Hettich in Kirchlengern macht Umsatzsprung und baut neu

Kirchlengern/Bünde. Auch im zweiten Corona-Jahr standen die Themen Schöner Wohnen und Einrichten bei den Verbrauchern hoch im Kurs. Davon hat der Möbelbeschlägehersteller Hettich mit Stammsitz in Kirchlengern deutlich profitiert: Die Hettich-Unternehmensgruppe hat 2021 einen Umsatz von rund 1,35 Milliarden Euro erwirtschaftet (2020: 1,066 Milliarden Euro). Das macht ein Umsatz-Plus von rund 26 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Kräftig investieren wird Hettich am Stammsitz in Kirchlengern: Dort entsteht ein Multifunktions-Produktionshalle, bei Hettich spricht man von der Halle "C3". Die neue Halle entsteht direkt an der Ortsgrenze, allerdings auf Bünder Gebiet. Hettich investiert hier rund 40 Millionen Euro. Zwei Kräne stehen neben der Produktionshalle C2, Baumaschinen sind im Einsatz. "'In der Lohge' sind vorbereitende Tätigkeiten für unsere neue Halle C3 gestartet", informiert Hettich-Sprecherin Laura-Sophie Putschies. Zusätzliche 23.000 Quadratmeter Nutzfläche werden geschaffen. In der neuen Multifunktionshalle sollen Auszugsführungen und Schubkästen produziert werden. "Die neue Produktionshalle bietet uns die Chance, mit modernsten Produktionsanlagen die Kapazitätssteigerungen der nächsten Jahre bei verschiedenen Schubkastensystemen zu bedienen." Der Baubeginn war erst für Ende 2021 angesetzt. "Nun ist der Spatenstich der neuen Multifunktionshalle geplant für das erste Halbjahr 2022, voraussichtlich Mitte/Ende Mai", sagt Putschies. Gehe alles nach Plan, sollen die ersten Produkte in der neuen Halle ab dem 1. Quartal 2023 vom Band laufen.Die bestehende Produktionshalle C2 werde mit dem Neubau logistisch verknüpft, teilt Putschies weiter mit. Es werde neben begrünten Fassaden- und Dachflächen auch eine Photovoltaikanlage geben. "Damit zeigen wir unser klares Commitment zu nachhaltigem Bauen und nachhaltigem Wirtschaften", sagt Sascha Groß, Geschäftsführer des weltweit agierenden Familienunternehmens mit 7.400 Mitarbeitern. In Ostwestfalen-Lippe beschäftigt Hettich knapp 2.900 Mitarbeiter. Durch den Neubau wird die Mitarbeiterzahl in Kirchlengern/Bünde wohl steigen. "Perspektivisch sichern wir hiermit die Anzahl der Arbeitsplätze und sehen auch Möglichkeiten für weitere Einstellungen. Dieses erfolgt im Rahmen eines gestuften Anlaufkonzeptes über die nächsten Jahre", so die Hettich-Sprecherin. Vielfältige Herausforderungen in 2021 Das Jahr 2021 habe Hettich erfolgreich abgeschlossen, sagt Hettich-Geschäftsführerin Jana Schönfeld. Viele Menschen investierten 2021 in ihre eigenen vier Wände. Bei den Neuanschaffungen seien besonders Küchen, Sofas sowie Möbel für das Homeoffice gefragt gewesen. Der Auslandsanteil lag bei 74 Prozent. Zu Gewinnen macht Hettich keine Angaben. Das Unternehmen habe vor "vielfältigen Herausforderungen" gestanden. &bdquo;Manchmal fehlte Rohmaterial, die Lieferketten waren verstopft oder die Kapazitäten erschöpft“, informiert Geschäftsführer Sascha Groß. Immer wieder sei es zu temporären Unterbrechungen der Lieferketten gekommen. Gründe waren zum Beispiel das Schnee-Chaos in Ostwestfalen oder lokale Lockdowns in diversen Ländern. Auch die Zerstörung der eigenen Galvanikanlagen in Berlin habe für Probleme gesorgt. Die massiven Kostensteigerungen - etwa bei Rohmaterial und Logistik - sind für Hettich eine Herausforderung. "Die hohe Nachfrage-Lage hat uns 2021 geholfen, die Belastungen abzumildern", sagt Geschäftsführer Uwe Kreidel. "Auch im Moment werden wir fast täglich von Preisanpassungen überrascht." Sascha Groß: "Unsere Kunden hätten gerne noch mehr Bestellungen bei uns platziert. Uns war es wichtig, in diesen herausfordernden Zeiten ein zuverlässiger und transparenter Partner zu bleiben."2021 hat Hettich knapp 79 Millionen Euro investiert: Neben der Investition am Stammsitz baut Hettich im Süden Chinas eine weitere Produktion auf. "Wir werden dort Auszugsführungen und Scharniere für den lokalen Markt produzieren", sagt Groß.Hettich hat Mitarbeiter in der Ukraine und Russland Material- und Lieferengpässe, hohe Kosten sowie die drohende Inflation werden Hettich in diesem Jahr begleiten. Genauso sieht das Unternehmen Chancen durch die anhaltend hohe Nachfrage und die Themen "Schöner Wohnen" und "Homeoffice Welten", die weiterhin im Trend liegen.Der Beschlägehersteller behalte genauso politische Entwicklungen im Blick. Der Krieg in der Ukraine betrifft die Hettich-Gruppe, da sie in beiden Ländern aktiv ist. &bdquo;Wir verurteilen diesen Krieg aufs Schärfste. Was der Krieg für die Menschen vor Ort und für uns bedeutet, bleibt abzuwarten", betont Groß. In Kiew betreibt das Unternehmen ein Vertriebsbüro. "Unseren 14 Mitarbeitern geht es den Umständen entsprechend gut", sagt Sascha Groß. Die Mitarbeiter seien ins aktuell sichere Umland geflohen. In Russland beschäftigt die Unternehmensgruppe circa 200 Mitarbeiter. Seit einigen Tagen seien wieder Lieferungen an die Tochtergesellschaft möglich. "Wir wollen so die Arbeitsplätze vor Ort sichern."

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