmigt werden. &bdquo;Wenn die Auslastung nicht zu groß ist, können die Kunden aber sofort wiederkommen. Ansonsten verweisen wir auf den nächsten Termin.“ Kritik äußerten einige Leser auch an den Öffnungszeiten im Straßenverkehrsamt in Kirchlengern. Mittwochs und freitags ist die Behörde zum Beispiel nur von 7.30 bis 12 Uhr geöffnet. &bdquo;Nicht gerade arbeitnehmerfreundlich“, kommentierte eine NW-Leserin. Janine Schütte verweist jedoch darauf, dass die Mitarbeiter an den Tagen nicht um 12 Uhr nach Hause gehen. Viel Papierkram wartet in der Regel noch auf den Schreibtischen. Zudem habe eine Auswertung ergeben, dass die Behörde in Kirchlengern im NRW-Vergleich zu den Straßenverkehrsämtern mit den längsten Öffnungszeiten gehört, sagt sie. Und wie viel Verständnis haben die Kunden, wenn ein Antrag mal länger dauert oder vielleicht abgelehnt wird? Beleidigungen in Richtung der Mitarbeiter kommen im Straßenverkehrsamt immer wieder mal vor. In der Regel erfolgen die Angriffe verbal, sagt Schütte. &bdquo;Mehr ist bislang glücklicherweise nicht passiert“, ergänzt die Leiterin. Oft versuchen Mitarbeiter dann, die Situation zu deeskalieren. Dafür ist ein Großteil der Mitarbeiter in einer &bdquo;Schulung zum Umgang mit schwierigen Kunden“ ausgebildet werden worden. &bdquo;Wir versuchen, dass alle Mitarbeiter das einmal mitmachen“, sagt Schütte. Sollten aber Grenzen überschritten, also die Anfeindungen zu heftig werden, wird eingeschritten. Zum Beispiel mit einer Anzeige wie im Fall des Geschäftsmannes aus Enger.

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